Kurzfilm von Pepe Danquart
Eine Weiße, die „schwarzfährt“
Er begeisterte die Massen und gewann einen Oscar. 20 Jahre später schauen sich den Kurzfilm fast eine Million Menschen auf "YouTube" an. Pepe Danquart, ein Mann, der Tatsachen unverblümt auf die große Leinwand projiziert. Sein Film „Schwarzfahrer“ verdreht die Klischees im großen Stil.
Von K G Freitag, 28.03.2014, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 31.03.2014, 23:45 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Der deutsche Filmregisseur Pepe Donquart drehte 1994 sein Meisterwerk „Schwarzfahrer“ und kritisiert darin den Alltagsrassismus in Deutschland.
Der Film beginnt damit, dass ein schwarzer Mann in eine Straßenbahn einsteigt und einen freien Platz neben einer älteren, weißen Frau entdeckt. Er fragt sie freundlich, ob er sich dort hinsetzen darf. Doch die Frau antwortet nicht und quittiert die Frage lediglich mit einem abfälligen Gesichtsausdruck.
Der Mann setzt sich dennoch auf den freien Platz. Die gesamte Fahrt über beklagt sich die Frau über „Ausländer“ und „Fremde“ in Deutschland. „Wer von unseren Steuern lebt, kann sich auch anständig benehmen“ oder „sie sollten wenigstens ihren Namen ändern, wenn sie zu uns kommen“, sagt sie.
Das Kind, das ihr genau gegenüber mit seiner Mutter sitzt, hört der Frau zu und sieht, dass alle um ihn herum stumm bleiben. Niemand hilft dem schwarzen Mann. Er selbst beherrscht sich. Nach einer Weile steigt der Kontrolleur in die Straßenbahn ein und die Geschichte nimmt plötzlich eine überraschende Wendung. Schauen Sie selbst:
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Schade, völlig falsches Signal. Der „Ausländer“ macht genau das, worüber sich die Dame beschwert hat. Besser wäre es gewesen, er hätte ihr mit dem Fahrschein ausgeholfen oder ähnliches. Vorurteile kommen doch gerade nur deswegen zustande, weil die Menschen keinen Kontakt zu Ausländern haben. Kontakt zu Menschen baut Vorurteile ab. Die alte Dame hier aber sieht sich in ihren Vorurteilen -zu Recht muss man hier ja fast schon sagen- voll bestätigt. Ein Meisterwerk ist dieser Film sicher nicht. Man sehe sich lieber mal „Sommer in Mezra“ oder „Ich Chef, du Turnschuh“ an. Oder Fassbinders Meisterwerk „Angst essen Seele auf“.
ich find den film spitze weil es eben ein film ist wo nicht gekuscht wird oder zurück gesteckt oder angebiedert sondern einfach mal gezeigt wird was sache ist .
warum sollen rassisten mit samthandschuhen angefasst werden ?
der film ist mehr als 20 jahre alt ,aber er könnte genau so heute spielen . das er einen oskar bekommen hat , liegt einfach daran das die usa in der hinsicht lichtjahre weiter sind in ihrer gesellschaftlichen entwicklung .
dort hält man rassisten nicht die andere wange hin .
und außerdem warum muss man denn haltlose vorurteile entkräften in denen man sich ständig erklärt ? reicht es nicht aus das man diese vorurteile nicht hat , in den man an den anderen den selben maßstab ansetzt wie an sich selbst auch .
Lieber Mr. Zylinder,
und wenn Ihnen jemand sagt, Ausländer schlagen gerne zu, dann machen Sie genau was? Zuschlagen oder Aussage entkräften bzw. zumindest NICHT zuschlagen? Ich meine, der Schwarze im Film stiehlt eine Fahrkarte eines anderen Gastes, bringt ihn damit in Konflikt mit dem Gesetz und alle finden das gut und sympathisch? Und was muß der kleine Junge denken? Wird nicht der Schwarze vorgeführt wie ein Äffchen, dass sich nicht anders zu wehren weiß, als ein Papierschnipselchen zu essen? Unter diesen Aspekten finde ich den Film schon fast gefährlich. Meine togolesischen Freunde, mit denen ich meine wunderbarsten Jugendjahre verbringen durfte, konnten übrigens darüber auch nicht lachen. Wieder einmal ist der Schwarze „nur“ der Hampelmann.
Das Ende ist wirklich lustig. Gut gemacht, ich hätte da keine Einwände, weil der Schwarze sich smart verhält und im Recht ist. Da verzeiht der Zuschauer (der amerikanische insbesondere) die kleine Gemeinheit, da die alte Dame sich diese Unannehmlichkeit redlich verdient hat. Das macht den Film positiv, ein klassisches Happy End.
Wahnsinn, Richard Reiser kann es nicht einmal ertragen, dass der Schwarze im Film der Gewinner ist, weil er die rassistische Weiße auf smarte Art in ihre Schranken verwiesen hat.
Ich find’s geil.
@Ali
Nope. Das Problem ist ja, dass der Schwarze nicht der (moralische) Gewinner ist, das ist mein Problem. Denn was soll er gewonnen haben? Ist sein Tun erstrebenswert? Nein, ist es nicht. Und was genau finden sie geil? Sei’s drum, wem’s gefällt, dass sich Schwarze zum Affen machen, muss sich selber mal Gedanken machen, ob er nicht ein Problem mit Rassismus hat und ein ewiger Trenner ist. Und mir, gerade mir, vorzuwerfen, dass ich ein Problem damit habe, dass der Schwarze der Gewinner ist, grenzt schon an Hohn. Ich bin mit einer Afrikanerin verheiratet. Was denken Sie, wie sich ein Schwarzer bei dem Film fühlt?
Auch ich hätte es besser gefunden und habe das auch so erwartet, dass sich die widerliche Alte am Ende als echte Schwarzfahrerin entpuppt, wie es ja auch bei „sehr anständigen“ Bürgern ab und zu vorkommt.
Die Geschichte mit dem aufgegessenen Fahrschein ist übrigens eine sogenannte „urban legend“. Ich kenne sie z. B. mit einem Punker.
Ich verstehe die Einwände von Ihnen, Herr Reiser, und kann genau nachvollziehen, was Sie meinen.
Aber: Es ist gerade diese Pointe, die den Film so gut macht, ja, ohne die der Film gar nicht seinen besonderen Gehalt bekommen würde.
Die Dame wird doch nach den vielen Tiraden und Unterstellungen gegen Ausländer/Schwarze/Türken, die wohlgemerkt nicht zutreffend sind, und völlig absurd sind, gezwungen diesen absolut absurd-grotesken Satz zu sagen: „Der Neger hat meinen Fahrschein aufgegessen“.
Klingt für alle Umstehenden, die ihr dauernd beigepflichtet haben, genauso wie all die vorherigen Behauptungen auch – einfach rassistisch.
Weitaus empörender und leider auch aktuell ist doch die Tatsache, dass die anderen Fahrgäste entweder betreten schweigen, oder, viel schlimmer, auch noch nicken und stillschweigend beipflichten. Solche Situatioen habe ich persönlich auch in jüngerer Zeit so oft erlebt. Die sagen viel über eine Gesellschaft aus. Diese Feigheit, diese mangelnde Zivilcourage ist heute noch genauso ausgeprägt. Und das tut einem als Betroffenen noch viel mehr weh, als die böse Zunge einer alten bornierten Dame.