SVR-Studie
Nur jede vierte Kita interkulturell ausgerichtet
Mehr und mehr Kindertagesstätten in Deutschland bieten Bildungs- und Beratungsangebote für Eltern an, die sie bei der Förderung ihrer Kinder unterstützen. Doch Familien mit Migrationshintergrund werden durch diese Angebote oft nicht erreicht.
Donnerstag, 05.06.2014, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:44 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Die Aufgaben von Kindertagesstätten gehen heute weit über die pädagogische Förderung der Kinder hinaus. Sie sollen partnerschaftlich mit den Eltern zusammenarbeiten und sie bei der Erziehung ihrer Kinder unterstützen. „Kitas sind Brückenbauer. Sie können Eltern den Zugang zu vielfältigen Bildungs- und Beratungsangeboten bieten“, sagte Dr. Jan Schneider, Leiter des Forschungsbereichs beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). „Doch Familien mit Migrationshintergrund werden vielerorts von der Elternbildung und -beratung der Kitas noch nicht erreicht – dabei können Zuwanderer besonders von diesen Angeboten profitieren.“
Nur 27,4 Prozent der Kitas in Deutschland erfüllt folgende zentrale Voraussetzungen für eine interkulturelle Öffnung der Elternbildung: In diesen Kitas werden erstens die pädagogischen Fachkräfte interkulturell geschult; zweitens: die Kitas kooperieren mit lokalen Initiativen und Einrichtungen bei der Gestaltung von Bildungsangeboten; und drittens bieten sie den Eltern vielfältige Möglichkeiten, um sich zu beteiligen und auf diese Weise Einfluss auf den pädagogischen Alltag in den Kitas zu nehmen. Ein Teil dieser Kitas hat ihre Angebote zusätzlich um spezifische Bildungsangebote für Eltern mit Migrationshintergrund ergänzt. Doch selbst unter den Kindertageseinrichtungen mit einem hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund erfüllen nur knapp die Hälfte (46,2 Prozent) die Rahmenbedingungen für eine interkulturelle Öffnung. Dies geht aus einer Untersuchung hervor, die der SVR-Forschungsbereich in Kooperation mit der Vodafone Stiftung Deutschland durchgeführt hat.
Bildungsangebote für Eltern eher die Ausnahme
Für die Studie hat der SVR-Forschungsbereich die Antworten von 237 Kita-Leitungen ausgewertet, die im Rahmen des Nationalen Bildungspanels (NEPS) deutschlandweit befragt wurden. Nur wenige Kitas erfüllen bereits alle Rahmenbedingungen für eine interkulturelle Öffnung der Elternbildung, doch einzelne Voraussetzungen werden durchaus schon erfüllt: 82,8 Prozent der Kitas kooperieren mit lokalen Initiativen und Einrichtungen. 64,6 Prozent bieten Eltern vielseitige Mitwirkungsmöglichkeiten und immerhin die Hälfte (52,4 %) beschäftigen pädagogische Fachkräfte mit interkultureller Kompetenz. Zusätzliche spezifische Bildungsangebote für Eltern mit Migrationshintergrund sind hingegen mit 11,2 Prozent eher die Ausnahme.
„Die meisten Kitas haben sich bereits auf den Weg gemacht, ihre Angebote interkulturell zu öffnen. Ziel ist aber, interkulturelle Elternbildung flächendeckend und nachhaltig zu verankern“, betonte Schneider. Eine Analyse der Bildungspläne der 16 Bundesländer im Rahmen der Studie ergab, dass diese fast übereinstimmend die Bedeutung der interkulturellen Öffnung der Kitas gegenüber Familien mit Migrationshintergrund hervorheben. „Die Kitas benötigen nun aber auch die konzeptionelle und finanzielle Unterstützung, um dieses Ziel erreichen zu können“, so Schneider.
Download: Die Studie „Kitas als Brückenbauer: Interkulturelle Elternbildung in der Einwanderungsgesellschaft“ können Sie hier herunterladen.
Handlungsempfehlungen
Der SVR-Forschungsbereich empfiehlt folgende Maßnahmen, um die interkulturelle Öffnung voranzubringen: der Zeitaufwand für die Zusammenarbeit mit den Eltern muss bei der Personalplanung einkalkuliert werden. Bislang sehen die meisten Länder für kooperative Elternarbeit keine gesonderten Personalkapazitäten vor. Zudem sollte die Zusammenarbeit der Kitas, z.B. mit Familienbildungsstätten, Stadtteilzentren, Migrantenorganisationen, Grundschulen oder Hebammen in ein Gesamtkonzept eingebettet sein.
Hierfür bieten sich vor allem zwei Kooperationsformen an: Familienzentren, die üblicherweise an Kindertageseinrichtungen angegliedert sind und die sich an alle Eltern im Stadtteil richten; oder systematisch koordinierte lokale Bildungslandschaften, bei denen die Kitas einem Netzwerk gleichberechtigter Kooperationspartner angehören. Interkulturelle Elternbildung sollte zudem als zentrales Modul in der Aus- und Weiterbildung von pädagogischen Fachkräften verankert werden, denn bislang bietet weniger als ein Fünftel der Kindertageseinrichtungen ihren Mitarbeitern Fortbildungen zur Förderung interkultureller Kompetenzen an. Aktuell Gesellschaft Studien
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Vielleicht sollten Kitas sich um das kümmern für ds sie da sind – um die Kinder. Und die Elternbildung denen überlassen die dafür die Mittel und Netzwerke haben.
Es ist nichts schlechtes daran, wenn die Kitas in solchen Fällen auf die vielen und vielfältigen Angebote der verschiedenen Bildungsträger verweisen.
Wir beklagen uns über zu wenig Kitas, zu hohe Betreuungsschlüssel und „zu wenig Zeit“ für die Kinder – und halsen denen dann noch mehr auf?
In meinen Augen der falsche Weg.