Konferenz in Berlin
Die Integration von morgen
„Die Einwanderungsgesellschaft ist keine fröhliche Rutschbahn in ein buntes Paradies“ – damit begann der renommierte Migrationsforscher Klaus J. Bade seine Eröffnungsrede in der Friedrich-Ebert-Stiftung. Eine Konferenz über die Integrationspolitik für die kommenden Jahre.
Mittwoch, 26.06.2013, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 27.06.2013, 7:57 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Deutschland brauchte Jahrzehnte, bis es sich als Einwanderungsland verstand. Die Integration in eine solche Gesellschaft bringt weiterhin Probleme mit sich. Das stellte der Migrationsforscher und Publizist, Klaus J. Bade, zu Anfang in seiner Rede vor etwa 200 Teilnehmern fest. „Die Integration in der Einwanderungsgesellschaft ist keine fröhliche Rutschbahn in ein buntes Paradies. Und besonders die eigendynamische Herausbildung einer Einwanderungsgesellschaft ohne einschlägige historische Tradition und Erfahrung ist ein unübersichtlicher, mitunter anstrengender Kultur- und Sozialprozess. Er kann bereichsweise auch Ängste und Aggressionen auslösen“, sagte Bade.
Zur Konferenz mit dem Thema „Die Integrationspolitik von morgen – politische und rechtliche Vorschläge für die kommenden Jahre“ hatten die Friedrich-Ebert-Stiftung und DeutschPlus Mitte Juni eingeladen.
Integration in der Einwanderungsgesellschaft
Im Anschluss diskutierten auf dem Hauptforum unter anderem SPD-Vizechefin, Aydan Özoğuz, DeutschPlus-Vorsitzender und ehemaliger Staatssekretär für Arbeit und Integration in Berlin, Farhad Dilmaghani und der Migrationsforscher Klaus J. Bade sowie die stellvertretende Vorsitzende der Neuen deutschen Medienmacher, Konstantina Vassiliou-Enz über integrationspolitische Fragen.
Eine interkulturelle Öffnung der Verwaltungen, vielleicht gar mit einer Quote, wurde weitestgehend von den Podiumsgästen begrüßt – ebenso die Ausweitung des Anerkennungsgesetzes, das bislang unterfinanziert sei.
Willkommenskultur?
Doch die größte Aufgabe werde die Schaffung einer Willkommenskultur sein. Da waren sich die Podiumsgäste schnell einig. Skeptisch im Hinblick auf die vielbeschworene Willkommens-kultur blieb jedoch Klaus J. Bade: In Wirklichkeit gehe es meist um „die zweifelsohne richtige, wichtige und nötige Willkommenstechnik bei Behörden, aber noch nicht um gesellschaftliche und ins-besondere kollektivmentale Willkommenskultur im Land“, monierte Bade. Denn zu Willkommenskultur gehöre „nicht nur die freundliche Begrüßung neuer Gäste beim Erstkontakt, sondern auch das Innenleben im Haus und damit besonders eine an Anerkennung und Teilhabe orientierte Behandlung von schon lange eingewanderten Gruppen.“
In diesem Zusammenhang sind die Länder bereits in weiten Teilen einen Schritt weiter als der Bund. „Motor der Migrations- und Partizipationspolitik in Deutschland sind die Bundesländer. Es gibt hier eine klare Spitzengruppe und das sind die Länder NRW, Berlin, Hamburg und Rheinland-Pfalz. Das sind die Länder, die am konsequentesten den Weg der interkulturellen Öffnung von Verwaltung und staatlichen Dienstleistungen betreiben, Migranten-selbstorganisationen fördern und eine Willkommenskultur aufbauen“, sagte der Vorsitzende von DeutschPlus, Farhad Dilmaghani.
Doch wo endet der Prozess der Integration in der Einwanderungsgesellschaft? Im besten Fall entwickele sich eine neue kollektive Identität, getragen von einem solidarischen Wir. Und im schlimmsten Fall würden sich übergangsweise Identitätskrisen und gesellschaftliche Konfliktpotentiale ergeben, kündigte Bade an. So oder so werden nach den Bundestagswahlen die Weichen für eine neue Integrationspolitik gestellt werden müssen. Die Politik bestimmt also mit, ob es in die eine oder in die andere Richtung geht, ob es gut oder schlecht werden wird. (hd) Aktuell Politik
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