Lehrerverband
„Schwierige Migrantenklientel“ führt zu schlechten Schulleistungen
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands sieht Zuwanderung als Grund für Bildungsunterschiede. Vor allem der Westen habe es mit einer „schwierigen Migrantenklientel“ zu tun. Der Abhängigkeit von Schulerfolg und sozialer Herkunft erteilt der Präsident eine Absage.
Donnerstag, 17.10.2013, 8:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:45 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Vor etwa einer Woche (11.10.2013) veröffentlichte die Kultusministerkonferenz den Schulleistungsvergleich der Bundesländer, an dem über 44.000 Schüler aus den neunten Klassen aller Schulformen beteiligten. Danach zeigen sich bundesweit erhebliche Leistungsdifferenzen zwischen Jugendlichen mit und ohne Zuwanderungshintergrund. Ein weiterer zentraler Befund der Studie lautet: Die Leistungen der Schüler sind von Bundesland zu Bundesland höchst unterschiedlich.
Daran knüpft der Deutsche Lehrerverband (DL) an und sieht die Unterschiede im Schulleistungsvergleich in der abweichenden regionalen Verteilung von Migranten begründet. In einem Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (Samstag) sagte DL-Präsident Josef Kraus: „Der Westen hat es auch mit einer schwierigen Migrantenklientel zu tun, während im Osten generell weniger Migranten leben. Meist stammen sie dort aus Vietnam und sind mitunter sogar besser in der Schule.“
Download: Die Ergebnisse des IQB-Ländervergleichs 2012, eine Zusammenfassung der Erhebung sowie Zusatzmaterialien finden Sie hier.
Keine Abhängigkeit von Schulerfolg und sozialer Herkunft?
Kraus forderte vor allem die im Vergleich schlecht abschneidenden Stadtstaaten dazu auf, sich die Bildungspolitik von Sachsen, Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg zum Vorbild zu nehmen. „Wir brauchen mehr Unterrichtsstunden, zentral verbindliche Abschlussprüfungen bereits zum Mittleren Schulabschluss und eine höhere Verbindlichkeit der Lehrpläne.“
Der in der Studie abermals belegte hohe Abhängigkeit von Schulerfolg und sozialer Herkunft in Deutschland widersprach der DL-Präsident: „Das deutsche Bildungssystem ist sozial durchlässiger als angenommen. Es gibt etwa 50 Wege zum Hochschulzugang und das Gymnasium ist nur einer davon.“ (sb) Aktuell Gesellschaft Studien
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Lieber Lehrerverband, ich habe einen dieser 50 Wege zur Hochschule genommen. In meinem Bildungsweg gab es Tiefen und Höhen. Heute stehe ich als hiergeborener und diplomierter Mensch in Deutschland. Aber ich stehe nur. Denn was soll ich denn hier berichten, außer Ablehnung, Ausgrenzung, Diskriminierung und mittlerweile sogar Terrorisierung durch die jeweiligen Behörden. Alles nur weil ich einen Antrag auf Einbürgerung gestellt habe. Somit verstehe ich nicht mehr, was mir beigebracht worden ist. Außer den technischen Dingern war ja alles gelogen, was man mir in meinem Bildungslebenslauf so gelehrt hat. Wo sind wir denn hier? Freiheitlich demokratischer sozialer Rechtsstaat, was für ein Witz?!?!
Nun ist der Begriff der sozialen Herkunft ja sehr dehnbar. Fest steht jedoch, dass die Spitzenreiter im Osten nicht gerade zu den reichsten und sozial stabilsten Bundesländern gehören. Daher verstehe ich das Mantra der sozialen Ursachen für das schulische Abschneiden nicht.
Für den Erfolg der neuen Bundesländer wurden in der Presse übrigens 3 Begründungen genannt, die mir alle plausibel scheinen:
– Traditionell stärkere Wertschätzung der MINT*-Fächer und eine bessere, da praxisnähere Fachdidaktik.
– Häufigerer KiTa-Besuch bereits ab 2 Jahren und häufigere Hortbetreuung auch durch qualifizierteres Personal.
– Aber eben auch differenziertere Sprachkenntnisse für das Verständnis der Textaufgaben.
*MINT= Mathe-Informatik-Naturwissenschaften-Technik
Es reicht schon die Bildungsprivilegien der Eltern abzuschaffen, die ihre Kinder auf Internationale Schulen schicken. Internationale Schulen sind sehr auf Business orientiert, und wie geschaffen für einen gut-dotierte Stelle in einem globalen Konzern.
Die deutschen Schulen betreiben eine stark ideologische Erziehung, die mit dem globalen Verkehr von Waren, Dienstleistungen und Kapital nichts zu tun hat.
Zudem werden Migranten gezwungen sehr kurz zu Schule zu gehen – wenn man Internationale Schulen als Ganztagsprogramm durchzieht, verschwinden die Bildungsprobleme von selbst.
Zudem sollte man dem Vorbild Südkorea nacheifern und das ganze Lehrmaterial digitalisieren. Bildung sollte modularisiert werden und jeder Schüler sollte ein eigenes Bildungskonto haben, um selbständig Kurse buchen zu können.
Als wissenschaftlicher Mitarbeiter war ich an besagter Studie für das Fach Biologie beteiligt. Wie User posteo hier bereits schrieb, geht die Benachteiligung femd- oder zweisprachig aufgewachsener Studierender teilweise auf die Form der Aufgaben zurück: Oft müssen erst längere Texte gelesen und verstanden werden, bevor man mit der richtigen Lösung seine Fachkenntnisse unter Beweis stellen kann. Jugendliche mit Leseproblemen zeigen in diesen Fällen selbst dann schlechtere Leistungen im Test, wenn sie eigentlich über gute fachliche Kenntnisse verfügen.
Werden in den Aufgaben hingegen Abbildungen statt Text verwendet, um lösungsrelevante Informationen darzstellen, sinkt die Benachteiligung leseschwacher Schülerinnen und Schüler (vgl. Hartmann, 2013*). Hiervon profitieren insbesondere Kinder aus Elternhäusern, in denen wenig oder kein Deutsch gesprochen wird. Aus diesem Grund wurden beispielsweise in den Aufgaben des Biologie-Tests auch konsequent Abbildungen eingesetzt, wann immer dies möglich war.
Die Ergebnisse von Zusatzstudien zeigen, dass der KMK-Ländervergleich hinsichtlich der Testfairness bereits auf einem guten Weg ist, die Aufgaben jedoch noch lange nicht gänzlich unabhängig von Sprache und Kultur sind. Die verbleibenden Effekte kann bei den Analysen aber bei Bedarf herausrechnen. Ich glaube allerdings, dass dem DL-Präsidenten Kraus das Resultat nicht gefallen wird, weil der von ihm auf die „Ausländer“ zurückgeführte Ost-West-Effekt immer noch da sein wird.
PS: Hier noch die genannte Quelle dazu:
http://d-nb.info/1037311434/34
Bliebe da die Definitionsfrage, was ein „schwieriges Migrantenklientel“ sein soll…..die ostdeutschen Länder schneiden nicht besser ab, weil dort weniger „schwierige“ Migranten wohnen, sondern weil der Unterricht an den Schulen didaktisch einfach besser ist. In ostdeutschen Schulen wird eben nicht vorausgesetzt, dass mehr oder minder die Eltern den Kindern den Unterrichtsstoff vermitteln sollen, sondern die Lehrer legen größeren Wert darauf, dass möglichst alle in der Klasse den Unterrichtsstoff verstehen. Lernen und Lehren wird als gesellschaftliche Aufgabe gesehen und weniger als individuelle Leistung. Bildung und Erziehung gehören im ostseutschen Kindergarten zum Alltag und sind eine Einheit, der Westen ist davon weit entfernt. Außerdem beginnt die elemantare Bildung im Osten schon in der KITA. Schrittweise werden die Kinder bis zur Einschulung an das Lernen und Verstehen herangeführt. Es gibt klare Regeln, eine pädagogische Struktur und einen Alltagsbezug, der den Kindern auch Dinge zutraut und sie aktiv motiviert. Der ostdeutsche Kindergarten fördert die Kinder ganzheitlich und erarbeitet wichtige Fertigkeiten, die später in der Schule Voraussetzung fürs Lernen sind. Kinder werden also im Osten stärker gefördert, im Westen eher aufbewahrt und gegebenfalls „therapiert“ von „externem Fachpersonal“. Der Osten hat ein aufeinander aufbauendes System der Bildung, im Westen sind Kita, Grundschule und weiterführende Schulen nicht aufeinander abgestimmt. Jeder hat sein eigenes System und hantiert nur in diesem. Dem Westen fehlt ein umspannender Rahmen, ein Gesamtkonzept von Bildung und Erziehung.
In den Schulen werden MASSIV sprachliche Hürden aufgebaut, vor allem in Fächern, bei denen Sprache nicht erstes Ziel ist, wie etwa Mathematik. Ich weiß, wie die Aufgaben zu meiner Zeit waren und mit welchen Tricks heute die Schüler flach gelegt werden. Mir braucht keiner was erzählen.
Textliche Hürden sind so aufgebaut, dass sie scheinbar harmlos daher kommen, aber die Schwierigkeit steckt im Detail und die Schüler tappen reihenweise in die Falle.
Wer behauptet, es werde daran gearbeitet, diese sprachlichen Hürden zu verkleinern, lügt. Das Gegenteil ist richtig.
Guter Beitrag von Saadiya und Sinan, ich schließe mich dem vollends an..
Die Angaben des Lehrers sind nicht neu. Sie wurden auch schon durch einzelne PISA-Studien bestaetigt, wenn diese sich auf die Herkunft der Schueler bezogen. In den MINT-Faechern wuerde Deutschland in der PISA-Wertung mit in den ersten Plaetzen stehen, wenn man bestimmte Migranten herausnimmt. Erst die Gesamtwertung fuehrt zur Abwertung ins Mittelfeld.
Die Einzelheiten dazu wurden schon vor laengerer Zeit in einem SPIEGEL-Artikel genannt, leider habe ich diesen nicht mehr und kann daher keine genaueren Zahlen bringen.
@glamorama – andererseits werden bei der Verwendung von Abbildungen statt Texten andere Gruppen benachteiligt.
Sich aus einem Bild Informationen zu ziehen dauert länger als diese über einen Text zu erfassen.
Von evtl. Sehtechnisch beeinträchtigten Probanden mal abgesehen, denn versuchen sie mal eine Abbildung für einen Blinden „lesbar“ zu machen.
Davon abgesehen – realistisch ist das ganze dann auch nicht. Wo später werden einem denn Informationen noch Bildlich übermittelt? An erster Stelle muss nun mal der Erwerb der Sprache stehen.