Studie
Diskriminierung verhindert Integration und schadet der gesamten Gesellschaft
Eine von der Antidiskriminierungsstelle in Auftrag gegebene Analyse zeigt: Die Diskriminierung von Migranten hat negative Folgen für die gesamte Gesellschaft. Politik, Wirtschaft und Medien sind deshalb gefordert, stärker gegen Benachteiligungen vorzugehen.
Dienstag, 12.02.2013, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
Deutschland ist ein Einwanderungsland, in dem etwa jeder vierte Einwohner einen Migrationshintergrund hat. Umfragen und Studien belegen, dass Angehörige dieser Gruppe, je nach ethnischer Herkunft mehr oder weniger, regelmäßig Benachteiligungen und Ausgrenzung erfahren. Eine von der Antidiskriminierungsstelle in Auftrag gegebene Analyse zeigt jetzt die Folgen von Diskriminierung.
Danach beeinträchtigen Diskriminierungserfahrungen die Integrationsbereitschaft sowie ihre tatsächliche Integration. Wahrgenommene Ausgrenzung und Diskriminierung führen dazu, dass die Betroffenen sich stärker an die Eigengruppe binden. Ähnlich verhält es sich, wenn Migranten ständig mit negativen Stereotypen und Vorurteilen konfrontiert werden. Hier leide das Selbstwertgefühl, was sich negativ auf die Bildung auswirke. Die Experten vom Zentrum für Türkeistudien und Integration der Universität Duisburg-Essen warnen hier von einer selbsterfüllenden Prophezeiung: „Die Sorge davor, mit schlechten Leistungen Klischees über die eigene Gruppe zu bestätigen, beeinflusst die Leistung in negativer Weise.“
Ausgrenzung fördert Gewalt
Außerdem haben die Forscher herausgefunden, dass Ausgrenzung und Benachteiligung die Gefahr der Gewaltbereitschaft erhöhen. Negative Stereotype und Vorbehalte konzentrierten sich auf bestimmte Herkunftsgruppen und wirkten sich hier stärker aus. „Vor allem Menschen mit türkischer und asiatischer Herkunft berichten häufiger Diskriminierungserfahrungen, Menschen mit italienischer, serbischer und kroatischer Herkunft dagegen seltener“, so die Experten. Mit fatalen Konsequenzen: Studien belegen, dass die höhere Gewaltrate bei männlichen Jugendlichen türkischer Herkunft im Zusammenhang mit Diskriminierungserfahrungen steht.
Diskriminierung verhindert zudem die Integration in den Arbeitsmarkt und erschwert die soziale Teilhabe, mit der Folge eines höheren Armutsrisikos. Und gerade das habe beträchtliche volkswirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Kosten (hohe Personalfluktuation, Fachkräftemangel etc.) und sie schade dem Image des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Hinzu kommt: Werden Menschen aufgrund ihrer Herkunft regelmäßig mit Diskriminierung konfrontiert, kann sich das negativ auf die Gesundheit auswirken. Die Experten verweisen auf Studien, die zeigen, dass Menschen mit Migrationshintergrund häufiger unter psychosomatischen und psychischen Erkrankungen leiden als Personen ohne Migrationshintergrund.
Ausmaß von Diskriminierung sehr hoch
Diskriminierung wirkt sich darüber hinaus auch negativ auf bereits integrierte Menschen. Sie gebe das Gefühl, dass ihnen trotz der Integrationsleistungen die Zugehörigkeit verweigert wird. „Die Integration von Zuwanderergruppen kann also langfristig in einer Gesellschaft nur dann gelingen, wenn sie auf Teilhabe setzt. Gleichbehandlung, Chancengleichheit und der Schutz vor Diskriminierung sind wesentliche Voraussetzungen für eine Gesellschaft, die Vielfalt als Gewinn betrachtet“, so das Resümee der Wissenschaftler.
Download: Die Studie des Zentrums für Türkeistudien „Wechselwirkung zwischen Diskriminierung und Integration – Analyse bestehender Forschungsstände“ können Sie hier herunterladen.
Insgesamt habe sich gezeigt, dass Diskriminierungen sowohl in ihrem Ausmaß als auch in ihren Wirkungen sehr stark sind. Dabei sei auch zu berücksichtigen, dass nicht immer eklatante, evidente Fälle von Diskriminierungen vorliegen müssen. Auch tägliche Stressfaktoren wie etwa mimische, gestische Herabsetzungen und Ignoranz wirkten sich negativ auf die Lebenszufriedenheit der Migranten aus.
Staat mit gutem Beispiel vorangehen
Zwar gebe es eine Reihe von Maßnahmen zum Abbau von Diskriminierungen, doch seien diese nicht ausreichend. Deshalb fordern die Experten die Ausweitung und Schaffung neuer Maßnahmen. Gefordert sei hier vor allem die Politik. Der Staat müsse mit gutem Beispiel vorangehen. Beispielsweise sollten Betriebe, die eine offensichtlich diskriminierende Praxis zeigen, stärker sanktioniert werden.
Auch die Ermöglichung der doppelten Staatsbürgerschaft oder das kommunale Wahlrecht könne die Identifikation mit Deutschland steigern. Mit Blick auf den Arbeitsmarkt empfehlen die Experten eine (Teil-)Anonymisierung der Bewerbungsverfahren. Immer noch hätten Bewerber mit ausländisch klingenden Namen nachweislich geringere Chancen bei der Stellensuche.
Muttersprache nicht abwerten
Den Medien sprechen die Experten eine starke Meinungs- und Deutungshoheit zu. Sie könnten einbindende oder eben auch ausgrenzende Wirkung haben. Letzteres ließe sich verhindern durch den Verzicht auf pauschale Zuschreibungen. „Wichtig ist hier, die explizite Betonung von ‚Deutschen‘ und ‚Ausländern‘ infrage zu stellen und nur bei Bedarf zu verwenden“, so die Autoren der Studie. Auch sollten die Mitarbeiter in den Redaktionen die gesellschaftlichen Verhältnisse widerspiegeln.
In puncto Bildung haben die Experten ebenfalls klare Vorgaben: Die Migrationsgeschichte gehöre auf den Schulplan, die Lehrer müssten besser auf die Vielfalt in den Klassenzimmern vorbereitet werden und Diskriminierung solle Bestandteil der Lehrerausbildung sein, „da diskriminierende Praktiken oftmals in der Alltagsroutine von Schule vorhanden sind.“ Schließlich, so die Autoren weiter, sollten Schulen „die Gleichwertigkeit aller Sprachen betonen und keine Abwertung der Muttersprache zulassen.“ (bk) Gesellschaft Leitartikel Studien
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„…sind wesentliche Voraussetzungen für eine Gesellschaft, die Vielfalt als Gewinn betrachtet.“
Vielfalt ist aber nicht per se ein Gewinn.
Also (begrenzte Kurzfassung) ich persönlich wurde von der Einbürgerungsbehörde albdonaukreis ungerechterweise abgelehnt, und somit ausgegrenzt und diskriminiert. Meine Eltern sind als sogenannte Gastarbeiter in den 60.er Jahren nach Deutschland gekommen. Sie haben immer gearbeitet und vorbildlich ihre Steuern gezahlt. Ende der 70.er Jahre wurde ich in Ulm geboren. Ich habe die größte Diskriminierung bei den für auslanderangelegenheiten zuständigen Behörden erfahren. Mittlerweile haben sie es schon so weit gebracht: da ich meine blehnung nicht akzeptieren wollte(ich bezahle meine Ablehnung nicht), wurde ich prompt meiner bonität beraubt, ich gelte als zahlungsunfähig. Mein wirtschafliches dasein ist für etliche Jahre ruiniert. Sogar beim Zahnarzt muss ich jetzt gleich cash zahlen. Verträge eingehen Fehlanzeige. Geht nicht. Bin aber in ärztlicher Behandlung. Meine Diagnose: Anpassungsstörung. Desweiteren hab ich Probleme mit der noch vorhandenen Bürgschaft, denn die verlangen auch Geld, wegen eines sogenannten militärdienstes. Heidanei, jetzt gehts mir neme guat. Wer will mich hier nicht haben und macht deswegen mir mein Leben zur Hölle? Was habe ich getan, warum behandelt ihr mich so…ich wollte doch nur ein deutscher Staatsbürger sein.
Da haben wir es doch mal wieder
es wird immer so getan, als sei integration eine Einbahnstraße und einfach zu bewältigen. Aber die größten Hürden kommen von der Mehrheitsgesellschaft selbst
Ein Beispiel bin ich. Ich bin als Kind in das Land gereist. Habe einen nichtdeutschen Namen und man merkt, dass ich kein Ursprungsdeutscher bin.
Also Abitur in der Tasche, Studium und trotzdem immer diese Ablehnung. Am Flughafen und Hbf werden immer die südländisch aussehenden Menschen kontrolliert, ich bin Gott sei Dank davon nicht so sehr betroffen, da ich auch eher einen südosteuropäischen Einschlag habe.
Aber erst vor kurzem wurde eine Stelle von der hiesigen Verwaltungsstelle ausgeschrieben bezüglich Wahlhelfer. Ein Job, der für Studenten lukrativ ist und ich habe mich beworben wie auch einige andere Kommilitonen. Trotz sehr guter Zeugnisse und Abschlüsse keine Antwort und dann letzte Woche kam die Absage
warum ? Weil ich in einem islamischen Land geboren bin ich kein Ursprungsdeutscher bin.
Ganz zu schweigen von Wohnungsmarkt, Arbeitsmarkt usw.
Und wenn wir schon beim Arbeitsmarkt sind. Ich war in einigen Unternehmen, die eigentlich soziale Ziele haben und dennoch musste ich feststellen, dass die Damen und Herren ab und zu gelästert haben über Migranten
Naja was solls
Im Übrigen gibt es sogenannte Migrantenjobs, das heisst dort wo es um die Drecksarbeit geht, dafür sind migranten gut genug, will man jedoch aufsteigen und weiterkommen dann hat man keine Chance