TV-Tipps des Tages
24.09.2012 – Islam, Religion,Titanic, Integration, Migranten, Muslime
TV-Tipps des Tages sind: Spott mit Gott: Was ist uns heilig, und was muss Religion aushalten? Geheime Zone - Der Truppenübungsplatz Ohrdruf; alpha-Campus DOKU: Baustelle Integration? - Der Weg zum Wir-Gefühl. Mangelnde Integration von Migranten ist ein zunehmendes gesellschaftliches Problem
Von Ümit Küçük Montag, 24.09.2012, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 24.09.2012, 11:08 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Spott mit Gott
Was muss Religion aushalten? – Moderation: Meinhard Schmidt-Degenhard – Horizonte
Was ist uns heilig, und was muss Religion aushalten? Über dieses aktuelle Thema diskutieren in „Horizonte“ Ali Kizilkaya vom Islamrat, die Publizistin Necla Kelek, der Chefredakteur der „Titanic“ Leo Fischer und der FAZ-Journalist und Buchautor Daniel Deckers.
Das Schema ist mittlerweile weltweit bekannt: Kaum erscheint irgendwo etwas Kritisches zum Islam oder zum Propheten Mohammed, erstürmen aufgebrachte Demonstranten in der islamischen Welt die Vertretungen von westlichen Ländern und zünden Fahnen an. Bei den Protesten gegen das islamfeindliche Video „Unschuld der Muslime“ kamen sogar mehrere Menschen ums Leben, unter anderem der US-Botschafter im libyschen Bengasi. Just in dieser explosiven Situation veröffentlicht die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ Mohammed-Karikaturen, auch die in Frankfurt ansässige Satirezeitschrift „Titanic“ kündigt eine Islamausgabe an. Satire dürfe alles, verteidigen die Macher und berufen sich auf die Meinungsfreiheit. Bereits in ihrer Juli-Ausgabe hatte die „Titanic“ mit einem Papst-Titel für Provokationen gesorgt. Erst die aktuellen Ereignisse um die islamkritischen Veröffentlichungen haben in Deutschland eine Debatte über Blasphemie in Gang gesetzt. 08:30-09:00 • HR
Geheime Zone – Der Truppenübungsplatz Ohrdruf
Der Truppenübungsplatz Ohrdruf in Thüringen war jahrzehntelang ein verbotener Ort, um den sich heute noch viele Mythen und Legenden ranken. Über die Zeit nach 1933 sind Gerüchte vom geheimen Bau elektronischer „Wunderwaffen“, von nuklearen Tests und von Raketen, die bis nach Amerika fliegen sollten, im Umlauf. Bewiesen ist bislang nichts davon.
Sicher ist jedoch: Vom Herbst 1944 bis in die letzten Tage des Zweiten Weltkrieges hinein wurde im angrenzenden Jonastal von zehntausenden KZ-Häftlingen unter unmenschlichen Bedingungen ein letztes Führerhauptquartier in den Fels getrieben. Als die vorrückenden US-Truppen im April 1945 dort ankamen, kamen zahlreiche unbestätigte Nachrichten über geheime Waffenfabriken auf.
Nach dem Abzug der Amerikaner und der Übernahme der Region durch die Sowjets zog die Rote Armee auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf ein. So blieb das Terrain weiter unter Verschluss, und mit ihm alle Hinweise auf die tatsächlichen Ereignisse an diesem von Geheimnissen umwobenen Ortes. 09:05-09:35 • MDR Sachsen
alpha-Campus DOKU
Dokumentation – Baustelle Integration? – Der Weg zum Wir-Gefühl. Mangelnde Integration von Migranten ist ein zunehmendes gesellschaftliches Problem. Welche Faktoren sind entscheidend, damit Integration gelingen kann und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse können helfen, Migranten nachhaltig zu integrieren? Anhand persönlicher „Migranten-Schicksale“ veranschaulicht die Dokumentation Beispiele gelungener Integration: Welche persönlichen aber auch strukturellen Faktoren führen zu einer gelungenen Integration und welche Erkenntnisse bietet die Wissenschaft dazu?
Viele Wissenschaftler, die sich mit Themenkomplex „Integration“ beschäftigen, sehen die Ursachen von „Nichtintegration“ in den „Systemen“: Kinder/Jugendliche werden zwar mit Sprachkursen gefördert, aber sie leben häufig in Familien, in denen die Eltern weder Deutsch sprechen noch den Kontakt zur deutschen Gesellschaft und Kultur suchen. Das erschwert den Integrationsprozess erheblich. Neue Ansätze und Projekte müssen daher gefunden werden, um nicht nur den Einzelnen zu fördern, sondern auch sein Umfeld: Die Familie, die Schulklasse oder eine ganze Gemeinde. Der Film geht auf Spurensuche und befragt verschiedene Migranten, Einzelne, Familie sowie Wissenschaftler, die Forschung zu „Integration“ betreiben. 16:00-16:30 • BR-alpha TV-Tipps
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Diese ganze Karikaturen-Blasphemie-Verbot-Debatte ist doch eine Scheindebatte, mit der sich ein paar Hanswürste etablieren wollen, um der Religion mehr Freiräume zu schaffen. Ich find’s widerlich.
Das deutsche Recht sieht ein ganzes Arsenal an Mitteln vor, um gegen volksverhetzenden Schwachsinn wie „Innocence of Muslims“ vorzugehen, von der Justiz bis hin zur FSK gibt es genügend Demokraten, die das Video (metaphorisch) im tiefen Keller gleich neben „Jud Süß“ einmotten könnten, ganz ohne gleich wieder die Todesstrafe für Blasphemie einzufordern – das wäre nämlich eine gefährliche Einschränkung von Meinungsfreiheit.
Was Charlie Hebdo und Titanic angeht, sieht es eben ganz anders aus als bei „Innocence of Muslims“: Satire darf tatsächlich (praktisch) alles (aber eben nicht alles darf sich Satire nennen und dieses Recht in Anspruch nehmen), und auch der Moment ist aus so mancher Perspektive vielleicht unglücklich, andererseits ist gerade jetzt der Anlass da, so etwas zu machen. Den Papst mit Piss-…Entschuldigung, Fantaflecken kann man auch nur in der Vatileaks-Affäre bringen. Ich kenne die Karikaturen von CH nicht, will sie darum nicht kommentieren, aber „Christina Wulff – dreht sie jetzt ein Mohammed-Video“ klingt schon einmal nach einer guten Idee, von der sich Muslime nicht herabgewürdigt fühlen dürften.
Eine gute Karikatur würde ich jederzeit mit allem verteidigen, was ich habe, selbst (oder vielleicht gerade) wenn sie mein Weltbild angriffe, (frei nach Voltaire: „Du bist anderer Meinung als ich und ich werde dein Recht dazu bis in den Tod verteidigen.“), ich hab’s aber, genau wie das Herr Eiermann im European kürzlich treffend formulierte, satt, dass meine Meinungsfreiheit als Deckmantel für hasserfüllten Schwachsinn herhalten muss.
PS: Auch, dass im Islam eine bildliche Darstellung Muhammads verboten ist, muss einen säkularen Staat nicht kümmern, solange er auf der anderen Seite auch das Recht verteidigt, Jesus dabei darzustellen, wie er in die Hostien kackt – die Frage ist nur: Würde er das? Oder gibt es hier wieder so eine merkwürdige Schieflage, wie die, die Eltern zwar dafür bezahlt, Kinder vor dem Fernseher zu parken, aber das Abschnibbeln von ein bisschen Haut zum Schutz der Kinder unter Strafe stellt.