Wahlprüfsteine Bundestagswahl 2013 (2/15)
Förderung von Mehrsprachigkeit
Welche Partei wollen Sie bei den Bundestagswahlen 2013 wählen? Sind Sie noch unentschlossen? Der Verband binationaler Familien und Partnerschaften hat die Parteien nach ihrer Ausländer- und Integrationspolitik befragt und MiGAZIN veröffentlicht die Antworten. Heute: Mehrsprachigkeit
Mittwoch, 31.07.2013, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 02.08.2013, 0:39 Uhr Lesedauer: 5 Minuten |
Wie kann über die Vorteile von Mehrsprachigkeit besser informiert und Familien unterstützt werden? Beabsichtigen Sie die Förderung von Mehrsprachigkeit in Kindergarten und Schule voranzutreiben? Welche Maßnahmen wollen Sie ergreifen? Welches Ziel verfolgen Sie damit?
CDU/CSU
Interkulturelle Öffnung des Bildungswesens ist eine Säule der Integration. Diese ruht auf zwei Schwerpunkten: zum einen auf der Sensibilisierung und dem Training von Lehrkräften und zum anderen auf dem vermehrten Einsatz von Lehrkräften mit eigener Zuwanderungsgeschichte. Der Schulerfolg der Kinder hängt sehr stark vom Bildungsbewusstsein der Eltern ab. Bildungsambitionen sind häufig vorhanden, jedoch sind die Eltern bisweilen unzureichend mit unserem Bildungssystem vertraut. Der Schlüssel zu mehr Bildungsgerechtigkeit liegt in einer individuellen Lernförderung sowie in einer verstärkten Elternarbeit. Dabei wollen CDU und CSU Eltern noch stärker begleiten und unterstützen. Bilinguale Schulen tragen zum Beherrschen der Herkunftssprache genauso bei, wie konsequente Lernförderung durch die Eltern. Eine auf der deutschen Sprache aufbauende Mehrsprachigkeit und die Fähigkeit von Millionen von Menschen in Deutschland, zwischen den Kulturen zu vermitteln, sehen wir als große Chance.
Wer früh gefördert wird, hat bessere Perspektiven. Die Förderung von Sprachkenntnissen ist für uns zentral, deshalb wollen wir Schwerpunkt-Kitas sowie die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern weiterhin unterstützen. Erzieherinnen und Erziehern kommt verstärkt die Aufgabe zu, sich als erste Lehrerinnen und Lehrer der Kinder zu verstehen, die ihnen neben den Eltern die deutsche Sprache und die Lust am Lernen vermitteln. Diese frühe Förderung hilft insbesondere Bilingualen und Zuwandererfamilien. CDU und CSU befürworten außerdem den bedarfsgerechten Ausbau von Ganztagsschulen, die mehr als Unterricht am Vormittag und Betreuung am Nachmittag bieten und über ein pädagogisches Gesamtkonzept verfügen.
SPD
Die SPD will diese Familienzentren weiter fördern und auch die Qualität der Einrichtungen weiterentwickeln.
Frühkindliche Bildung ist eine wichtige Grundlage für gleiche Startchancen. Deshalb müssen wir sowohl das Angebot an Kindertageseinrichtungen bedarfsgerecht ausbauen, als auch die Sicherung und Weiterentwicklung von Qualität fördern. Der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz muss umfassend eingelöst werden, damit nicht länger der Zufall des Wohnorts über Bildungschancen der Kinder entscheidet.
Die gestiegenen Anforderungen an die Erzieherinnen und Erzieher, die Kinder unter anderem auch in ihrer Mehrsprachigkeit zu fördern und die deutsche Sprache für einen erfolgreichen Schulstart zu vermitteln, müssen ihren Niederschlag auch in einer guten Ausbildung des Fachpersonals finden. Wir werden dies vom Bund aus durch eine Fachkräfteoffensive für Erzieherinnen und Erzieher unterstützen.
Ebenfalls wollen wir die Angebote zur Lehrerfortbildung ausbauen, um auch sie bei der Vorbereitung auf neue Aufgaben zu unterstützen.
Deutschland ist ein offenes Land. Wir setzen uns für ein gleichberechtigtes gesellschaftliches Miteinander in Vielfalt ein.
Die Grünen
Förderung von Mehrsprachigkeit erscheint Bündnis 90/Die Grünen als besondere Chance in einer Einwanderungsgesellschaft: Viele Kinder an deutschen Schulen kommen inzwischen aus Familien, in denen Deutsch nicht als Familiensprache gesprochen wird. Sie lernen zunächst oder gleichzeitig mit der deutschen Sprache auch die nicht-deutsche Sprache ihrer Eltern. Das ist ganz selbstverständlich und auch gut so. Aus unserem Inklusionsverständnis heraus sagen wir: Mehrsprachigkeit soll nicht als Defizit gebrandmarkt, sondern im Gegenteil als zusätzliche Kompetenz eines Menschen gefördert werden: So sollen an Kitas und Schulen bei Bedarf nicht-deutsche Familiensprachen als regulärer Fremdsprachenunterricht angeboten werden. Darüber hinaus sollen inklusive Bildungseinrichtungen aus dem Wissen heraus handeln, dass manchmal auch ein Umweg zum Ziel führen kann: Wird in einer Familie nicht bzw. kein korrektes Deutsch gesprochen, dann kann es für den angestrebten Erwerb guter Deutschkenntnisse sinnvoll sein, zunächst auch korrekte Erstsprachkenntnisse zu vermitteln. Dass diese Kinder zusätzlich auch gut Deutsch sprechen erreichen wir, indem früh angesetzt wird und die Lehrkräfte auf allen Ebenen und in allen Fächern lernen, Deutsch gerade auch gegenüber einer heterogenen Schülerschaft als Bildungssprache zu vermitteln.
Wahlprüfsteine zur Bundestagswahl 2013: Die Antwort welcher Partei überzeugt Sie am meisten?Die Linke (40%) Die Grünen (21%) SPD (18%) CDU/CSU (16%) FDP (4%)Wird geladen ...
FDP
Die FDP vertritt die Auffassung, dass Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kompetenzen in einer globalisierten Welt von enormem Vorteil sind. Gerade deswegen ist es naheliegend, Kinder und Jugendliche, die von Hause aus über diese Fähigkeiten verfügen, entsprechend zu fördern. Gleichwohl setzt sich die FDP dafür ein, dass auch allen anderen Schülerinnen und Schülern der Zugang zu anderen Sprachen und Kulturen ermöglicht wird. In diesem Zusammenhang unterstützen wir die Gründung und den Betrieb von Kitas und Schulen mit zweisprachigem Ansatz ganz ausdrücklich. Mit der Exzellenzinitiative Lehrerausbildung liefern wir zudem einen Anstoß, um neue Ansätze in der Pädagogik zu erproben und entsprechend umzusetzen. Dazu zählt auch, dass dem Umgang und der gezielten Förderung von Mehrsprachigkeit und interkultureller Kompetenz seitens der Einrichtungen der Lehrerausbildung ein höherer Grad an Aufmerksamkeit beigemessen wird. Im Bereich der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern stehen wir ähnlichen Herausforderungen gegenüber. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass das Hauptaugenmerk im Bereich der vorschulischen Bildung darauf gerichtet werden sollte, Kindern nicht-deutscher Herkunftssprache die sprachlichen Grundlagen für einen erfolgreichen Start der Schullaufbahn zu vermitteln.
Die Linke
Kinder mit Migrationshintergrund haben in Deutschland nur dann bessere Chancen, wenn es gelingt, Vorurteile abzubauen und die kulturellen Erfahrungen sowie die Mehrsprachigkeit als Bereicherung zu begreifen. Kindereinrichtungen und Schulen, Vereine und Verbände sowie Angebote der politischen Bildung können dazu einen großen Beitrag leisten. Voraussetzung dafür ist, dass die Angebote kostenfrei und für alle zugänglich sind. Zwei- und Mehrsprachigkeit, Akzeptanz und Toleranz gegenüber verschiedenen kulturellen Traditionen sind ein Vorteil für Bildungsprozesse und kommen allen Kindern zugute. Deshalb müssen Kindereinrichtungen und Schulen so ausgestattet sein, dass eine auf individuell unterschiedliche Lernbedürfnisse ausgerichtete Pädagogik möglich wird. LehrerInnen und ErzieherInnen müssen dafür ausreichend qualifiziert sein. Deshalb sollte Deutsch als Zweitsprache sowie interkulturelle Kompetenz verpflichtend in der Ausbildung verankert werden. Aktuell Politik
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