Türkische Presse Europa
21.07.2009 – Türkisch, Lehrer, EU-Beitritt Türkei, Ost-West
Die heutigen Europaausgaben der türkischen Zeitungen berichten u.a. über eine Umfrage zur Wiedervereinigung Deutschlands, dem Türkischunterricht in Baden Württemberg sowie dem zunehmenden Lehrermangel in der Bundesrepublik. Weitere Themen sind die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei, die Bundestagswahlen und ein Interview mit der Kanzlerin Angela Merkel.
Mittwoch, 22.07.2009, 7:34 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 24.08.2010, 19:53 Uhr Lesedauer: 6 Minuten |
Gefälle zwischen Ost- und Westdeutschland
Die ZAMAN berichtet über eine Studie des Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrums Berlin-Brandenburg (SFZ), die die Haltung des ostdeutschen Volkes zum Mauerfall und zur Widervereinigung untersucht. Die Untersuchung, die anlässlich des zwanzigsten Jahres nach der Wiedervereinigung geführt worden sei, habe ergeben, dass 23 Prozent der Befragten bei der Wiedervereinigung negative Folgen für Ostdeutschland sehen. Während 38 Prozent den Mauerfall begrüßen, sei die Wiedervereinigung für 30 Prozent der Befragten gleichgültig – Ostdeutschland habe weder davon profitiert, noch etwas verloren.
Gunnar Winkler, Vorsitzender des Vereins Volkssölidarität Bundesverband e.V. (VS), habe gesagt, dass der Fortschritt in Ostdeutschland besser als geplant gelaufen sei und die Erwartungen der Bevölkerung zu Beginn übertroffen wurden. Dies gelte insbesondere für Bereiche wie Konsum, Lebensraum und Reisefreiheit. Auf der anderen Seite gäbe es im sozialen Bereich große Mängel. So würden lediglich 32 Prozent aller Befragten den jetzigen Zustand für befriedigend halten. 1999 liege dieser Wert aber bei 47 Prozent, so Winkler. Seit der Jahrtausendwende sinke die Zufriedenheit der Bevölkerung konstant weiter. Für die kommenden fünf Jahre sei eine Kehrtwende der Meinungen auch nicht in Sicht. Die Menschen glaubten nicht mehr an die Angleichung des östlichen Lebensstandards an das Westliche.
Türkischunterricht in Baden-Württemberg soll bis 2014 eingestellt werden
Die SABAH berichtet über den Türkischunterricht in Baden-Württemberg, der nach Angaben des türkischen Generalkonsuls in Stuttgart Ümit Yardim im Jahre 2014 komplett eingestellt werde. Dieses Jahr würden 29 Lehrer zurück in die Türkei reisen und 20 neue Lehrkräfte nach Deutschland kommen, die für fünf Jahre eine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung erhalten. Wenn die Beschäftigungsordnung allerdings so bestehen bleibt, werde man Lehrern ab 2014 kein Visum mehr erteilen, weshalb der Türkischunterricht zwangsweise gestrichen werden muss, da somit keine Lehrer mehr vorhanden sein werden. Yardim habe gesagt, dass man bezüglich dieser Thematik mit den Ministerämtern in Kontakt sei.
Lehrermangel in Deutschland nimmt ständig zu
Die TÜRKIYE und ZAMAN berichten ausführlich über den Lehrermangel in Deutschland, der im kommenden Schuljahr um 60 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr gestiegen sei. Dies entspreche einem Anstieg von 15 000 fehlenden Lehrern. Insgesamt benötige man rund 40 000 Lehrer mehr. Besonders betroffen seien Fächer wie Informatik, Mathematik und Fächer der Naturwissenschaften. Der Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes (DPhV) Heinz-Peter Meidinger begründe diese Entwicklung mit dem abnehmenden Ansehen des Lehrerberufes sowie dem sinkenden Interesse der Jugend an einem Lehramtsstudium. Daher müssten die Länder mehr daran setzen, Jugendliche für diesen Beruf zu animieren.
Die ZAMAN führt zudem noch einen Vorschlag des DPhV auf, wonach der Lehrermangel mit Lehrern aus osteuropäischen Ländern zu beseitigen wäre. Diese hätten bereits eine gute Ausbildung genossen. Man müsse sie jedoch in pädagogischer Hinsicht noch etwas unterstützen.
Fischer: EU-Beitritt der Türkei darf nicht abgelehnt werden
Die MILLIYET berichtet über die Sendung „Kamingespräch“ auf dem öffentlich-rechtlichen Sender Phoenix, bei der sich der ehemalige Außenminister Deutschlands Joschka Fischer zum EU-Beitritt der Türkei geäußert habe. Seines Erachtens würde eine Ablehnung der Türkei Deutschland und Europa sehr negativ beeinflussen, da somit der Iran und Russland die Türkei mit offenen Armen empfingen. Es sei engstirnig, wenn Europa die Türkei wie einen Fremden behandelt. Das Land habe eine enorm wichtige geopolitische Stellung, da sie bei energiepolitischen Themen für die Sicherheit Europas im Kaukasus und im mittleren Osten sowie im Irak, Iran und Russland eine zentrale Rolle spiele. Im Angesicht dessen wäre der Preis für einen Verlust der Türkei sehr hoch. Zwar sei es selbstverständlich, dass es auf dem Wege zur vollen Mitgliedschaft noch Handlungsbedarf gäbe und dieser Prozess sehr lange dauern könne. Allerdings sei er sich sicher, dass am Ende dieser Anstrengungen ein Beitritt stattfinden wird. Er könne sich nicht vorstellen, in dem Gebiet die Sicherheit ohne die Türkei herstellen zu können. Wenn man bedenkt, dass die Europäische Union jahrzehntelang den Türken Beitrittsversprechungen gemacht hat, sei es auch ausgeschlossen, dass die Türkei einen niedrigeren Status wie dem des vollen Mitglieds akzeptieren wird. Türkische Presse Europa
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