Hamburg
Interkulturelle Öffnung der Verwaltung kommt langsam voran
Die Zahl der städtischen Beschäftigten mit Migrationshintergrund nimmt in Hamburg zu. Laut Personalbericht 2014 haben inzwischen über 12 Prozent der Beschäftigten einen Migrationshintergrund. Das Soll ist aber mehr als doppelt so hoch.
Donnerstag, 12.06.2014, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 17.06.2014, 10:59 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Im Jahr 2008 wurden 8,9 Prozent der Beschäftigten der Verwaltung gezählt, die einen Migrationshintergrund haben. Diese Quote hat sich bis zum Jahr 2014 um 3,4 Prozent auf 12,3 erhöht. Das entspricht einer Steigerung von 0,57 Prozent. Besser hat sich die Quote unter den Auszubildenden entwickelt. Diese stieg im selben Vergleichszeitraum um 6,5 Prozentpunkte von 17,4 auf 23,9 Prozent.
Das geht aus dem Personalbericht 2014 hervor. Zur Erhebung hatte das Personalamt im Januar und Februar 2014 eine zweite, freiwillige und anonyme Befragung aller Beschäftigten der Freien und Hansestadt Hamburg durchgeführt. Insgesamt haben sich 24.826 Beschäftigte beteiligt. Dies entspricht einem Rücklauf von 30,7 Prozent (2008: 28,0 %).
Ein vergleichsweise hohes Wachstum gegenüber 2008 verzeichneten beispielsweise Tätigkeitsbereiche wie Gesundheitsberufe (+6,9 %), Lehrkräfte an staatlichen Schulen (+5,3 %), wissenschaftliche Berufe (+4,3 %), der Polizeivollzugsdienst (+3,6 %), die Allgemeine Verwaltung (+3,1 %) und soziale Berufe wie Erzieher beziehungsweise Sozialpädagogen (+3,0 %). Besonders hohe Anteile an Beschäftigten mit Migrationshintergrund finden sich bei Lehrkräften an Hochschulen (20,3 %), in wissenschaftlichen Berufen (17,9 %), in sozialen Berufen (17,3 %) und in Gesundheitsberufen (15,7 %).
Frauen vor Männern
Wie aus dem Personalbericht außerdem hervorgeht, sind im Vergleich zum Durchschnitt aller Beschäftigten jene mit Migrationshintergrund deutlich jünger (Anteil der unter 30-Jährigen 19,1 %; alle Beschäftigten: 12,4 %). In vielen Berufsgruppen sind unter den Beschäftigten mit Migrationshintergrund die Frauen gegenüber den Männern etwas stärker vertreten. Insbesondere gilt dies für Lehrkräfte an staatlichen Schulen und Hochschulen sowie Beschäftigte in sozialen Berufen.
45,6 Prozent der Beschäftigten mit Migrationshintergrund sind in Deutschland geboren, mehr als die Hälfte im Ausland. Am stärksten vertreten sind die Herkunftsländer Polen, Türkei, Russische Föderation und Kasachstan. Dies gilt auch für die Elterngeneration der Beschäftigten.
Noch 27 Jahre
„Den Behörden und Ämtern der Freien und Hansestadt Hamburg ist damit ein weiterer Schritt der interkulturellen Öffnung gelungen“, teilt der Senat mit. Ursächlich hierfür sei die vom Senat im Jahr 2006 gestartete Ausbildungskampagne „Wir sind Hamburg! Bist Du dabei?“, mit der junge Menschen mit Migrationshintergrund gezielt für die Ausbildungen und Studiengänge der hamburgischen Verwaltung beworben werden.
In Hamburg leben etwa eine halbe Million Menschen mit Migrationshintergrund. Das entspricht einem Anteil von rund 28 Prozent der Bevölkerung. Geht die interkulturelle Öffnung in der Hansestadt in demselben Tempo weiter, wie in den vergangenen sechs Jahren, dürfte das Ziel, die Bevölkerungszusammensetzung in der Verwaltung abzubilden, im Jahre 2041 erreicht sein. Dies allerdings auch nur dann, wenn der Anteil der Migranten an der Hamburger Bevölkerung nicht steigt. (etb) Aktuell Politik
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Ist das per se ein Vorteil, wenn Leute aus Sizilien, Aserbaidschan oder Afghanistan in der Verwaltung sitzen? Möglicherweise. Es ist den Hamburgern frei belassen, das zu tun, was sie wollen. Jeder so wie er kann.
Warum ist das „Soll“ doppelt so hcoh? Sehe ich wie der Vorredner – l etzten Endes ist „Migrationshintergrund“ kein Qualitätsmerkmal – hier sollten andere Dinge im Vordergrund stehen.
Ich bin kein Fan irgendwelcher Quoten – eine Quote sogt immer für Benachteiligung einer Gruppe gegenüber einer anderen.
Im Grunde werden die Migranten bei einer der BEvölkerung entsprechenden Quote sogar über den Maßen bevorteilt – solange die Bildungsabschlüsse sich nicht EXAKT mit denen der „Nicht Migranten“ statistisch gleichen. Und da war (meine ich, ohne genaue Zahlen zu kennen) bei den Migranten noch Nachholbedarf.
Oberösterreicher: „Ist das per se ein Vorteil, wenn Leute aus Sizilien, Aserbaidschan oder Afghanistan in der Verwaltung sitzen?“
ja, das ist ein Vorteil, denn diese Menschen sind (auch) Deutschland…In einem multiethnischen Land wie der BRD ist es von Bedeutung, wenn auch die Mitarbeiter in der Verwaltung diese Vielfalt widerspiegeln.
letzten Endes ist “Migrationshintergrund” kein Qualitätsmerkmal
Richtig, wie es genausowenig ein Qualitätsmerkmal ist Biodeutscher zu sein. Dennoch ist dieser Teil der Bevölkerung in der öffentlichen Verwaltung überrepräsentiert.
@ Saadiya
An erster Stelle sollten aber schon die Fähigkeiten stehen, oder?
Wenn die Quote höher ist als die im normalen Bewerbungsverfahren rekrutierbaren Angestellten, wohin führt dann diese Quote?
Richtig, zu einer Benachteiligung der Bewerber ohne Migrationshintergrund.
Und es kann ja wohl nicht sein, dass ein mangelnder Migrationshintergrund nun schon ein Malus ist.
Irgendwie hat man schon den unangenehmen Eindruck, dass mit so wohlklingenden Euphemismen wie „Interkulturelle Öffnung“ oder „Diversity“ bestimmte Agenden umschrieben werden, die für (Bio-)Deutsche recht unangenehme Konsequenzen haben können.
Eine gute Nachricht. Das ist die richtige Richtung. Bis 2041 wenn es so weiter geht? Nicht schlecht, das sind ja fast 30 Jahre. Aber immerhin eine positive Entwicklung für Deutschland.
Ich glaube nicht, dass jemand eingestellt wird, nur weil jemand einen Einwanderungshintergrund hat. Die Qualifikation steht im Vordergrund. Auch die Motivation der Einwanderer wird erhöht. Immerhin gibt es eine Tür, die auch für sie offen steht. Wer will, wer leistet, der kann.
Einen Nachteil gibt es aber schon. Die Verwandtenquote bei den Einstellungen sinkt. Man kann es halt nicht jedem recht machen.
Werden sich alle Leute, die dann in der Verwaltung sitzen, sofort an mitteleuropäische Standards anpassen? Mag sein, aber ich persönlich habe da meine Zweifel. Ich habe die Befürchtung, dass es den Menschen dann so geht wie in Südafrika, wo Schwarze durchaus nicht mehr so glücklich sind, dass ihre Leute das Sagen haben.
http://www.theeuropean.de/hans-joachim-loewer/7141-suedafrika-und-das-erbe-nelson-mandelas
Die Qualifikation steht bei Bewerbungen im öffentlichen Dienst immer im Vordergrund. Es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen öffentlichen Dienst und Privatbetrieben. Das Zauberwort im öffentlichen Dienst ist Gerechtigkeit und bei Privatbetrieben Effizienz.
Das Sozialstaatsgebot im Art. 20 und Art. 28 kann nur eingehalten werden, solange die Statistischen Ämter sinnvolle Daten für die Steuerpolitik, Arbeitsmarktpolitik, Finanzpolitik und öffentliche Ausgaben liefern.
Nun ist es aber in der BRD so, dass die Bundesregierung die Aufträge erteilt und die Länder die Statistiken erheben mit sehr fragwürdiger Praxis. Das Ergebnis ist dass Armut, Frauen-Diskriminierung, Migrationsfragen, Kinderarmut, Altersarmut und Vermögensbestände der Reichen nebulös gehalten werden. Die amtliche Statistik ist nicht wissenschaftlich. Es gibt einen sehr triftigen Grund – das veröffentliche Meinung und Meinungen in der Bevölkerung auseinandergehen.
Ohne eine Abbildung der Beamtenschaft entsprechend der Bevölkerungszusammensetzung werden diese eigentllich bekannten Grundrechtsverletzungen durch die Regierung nicht bearbeitet – und diese Beamtenschaft überlebt jeden Regierungswechsel.
Eine Haushaltsplanung funktioniert nicht, ohne solide Erhebungsinstrumente bei der amtlichen Statistik.
Rechte argumentieren mit einer Benachteiligungsvermutung durch interkulturelle Öffnung. Jedoch sollte informierten Bürgern klar sein, dass die gleichmässige Versorgung der ganzen Wohnbevölkerung mit kollektiver Konsumption Massenverkehr, Bildung und Sozialwohnungen keine milde Gabe des Staates sind, sondern ein Lohnbestandteil für die Aufrechterhaltung der Kaufkraft und des Sparpotentials. Die Arbeitgeber können durch die staatliche Intervention weniger Lohn zahlen.
Wenn sie sich einmal auf den Baustellen umschauen, wer tatsächlich die Häuser und Bürotürm baut (migrantische Bauarbeiter) und wie die Ernte tatsächlich in Spanien, Italien und Griehenland durch undokumentierte Migranten eingebracht werden, denken sie anders über Migration.
Wo die Journaille gut drin ist, ist unsere Aufmerksamkeit von der realen Welt der migrantischen Arbeitswelt abzulenken auf den Bauernhöfen, Fleischindustrie, Damenkleidung, Baustellen, Hotellerie, Gastronomie, Häfen und Sonderwirtschaftszonen etc.
Die Medienaufmerksamkeit sollte aber auf die erwerbstätige Migranten gerichtet werden, um Verbesserungen der Lebensbedingungen zu erreichen. Moslems sind einfach uninteressant für die meisten Migranten. Nur die biodeutsche Mittelschicht macht gern Theater darum.
Ich habe auch kein Verständnis für die Kopftuchmädchen Aufregung, weil mich sehr viel mehr die Lage der polnischen Hausmädchen vom Land interessieren. Ich weiss, dass deren Rücküberweisungen eine Lebenslinie für die polnischen Kleinbauern sind. Ich weiss, dass phillipinische Krankenschwestern und Hausmädchen sich abstrampeln hier, um ihre Kinder daheim in Privatschulen ausbilden zu lassen. Über diese Frauen sollten wir reden, dann verstehen wir auch wer eigentlich für globale Gerechtigkeit sorgt. Es ist schon einmal nicht die als Außenwirtschaftsförderung getarnte Entwicklungshilfe, sondern es sind eigentlich die Rücküberweisungen innerhabl transnationaler Famileinsolidarität. Auswanderungsstaaten greifen da kräftig in die Lohntüte der Migranten über Grundsteuer, Einkommens- und Verbrauchssteuer.
Lieber Han Yen, was ist denn Gerechtigkeit? Ein äußerst schwammiger Begriff.