TV-Tipps des Tages
12.01.2013 – Asyl, Nigeria, Syrien, Ausländer, Integration, Abschiebung
TV-Tipps des Tages sind: Der Asylchef und die Nigerianer: Joseph Chiakwa war ein Wirtschaftsflüchtling, der seine Hoffnung auf ein besseres Leben mit dem Tod bezahlen musste; Syrien: Ein Land vor dem Kollaps: Vor zwei Jahren begann der Aufstand der syrischen Zivilbevölkerung; Tod nach Abschiebung - Wadim
Von Ümit Küçük Dienstag, 12.03.2013, 8:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 03.03.2013, 13:33 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
Der Asylchef und die Nigerianer
Dokumentation (Gesellschaft – gesellschaftliche Problematik/Soziale Brennpunkte) – Film von Karin Bauer. Joseph Chiakwa war ein Wirtschaftsflüchtling, der seine Hoffnung auf ein besseres Leben mit dem Tod bezahlen musste. Die meisten Asylbewerber in der Schweiz stammen wie Joseph aus Nigeria: 1.800 sind im Jahr 2009 eingereist, ein Einziger bekam Asyl. Alle andern sollen das Land verlassen.
Weigern sie sich, werden sie von den Behörden gefesselt und gewaltsam abgeschoben. Nach Joseph Chiakwas tragischem Tod stoppte der Direktor des Bundesamts für Migration, Alard du Bois-Reymond, die Abschiebungen nach Nigeria. Als Folge setzen mehrere Kantone nigerianische Abschiebehäftlinge auf freien Fuss. In Basel freut sich der verurteilte Drogendealer Livinus M. auf seine unerwartete zweite Chance in der Schweiz. Auch die Beziehung zur nigerianischen Regierung belastet Joseph Chiakwas Tod schwer.
Die Dokumentation „Der Asylchef und die Nigerianer“ beleuchtet die Abschiebemethoden der Schweiz. 18:30-19:20 • 3sat
Syrien: Ein Land vor dem Kollaps
Vor zwei Jahren begann der Aufstand der syrischen Zivilbevölkerung. ARTE zeigt die Arbeit zahlreicher syrischer Filmemacher, die die Zustände in ihrem Land Tag für Tag unter Lebensgefahr dokumentieren und würdigt das Engagement einer Gruppe syrischer Regisseure, die im Internet mit kurzen Filmen von erstaunlicher Kreativität und Sensibilität Widerstand gegen das nicht Hinnehmbare leisten.
Seit zwei Jahren führt die syrische Bevölkerung einen Bürgerkrieg, der sich ständig weiter ausdehnt. Die Protestschreie haben die Dörfer und Städte erfasst. Täglich sterben Menschen, und die Liste wird immer länger: erst 14, dann 60, 150, bald werden es 60.000 sein. Und jeder Tag bringt neue Bilder von Zerstörung und Unglück, von Flüchtlingen, Deserteuren.
Die Opposition ist weiter zerstritten, und anstatt zu handeln, verschanzt sich die Völkergemeinschaft hinter ihrer verletzten demokratischen Würde. Russland und China geben dabei keine gute Figur ab: Sie ziehen unter dem Deckmantel der Nichteinmischung hinter den Kulissen die politischen Fäden. Der Präsident ist taub und blind für die Not und Verzweiflung seiner Mitbürger. Der Krieg scheint endlos.
Doch noch nie wurde ein Konflikt so ausführlich dokumentiert. Die vier Dokumentationen und eine Auswahl von Kurzfilmen des heutigen Abends zeigen Syrien gestern und heute und schildern die immer wieder enttäuschten Hoffnungen auf ein besseres Morgen: Deserteure, die zur Freien Syrischen Armee übergelaufen sind, nennen vor laufender Kamera ihren Namen und ihre Dienstnummer. Angehörige des Militärs von Baschar al-Assad sagen unter Wahrung der Anonymität über Gräueltaten und Morde aus, die sie auf Anweisung ihrer Vorgesetzten begangen haben. Auch Frauen lüften als Zeichen des Ungehorsams ihren Schleier.
Das alles vor dem Hintergrund immer lauter werdenden Kanonendonners und Maschinengewehrfeuers. Eine vielschichtige Momentaufnahme aus syrischer Innensicht, die niemanden gleichgültig lassen kann. 21:59-00:11 • arte
Tod nach Abschiebung – Wadim
Dokumentarfilm (Gesellschaft – gesellschaftliche Problematik/Soziale Brennpunkte) – Dokumentarfilm von Hauke Wendler und Carsten Rau. Wadim K. ist in Deutschland aufgewachsen. Er ist hier zur Schule, zum Sport und in die Ministrantengruppe gegangen. Er sprach Deutsch, er hatte deutsche Freunde, er fühlte sich als Deutscher. Doch einen deutschen Pass hat Wadim nie erhalten, weil er mit seiner Familie 1992 als Flüchtling nach Hamburg kam. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion fühlten sich Wadims russischstämmige Eltern in Lettland nicht mehr sicher. Doch in Deutschland wurde ihr Asylantrag abgelehnt. Es folgten 13 Jahre in Deutschland zwischen Duldungen, Sammelunterkünften und Arbeitsverbot. Die Eltern sind unter dem Druck zusammengebrochen, erkrankten an Depressionen und Psychosen. Die Kinder waren mehr und mehr auf sich gestellt. 2005 versuchte die Ausländerbehörde, die Familie abzuschieben. Der nächtliche Einsatz endete im Desaster: Die Mutter schnitt sich die Pulsadern auf, der Vater kam in Haft. Wadim wurde im Alter von 18 Jahren allein nach Lettland abgeschoben – in ein Land, an das er sich kaum erinnern konnte. Fünf Jahre kämpfte er um eine neue Existenz: Erst in Riga, später irrte er durch Frankreich, Belgien und die Schweiz, wurde erneut nach Lettland deportiert. Bei seinem letzten, illegalen Besuch in Hamburg, im Januar 2010, nahm Wadim sich das Leben. Er wurde 23 Jahre alt.
Der Dokumentarfilm „Tod nach Abschiebung – Wadim“ von Hauke Wendler und Carsten Rau setzt das Mosaik eines kurzen Lebens zusammen. Es steht für knapp 90.000 andere Menschen, die mit einer Duldung in Deutschland leben. 22:40-00:15 • 3sat TV-Tipps
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