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Racial Profiling

Warum trifft es immer mich?

Wer eine dunkle Hautfarbe hat, gilt schnell als verdächtig und muss seinen Ausweis vorzeigen. Über eine diskriminierende polizeiliche Praxis.

Von Emran Feroz Donnerstag, 19.12.2013, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 12.01.2014, 21:04 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Man sitzt im Zug und hört Musik oder ist mit den Gedanken einfach ganz woanders. Plötzlich wird einem ein Dienstausweis vor die Nase gehalten. Zwei Herren, in einigen Fällen auch eine Dame und ein Herr, stellen sich als Polizisten vor, in Zivil natürlich. Personenkontrolle, reine Routine. Komischerweise ist man die einzige Person im Waggon, die nach dem Pass oder Personalausweis gefragt wird. Der Beamte zieht sein Mobiltelefon hervor, ein älteres Gerät, das man heute als altmodisch bezeichnen könnte, während der zweite nichtssagend dasteht. Der Name, der in dem Pass steht, wird überprüft. Der Polizist nuschelt irgendetwas ins Handy. Dann buchstabiert er den fremd klingenden Namen, den er nicht aussprechen kann. Am Ende heißt es „danke schön“. Die Beamten geben den Pass zurück und gehen weiter.

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Der schöne neudeutsche Ausdruck für diese Erfahrung nennt sich racial profiling. Deutschland wurde wegen dieser polizeilichen Praxis gerade erst wieder von Menschenrechtsorganisationen gerügt. Mir ist das schon ein Dutzend Mal während einer Zugfahrt passiert. Nach solch einer Kontrolle merkt man, dass man irgendwie anders ist. Wäre dem nicht so, hätten die Beamten alle anwesenden Personen ohne Ausnahme kontrolliert. Einmal habe ich nachgefragt, warum das immer nur mir passiert und ob das möglicherweise an meiner schwarzen Haarfarbe liegen könnte. Daraufhin drehte sich der zweite Beamte um und fragte eine ältere Frau alibihalber nach ihrem Personalausweis. Natürlich hat er nicht ernsthaft daran gedacht, dass die Frau möglicherweise ein illegaler Flüchtling aus Afghanistan oder aus Somalia sein könnte.

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Wie sieht ein „normaler“ Europäer aus?
Nach solchen Aktionen kocht in einem die Wut auf die sogenannte Staatsgewalt. Als ich einmal gefragt wurde, wohin ich denn fahren wolle und was ich dort vorhätte, wurde es mir zu viel. Ich wies den Beamten darauf hin, dass ich als österreichischer Staatsbürger innerhalb der EU reisen darf, wohin ich will, und dass es ihn nichts angehe, was ich wo machen werde. Nun sah mich der Beamte zornig an. Es sah fast schon so aus, als hätte er die Hoffnung, dass sein Kollege am Telefon etwas Negatives über mich zu hören bekommen wird. Dem war natürlich nicht so. Die Polizisten gingen weiter. Mir wurde ohnehin nie das Gefühl zuteil, dass die Polizei „mein Freund und Helfer“ sei. Als ich auf die Toilette ging, konnte ich sehen, wie die zwei im nächsten Waggon einen afrikanisch aussehenden Mann ebenfalls nach seinem Ausweis fragten.

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Im Oktober 2012 erklärte das Oberverwaltungsgericht Koblenz in einem Berufungsverfahren solch eine Praxis für rechtswidrig. Ein dunkelhäutiger, deutscher Student hatte nach einer Kontrolle am Bahnhof geklagt. Die Polizisten, so stellte das Gericht fest, haben mit ihrer Vorgehensweise gegen das Diskriminierungsverbot verstoßen. Die deutsche Polizeigewerkschaft ist damals sofort über das Urteil hergefallen und hält es für „schöngeistige Rechtsprechung“. Immerhin wissen all die Juristen und Richter nicht, wie es in der Praxis, sprich: „draußen auf der Straße“, abläuft. Nach solch einer Aussage fragt man sich, in was für einem Staat man eigentlich lebt und warum die Polizei sich die Erlaubnis nehmen darf, gewisse Gesetze mit derart billigen Rechtfertigungen in Frage zu stellen. Das Vorgehen der Polizei ist rassistisch und diskriminierend. Seit wann gibt es denn einen „Einheitseuropäer“? Gibt es irgendwelche Vorgaben, die besagen, wie ein Europäer oder ein Deutscher auszusehen hat? Muss er etwa blond und blauäugig sein, um nicht in das „Raster“ dieser Polizisten zu fallen?

Nicht zum letzten Mal
Laut Tahir Della von der Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (ISD) gab es nach dem Urteil des Oberlandesgerichts keinen gravierenden Fall von „racial profiling“ mehr. Allerdings, so Della, hält die Bundespolizei weiterhin an der Praxis fest. Das letzte Beispiel hierfür sind unter anderem die jüngsten Geschehnisse in Hamburg, wo der Innensenator die Order an die Polizei gab, verschärfte Kontrollen an schwarzen Menschen vorzunehmen. Der Grund hierfür war, Flüchtlinge aus Lampedusa zu erfassen. Allerdings war es auch dieses Mal offensichtlich, dass andere schwarze Menschen, die sich zufällig im Bereich des Hamburger Bahnhofes befanden, ins Raster der Beamten fallen würden.

Ich persönlich blieb in letzter Zeit vor Kontrollen verschont, allerdings nur auf deutschem Boden. Sobald ich jenseits der Grenze bin, in meinem Fall hauptsächlich in Österreich, heißt es wieder: „Ausweis bitte, Sie fallen in unser Täterprofil.“ Aktuell Meinung

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  1. Horst S sagt:

    natürlich praktizert das die bundespolizei nach wie vor. und auch die landespolizeien.

    heute morgen am münchner hauptbahnhof zum beispiel.

    es ist übrigens auch ein sexist age profiling, weil überwiegend „anders“ aussehende junge männer durchsucht werden. es bleibt ja nicht nur bei passkontrollen.

    hast du dreadlocks, lange haare oder schwarze haut und bist zudem noch penisträger unter 35, dann solltest du in münchen nicht ohne vorherigen kräutereinlauf über den hauptbahnhof laufen. die polizisten interessieren sich nämlich sehr intensiv für deine „körperhöhlen“

  2. Global Player sagt:

    Horst S.

    Ich verstehe die Aufregung und verstehe sie auch nicht. Die Polizei kontrolliert Personen, die zu Gruppen gehören, die statistisch gesehen überproportional häufig verschiedene Vergehen oder Verbrechen begangen haben. Alte einheimische Mütterchen sind eben nun mal sehr unwahrscheinlich illegale Flüchtlinge, wie der Autor schon anmerkte. Und Männer und Frauen mit Rastalocken haben eben nun mal überdurchschnittlich häufig auch was zu Rauchen dabei. Ich mein, ich hatte selber mal lange Haare und ja, ich wurde häufig kontrolliert. Und da man aus Personalgründen eben nicht alle Personen kontrollieren kann, kontrolliert man die Personen, die am ehesten einer dieser Gruppen angehören. Ist das tatsächlich rassistisch? Oder nur Common Sense? Was wäre denn die Alternative? Den randalierenden Punker- oder Hooliganpulk nicht kontrollieren, aber dafür das alte Mütterchen?

  3. Edith Hofmann sagt:

    Ich habe das schon seit Jahren beobachtet. In den Häfenvom Mittelmeer werden beim aussteigen alle Dunklen kontrolliert, die Andern sind ja Europäer und reisen frei. Vor Jahren gab es eine Passkontrolle im Zug nach Milano. Aber nur der schwarze Mitreisende, der aussah, wie ein älterer Geschäftsherr, wurde kontrolliert inclusive Gepäck! Andere Passagiere gab es gar nicht. die laufen am Zug entlang und suchen schwarte Gesichter! Was tun als Weisser? Ich bin ratlos und schäme mich

  4. TaiFei sagt:

    Global Player sagt: 19. Dezember 2013 um 15:30
    „Alte einheimische Mütterchen sind eben nun mal sehr unwahrscheinlich illegale Flüchtlinge, wie der Autor schon anmerkte. Und Männer und Frauen mit Rastalocken haben eben nun mal überdurchschnittlich häufig auch was zu Rauchen dabei“
    Wie definieren Sie denn „alte einheimische Mütterchen“? Die könnte ja auch aus der Ukraine sein und sich ebenfalls illegal in DE aufhalten. Die Wahrscheinlichkeit, dass in DE jede Menge „Illegale“ aus GUS-Staaten rumlaufen, die äußerlich jeden Ariertest bestehen, dürfte ziemlich hoch sein. Auch das Argument mit den Rastalocken ist statistischer Mumpitz. Wenn man eine bestimmte Gruppe einer Intensiveren Kontrolle unterziehe ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich mehr Verstöße in dieser Gruppe finde automatisch bedingt. Das nennt man Unschärfe hat jedoch keinen kausalen Zusammenhang. Genauso gut könnte ich auch die Schuhgröße als Vergleichskriterium heranziehen oder die Vorliebe für Currywurst.