Gefeuert nach Facebook-Entgleisung
BAMF-Mitarbeiter wollte Kultivierungsseminar für „Afrostämmige“
Ein BAMF-Mitarbeiter hat auf seiner Facebook-Seite Verständnis für Vermieter gezeigt, die ihre Wohnung nicht an „Afroamerikaner“ vergeben wollen. Denn „der Ordnungssinn“ sei bei ihnen „nur bruchstückhaft“ vorhanden.
Von K G Dienstag, 24.06.2014, 8:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 25.06.2014, 21:19 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Einen Zeitungsartikel aus den Nürnberger Nachrichten hatte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) vergangenen Freitag auf seiner Facebook-Seite geteilt. Damit machte das BAMF auf die Situation einer deutschen Familie aus Nürnberg aufmerksam, die wegen ihrer „dunklen Hautfarbe“ keine Mietwohnung bekam.
Es folgten einige „Likes“ und Leserkommentare über Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt. Doch dann schrieb ausgerechnet ein BAMF-Mitarbeiter, dass er Verständnis hätte, wenn Vermieter an „Afrostämmigen“ keine Wohnung vergeben. Denn „der Ordnungssinn“ sei bei ihnen „nur bruchstückhaft“ vorhanden. Er präferiere eine Kultur, „die den kulturellen Gegebenheiten adaptiert ist und weiß, wie man die Wohnung in einem moderaten Zustand hält“. Der BAMF Mitarbeiter schlägt vor diesem Hintergrund vor, „Afrostämmige“ in einem „Kultivierungsseminar zu ‚europäisieren’“.
BAMF Mitarbeiter bekommt Unterstützung von PI
Dieser Kommentar löste eine Welle der Empörung aus. Zahlreiche Leser zeigten sich überrascht und verärgert, wie jemand mit so einer Gesinnung ausgerechnet in einem Amt arbeitet, das namentlich „für Migration“ einstehen müsste. Innerhalb weniger Stunden häuften sich so viele Leserkommentare an, wie sonst selten im Anschluss an ein BAMF-Eintrag auf Facebook.
Einzig die islamfeindliche und rechtsgerichtete Onlineplattform „Politically Incorrect“ konnte die Empörung nicht verstehen. „Armes Deutschland, wenn das Aussprechen der Wahrheit aus Angst vor der Rassismuskeule mit allen fatalen Folgen nicht mehr möglich ist“, schreibt ein PI-Autor.
BAMF feuert Mitarbeiter
Unterdessen wies das BAMF den Kommentar seines Mitarbeiters „mit aller Entschiedenheit zurück“ und zeigte sich bemüht, die überaus peinliche Situation zumindest etwas abzumildern: Der Mitarbeiter sei nur „von einer anderen Behörde vorübergehend als Aushilfskraft zur Verfügung gestellt“ worden.
Am gestrigen Montag teilte das BAMF dann noch mit, dass der Mitarbeiter „ab morgen nicht mehr für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge tätig“ sein wird. „Seine Äußerungen waren für uns in keiner Weise tragbar und Konsequenzen dieser Art waren daher unumgänglich“, so das BAMF. (hd) Aktuell Politik
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So so, er war „Aushilfe“ und wurde von einer anderen Behörde „ausgeliehen“. Da stellen sich schon einige Fragen: Von welcher Behörde wurde er ausgeliehen? Warum (in welcher Funktion) konnte er mit seiner Haltung auf der facebook-Seite des BAMF Kommentare schreiben? Wie wurde er auf seine Rolle vorbereitet? Meiner Meinung nach kann das BAMF sich mit seiner Kündigung nicht gänzlich der Verantwortung für das Geschehen entziehen.
Die Geschichte ist eigentlich ein Anlaß, um die Behörden, Arbeitsmarkt und den Wohnungsmarkt zusammen zu durchleuchten.
Verhaltensökonomen haben im Labor nachgewiesen, dass es für die Arbeitgeberseite/Vermieter rational sein könnte zu diskriminieren. Eine Gruppe Blau und eine Gruppe Grün können beim Mittelwert Einkommen voneinander abweichen, so dass ein Individuum aus der Gruppe Blau die Stelle/Wohnung nicht bekommt, obwohl er ansonsten mit einem Individuum aus der Gruppe Grün völlig gleich ist an relevanten bewerbungsrelevanten Attributen. Die Gruppe Blau sei meinetwegen die Gruppe der Frauen, Ausländer,… und die Gruppe Grün die der weißen, deutschen Männer. Allein das Zusatzwissen der Gruppenzugehörigkeit kann Chancengleichheit auf individueller Ebene aushebeln.
Ämter machen Vermietern und Arbeitgebern die Diskriminierung leicht. Der Vogel wird von der Stadt Gelsenkirchen abgeschossen, die auf Strassenzugsebene Nichtdeutsche und Deutsche nach Kopfzahl und Geschlecht in der Statistik der Wohnbevölkerung ausweist.
http://www.gelsenkirchen.de/de/Rathaus/Daten_und_Fakten/Statistiken/_doc/BEV_Strassentabelle.pdf
Ein guter Personaler könnte damit mit Hilfe von Micro-Targeting Statistiken und Kartenmaterial über Kaufkraft, Lebensstil Milieu,… sehr schnell den Grad der „Verzweiflung“ der Bewerber einschätzen und das zu seinem Vorteil ausnutzen.
Ebenso kritisch bewerte ich die Zusammenstellung der durchschnittlichen Lebensalter der Mütter und Ortsmerkmalen auf Stadtteilebene, da man von dem Durchschnittsalter der Mütter auf Risikoaversion und Bildungsstand der Frauen schliessen kann.
Betriebe mit starker Risikoaversion, die schon einmal Schwangerschaften nach der Einstellung mitgemacht haben, werden es sich zweimal überlegen, ob sie eine Bewerberin aus einem Stadtteil mit einem niedrigen Durchschnittsalter bei den Müttern haben wollen.
Wir wissen, dass der Gender Pay Gap kontrolliert für Qualifikation immer noch 10% ausmacht. Diese zu gering entlohnten Frauen erwirtschaften nicht genug für das Rentensystem, von dem sie selber etwa acht Jahre länger profitieren, weil sie entsprechend länger leben.
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