Bildungsstudie
PISA ist bei Eltern mit Migrationserfahrung angekommen
Das Verhältnis von Eltern zur Schule hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert - auch bei Familien mit Migrationshintergrund. Schule und Schulleistungen sind zu einem dominanten Thema geworden.
Mittwoch, 27.02.2013, 8:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Das gehört zu den zentralen Erkenntnissen der neuen Studie „Eltern-Lehrer-Schulerfolg“, die im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Bundesfamilienministeriums erstellt und am Montag vorgestellt wurde. Die Studie geht der Frage nach, wie Eltern den Schulerfolg ihrer Kinder beeinflussen und welche Konsequenzen dies für Familie und Lehrer hat. Dazu wurden insgesamt 255 mehrstündige Interviews mit Lehrern sowie mit Müttern und Vätern aus verschiedenen sozialen Milieus mit und ohne Migrationshintergrund durchgeführt.
Ein weiteres Ergebnis dieser Befragung ist, dass das Familienleben aus Sicht der Eltern durch den gestiegenen Leistungsdruck nachhaltig geprägt wird. Eltern fühlen sich für den Schulerfolg ihrer Kinder zunehmend verantwortlich. Ihnen ist die Bedeutung der Bildung ihrer Kinder für den späteren Lebens- und Berufsweg ebenso bewusst wie die Tendenz zur Höherqualifizierung. Dies gilt für Eltern aller Milieus und auch für diejenigen mit Migrationshintergrund. „Die Bildungsdebatten seit PISA sind in den Familien angekommen“, so die Einschätzung der Stiftung.
Tipp: Auszüge aus der Studie „Eltern-Lehrer-Schulerfolg“ der Konrad-Adenauer-Stiftung kann hier eingesehen werden.
Unterschiedliche Wertesysteme
Auffallend anders sind jedoch die unterschiedlichen Erziehungslogiken und Wertesysteme von Eltern mit türkischem Migrationshintergrund und Spätaussiedlern. Während das deutsche Schulsystem den selbstständig arbeitenden Schüler voraussetzt, sehen Eltern mit türkischem Migrationshintergrund und Spätaussiedlereltern den Lehrer als Autoritätsperson. Vor allem Eltern, die in ihren Heimatländern zur Schule gingen, erwarten von den Lehrkräften mehr Durchsetzungsvermögen und Strenge.
Mit der Lehrerschaft unzufrieden zeigt sich zudem ein Teil der türkischstämmigen Eltern. Sie sehen ihre Kinder in der Schule indirekt diskriminiert. Die schulische Zukunft ihres Kindes werde häufig weniger ambitioniert eingeschätzt und geplant. Die Lehrer gingen davon aus, sie könnten die Mitarbeit der Eltern nicht voraussetzen.
Wie wird sich die Bildungsdebatte auf die Leistung der Migrantenkinder auswirken?Ohne Auswirkung (56%) Negativ (23%) Positiv (21%)Wird geladen ...
Problematisch: Arbeitsmarktintegration
Mit rund 2,48 Millionen Menschen oder 3,04 % der gesamten Bevölkerung Deutschlands stellen die türkischstämmigen Migranten nach den Spätaussiedlern (3,26 Millionen oder 3,97 5 der Gesamtbevölkerung) die zweitgrößte Einwanderergruppe dar. „Obwohl die Mehrzahl der türkischstämmigen Migranten schon lange in Deutschland leben, wirken sich die Bildungsdefizite der ehemaligen Gastarbeiter bis in die nachfolgenden Generationen aus“, so die Studie.
Demgegenüber zeigen sich im Vergleich zu anderen Migrantengruppen bei Spätaussiedlern hinsichtlich der Bildungsabschlüsse ein relativ geringer Anteil an Personen ohne Schulabschluss wie auch eine relativ hohe Quote an mittleren Bildungsabschlüssen. „Allerdings bestehen trotz relativ hoher Bildungsabschlüsse Probleme bei der ausbildungsadäquaten Integration in den Arbeitsmarkt“, so die Studie. (sb) Gesellschaft Leitartikel Studien
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Was ist eigentlich „Migrationserfahrung“? In der Überschrift taucht das Wort auf, im Text nicht.