Türkische Presse Türkei
23.07.2013 – Gezi Park, Terror, PKK, Türkei, Halal Expo, Istanbul
Die Themen des Tages sind: Bağış: „Wir verfolgen eine auf unsere Nachfahren gerichtete Politik”; Bal: „Es ist Einfältigkeit, die Terrororganisation zu umarmen, die sich auf neue Gewalttaten vorbereitet“; Istanbuler Gericht kippt Baustopp für Gezi-Park; Die fünfte Gesichtstransplantation in der Türkei; Turkish Airlines fliegt Nonstop nach Buenos Aires
Von BYEGM, TRT Dienstag, 23.07.2013, 14:40 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 23.07.2013, 14:42 Uhr Lesedauer: 10 Minuten |
Presseschau der Generaldirektion für Presse und Information in Ankara
Bağış: „Wir verfolgen eine auf unsere Nachfahren gerichtete Politik”
Europaminister und Verhandlungsführer Egemen Bağış erklärte, dass die Regierungspartei AKP eine auf Nachfahren gerichtete Politik verfolge. Bağış, der in Istanbul an einem von der Jugendorganisation seiner Partei veranstalteten Nachtprogramm teilnahm, sagte folgendes: „Unsere wichtigste Kraft ist die Gebundenheit, Solidarität und der Kontakt unter uns.“
In Bezug auf die Gezi-Park-Proteste wies Minister Bağış darauf hin, dass man in der Türkei einen Bruderzwist sucht, und sagte: „In den folgenden Perioden müssen wir alle wach bleiben, empfindlich handeln und jenen, die unter uns Machenschaften schmieden wollen, keine Chance geben. Unsere Partei verfolgt eine nicht auf nächste Wahlen, sondern auf Nachfahren gerichtete Politik.“
Bal: „Es ist Einfältigkeit, die Terrororganisation zu umarmen, die sich auf neue Gewalttaten vorbereitet“
Prof. Idris Bal, Kütahya-Abgeordneter der Regierungspartei AKP und Experte internationaler Beziehungen, bezeichnete die Vorbereitungen der PYD, PKK-Verlängerung in Syrien, auf eine Autonomie-Erklärung als besorgniserregend hinsichtlich des Friedensprozess in der Türkei, der eingeleitet worden ist, um die Kurden-Frage zu lösen.
Bal übte auch Selbstkritik und sagte, die Regierung hatte den Prozess besser verstehen sollen. Bal erinnerte daran, dass er selbst Berichte erstattet und die Regierung vor der Terrororganisation PKK gewarnt habe. „Leider ist es offenbar geworden, dass unsere Besorgnisse nicht unbegründet sind.“
Die Terrororganisation PKK bereue nicht, betonte Bal und sagte folgendes: „Es ist also fehlerhaft, die Menschen zu umarmen, die sich auf neue Gewalttaten vorbereiten. Es heißt also Einfältigkeit, die unseren Goodwill missbrauchen lässt.“
Istanbuler Gericht kippt Baustopp für Gezi-Park
Die Baustopp-Entscheidung des 6. Istanbuler Verwaltungsgerichts für den Gezi-Park haben die Mitglieder des türkischen Regional-Verwaltungsgerichts einstimmig abgelehnt. Die Entscheidung zum Baustopp für den Gezi-Park sei nichtig. So hat das Istanbuler Regional-Verwaltungsgericht hat entschieden. Bebauungspläne im Gezi-Park dürfen demnach umgesetzt werden.
Offenbar vertreten die Gerichte in den verschiedenen Instanzen auch verschiedene Meinungen. Eine Kompetenzstreitigkeit bahnt sich an. Zuvor hatte das 6. Istanbuler Verwaltungsgericht die Abriss- und Bebauungspläne des Gezi-Parks für nichtig erklärt. Der Bebauungsplan beinträchtige die Identität des angrenzenden Taksim-Platzes und verletzte kulturelle, wirtschaftliche und umweltrechtliche Schutzrechte. Die Entscheidung des Regional-Verwaltungsgerichts werde keine rechtlichen Folgen haben, sagte Can Atalay, der Anwalt in der Istanbuler Architektenkammer (TMMOB). Denn die Bebauungspläne seien schon zuvor vom 1. Istanbuler Verwaltungsgericht als nichtig eingestuft worden.
Die fünfte Gesichtstransplantation in der Türkei
Prof. Ömer Özkan hat die erste, die vierte und fünfte Gesichtstransplantation der Türkei durchgeführt und wird im Land wie ein Held gefeiert. In der vergangenen Woche wurde erneut eine Gesichtstransplantation durchgeführt. Um den riskanten OPs beizuwohnen und von den türkischen Kollegen zu lernen, kommen es bereits Ärzte aus dem Ausland. Doch nicht jede rekordverdächtige Transplantation war erfolgreich. Das Gesicht von Prof. Dr. Özkan ist den meisten bekannt. Nach Meinung von Özkan hat die Türkei enorme Fortschritte gemacht. Man sei mittlerweile sehr erfahren auf diesem Gebiet, während sich die Transplantationspraxis vor einigen Jahren noch in den „Kinderschuhen“ befunden habe, so Özkan.
Im Jahre 2005 wurde die erste Gesichtstransplantation in Frankreich durchgeführt, es folgten die Vereinigten Staaten, China und dann die Türkei. Mit der Doppelten Armtransplantation an Cihan Topal 2010 begannen Özkans medienwirksame Transplantationen. Anschließend führte er 2012 die erste türkische Gesichtstransplantation an dem 19-jährigen Uğur Acar durch. Weitere Gesichtstransplantationen folgten später.
Aus dem Ausland kommen bereits viele Anfragen von Ärzten, die an den Operationen teilnehmen möchten. Es erfolgten 25 Operationen weltweit, während auf die Türkei fünf davon fallen. Das Spitzenland ist Frankreich, gefolgt von der Türkei. Die Gesichtstransplantationen, die in der Türkei durchgeführt wurden, haben große Anerkennung nach sich gezogen.
Turkish Airlines fliegt Nonstop nach Buenos Aires
Das viertgrößte Streckennetz unter allen Fluggesellschaften der Welt besitzt die türkische Fluggesellschaft „Turkish Airlines“ (THY). Die Gesellschaft erschließt sich und ihren Kunden immer neue Routen. Erste Direktflüge nach Argentinien sollen nun hinzukommen, sagte Geschäftsführer der THY Temel Kotil gestern feierlich im Hauptsitz der Fluggesellschaft in Istanbul, nachdem er mit Tourismusminister Argentiniens Enrique Meyer ein gemeinsames Abkommen unterzeichnet hatte. Kotil verkündete: „Die THY wird in zwei Jahren mit täglich zwei Flügen zwischen der Türkei und Argentinien starten.“
Kotil, der auf einer anschließenden Pressekonferenz sprach, fügte folgendes hinzu: „Die Entfernung zwischen der Türkei und Argentinien ist groß, doch die Turkish Airlines wird beide Länder einander näherbringen.“
Argentinier scheinen ihrerseits noch größeres Interesse an der Türkei zu haben. Die Zahl der Türkei-Besucher stieg um ganze 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr unter ihnen.
Türkische Unternehmer bereiten Sotchi auf Olympiaden vor
Auf Einladung russischer Zuständigen sind die türkischen Unternehmer beim Olympiaden-Projekt für Sotchi 2014 eingestiegen. Nachdem die russischen Firmen die geplanten Fortschritte bei den Bauarbeiten nicht erzielen konnten, sind die türkischen Bauunternehmer eingestiegen und realisierten diesbezügliche Bauprojekte zu 85 Prozent.
Fettah Tamince, Vorstandsvorsitzende der türkischen Sembol Baugesellschaft, erklärte bei einem Abendmahl des Verbandes der Geschäftsleute in Izmir (IZIAD) die jüngsten Entwicklungen in Bezug auf Sotchi. Tamince erinnert daran, dass sie nur in einem Jahr die Bauarbeiten dieses Projektes zu 85 Prozent realisiert hätten. Tamince verkündete auch, dass die übriggebliebenen Arbeiten in kürzester Zeit beendet werden.
Tamince, bewertete auch die jüngsten Entwicklungen in der türkischen Wirtschaft hinsichtlich der Gezi-Park-Proteste. Er sagte: „Die Wirtschaft braucht Stabilität, Stimmung und Vertrauen. Wir befinden uns alle im gleichen Schiff. Die Abnahme der Arbeitslosigkeit und das Wachstum des Wirtschaftsvolumens sind zugunsten aller. Diese Stabilität muss bewahrt werden.“
Türkisches Flugzeug soll russischen Luftraum ausspähen
Um kooperative Beobachtungsflüge durchzuführen, sollen türkische Aufklärungsflugzeuge in den russischen Lauftraum vom 22. Juli bis zum 26. Juli eindringen. Türkische Aufklärungsflugzeuge werden vier Tage lang den russischen Luftraum erkunden. Neben türkischen und amerikanischen auch russische Inspektoren werden an dem Manöver teilnehmen. An der Textbeobachtungsmission sind türkische, amerikanische und russische Inspektoren beteiligt. Das Manöver soll im Rahmen des „Open Skies-Vertrags“ stattfinden. Diesbezüglicher Vertrag wurde bisher von 34 Staaten unterzeichnet.
Den Vertrag unterschrieb Russland im Jahr 2001. Einen Beitrittsantrag hat auch Zypern gestellt. Der wird doch von der Türkei blockiert. Die Mitgliedsstaaten dürfen bei Testbeobachtungsmissionen nicht alle technischen Mittel zum Einsatz bringen. Ein Beobachtungsluftfahrzeug darf so nur mit Sensoren der folgenden Kategorien ausgestattet sein: Videokameras mit Echtzeitanzeige, Panoramakameras und Einzelbildkameras, seitwärts gerichtetes Radar mit synthetischen Apertur und Infrarot-Zeilenabtastgeräte.
Im Fastenmonat Ramadan besuchen viele Touristen Istanbul
In diesem Jahr ziehen viele Touristen nach Istanbul im Fastenmonat Ramadan. Besonders die Aktivitäten rund um den Sultanahmet-Platz beeindrucken die Touristen. Istanbul besitzt mit seinem faszinierenden und historischen Reichtum zahlreiche spirituelle Seiten, die viele heimische und ausländische Touristen während des im Islam heiligen Monats Ramadan Jahr für Jahr anziehen. Besonders der Sultanahmet-Platz steht an dieser weltberühmten Blauen Moschee im Vordergrund. In der Stadt galt lange Zeit der Platz als das Zentrum der traditionellen Ramadan-Unterhaltung.
Für die in Istanbul lebenden Menschen ist der historische Sultanahmet-Platz ein Treffpunkt im Ramadan, aber auch für viele Touristen und Nichtmuslime. Viele verbringen hier ihre Zeit vom Iftar (Abendmahl) bis zum Sahur (Nachtmahl). Die Festlichkeiten am Platz beginnen mit Rezitationen aus dem Koran, gespeist wird in den anliegenden Restaurants oder den vielen Iftar-Zelten, die von der Stadt oder Stiftungen organisiert werden. Noch oft ein Konzert mit traditionell osmanischer Sufi-Musik findet nach dem Tarawih-Gebet (ein Gebet, das nur im Ramadan verrichtet wird) statt am späten Abend.
„Halal-Expo“ In Moskau
Die Halal-Expo zog in Moskau im vierten Jahr ihres Bestehens, die mittlerweile als eine der bedeutsamsten Veranstaltungen dieser Art außerhalb der islamischen Welt gilt, mehr als 140 Unternehmen aus aller Welt an. Die seit 2010 alljährlich durchgeführte Halal-Expo fand in der Zeit vom 13. bis 16. Juni im Allrussischen Ausstellungszentrum in Moskau statt. Mehrere Tausend Besucher konnten dabei kennenlernen, islamkonforme Küche, Finanzen und Mode. Diese Halal-Expo in Moskau eröffnete für Nichtmuslime die Möglichkeit, islamische Lebenskultur in den unterschiedlichsten Bereichen des Alltags kennenzulernen.
In diesem Jahr erlangte besondere Aufmerksamkeit aber wieder das „Internationale Festival islamischer Mode“, das traditionell im Rahmen der Halal-Expo stattfand und auch noch einen zusätzlichen Stopp in Kasan einlegte. Mehrere russische Modedesigner, die sich auf islamische Mode spezialisiert haben, führten auch diesmal wieder ihre Kollektionen vor.
Keine Mode für den Laufsteg wolle Designerin Dilyara Sadriyeva machen, sondern für das reale Leben. Jede muslimische Frau, und auch jede andere Frau, die einfach nicht gerne viel Haut zeigt, soll gut aussehen können. Sadriyeva sagt: „Viele nichtmuslimische Frauen gehören zu meinen Kundinnen. Sowohl Frauen als auch Männer sind zunehmend der permissiven Mode überdrüssig und müde geworden. Moderne Modeschöpfer haben Frauen in einem de facto nackten Zustand hinterlassen, und nun verspüren sie das Bedürfnis, sich wieder anzuziehen. Jetzt schlägt das Pendel wieder in die andere Richtung aus, und deshalb wird viel an Stilelementen aus der muslimischen Mode entnommen. Wer diese als Designer mit europäischen Trends kombinieren kann, ist am Ende der Sieger.“ Auch nach der Art und Weise, wie Farbe und Textur verwendet wurden, setzten die Designer Akzente.
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