Einspruch
Muslime haben keine Bringschuld
Distanzierungsforderung hier, Distanzierungsforderung da, nur weil ich Muslim bin. Stellen Sie sich vor, Sie müssten jetzt beweisen, dass Sie nicht rassistisch sind, nur weil Sie Deutscher sind.
Von Elisa Tayfun Freitag, 26.09.2014, 8:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 11.05.2020, 19:06 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Wir leben in einer Zeit, in der man täglich das Gefühl hat, dass es keine Menschlichkeit mehr gibt, wenn man die Nachrichten der Welt liest oder hört. Es ist schrecklich, was passiert.
Täglich sterben Menschen, keines natürlichen Todes, nein, sie werden ermordet. Täglich, ganz viele. Kinder, Frauen, Männer. Manche schaffen es zu fliehen, Gott sei Dank! Hoffentlich finden sie einen Fleck auf der Erde, an dem sie in Frieden leben können. Für immer.
Die Täter sind Terroristen, egal unter welchem Decknamen sie fungieren. Es sind Terroristen und Barbaren. Sie verstecken sich hinter einer selbst gebastelten Ideologie. Hier geht es nicht um die Religion oder um das Vaterland. Es ist pure Barbarei!
Es ist so schrecklich, dass man nicht mal die richtigen Worte findet, man ist vor Entsetzen sprachlos, fühlt sich ohnmächtig. Man stellt sich die Frage „Warum“ und findet keine Antwort.
Man kann auch keine Antwort finden, sonst wäre man genauso barbarisch. Es gibt keine Rechtfertigung für diese Taten. Sie sind mehr als falsch und dürfen nicht passieren, niemals.
Ich sage das hier nicht als Muslima, die sich vom „IS“ distanzieren will. Ich muss mich von einer Terror-Organisation nicht distanzieren. Sie hat nichts mit mir zu tun. Und auch nichts mit meinen Mitbürgern gleichen Glaubens. Wir haben keinerlei Gemeinsamkeiten und auch keine Parallelen. Nichts, rein gar nichts, stimmt überein. Sie benutzen die Religion, wir leben sie wahrhaftig. Und das seit Jahrzehnten – friedlich. Das wird auch so bleiben.
Das Bild, das heutzutage in den Medien über die Muslime allgemein verbreitet wird, verurteile ich zutiefst. Muslime haben laut der Berichterstattung eine Bringschuld. Sie müssen erst mal beweisen, dass ihre Religion nichts mit den Gräueltaten zu tun hat, sogar dass sie selber nichts damit zu tun haben. Das wird so kommuniziert. Unglaublich!
Nein, das müssen wir nicht. Wir müssen es nicht beweisen! Denn es ist eine Selbstverständlichkeit. Es ist eine Tatsache! Sonst wäre das Miteinander in Deutschland nie möglich gewesen. Die Probleme, die hier herrschen, sind andere. Es sind beidseitige Probleme, jede Seite muss sich hier an die eigene Nase fassen. Integrationsdiskussionen haben nichts mit Terrorismus zu tun.
Stellen Sie sich vor, sie müssten jetzt beweisen, dass Sie nicht rassistisch sind, nur weil Sie Deutscher sind. Wenn Sie es nicht sind, warum sollen Sie sich dann erklären und verteidigen? Sie müssen das nicht. Ganz klare Sache!
Also haben auch Muslime keine Bringschuld. Sie haben es schon längst bewiesen. Wenn das jemand nicht sieht und jetzt Einwände bringen kann, den bitte ich darum, tief in sich hineinzuhören. Mit offenen Augen um sich herum zu schauen. Haben Sie Mut, sich Ihres eigenen Verstandes zu bedienen. Das hätte auch Immanuel Kant zu Ihnen gesagt! Aktuell Meinung
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Liebe Frau Tokat,
Auf der Welt gibt x Arten Religion und Lebensentwürfen. Nun kommt eine Gruppe und sagt: So geht Islam, und wir nennen das Islamischen Staat. Der Nichtmoslem guckt und staunt und fragt: Wirklich? So geht Islam? Und die Muslime sagen, so wie sie: Ich hab kein Bringschuld, selbst schuld wenn ihr das so seht.
Sie lassen es also zu, dass das, was sich islamischer Staat nennt, mit Islam verbunden wird? Sie lassen zu, dass jemand Ihre Religion damit, unwidersprochen, verbinden kann?
Da sind ein paar Karrikaturen in der dänischen Zeitung und vor Wut brennen Muslime Botschaften nieder, weil sie sich beleidigt fühlen. Da schießt der Staat Israel Raketen nach Palästina, und Muslime gehen auf die Straße und fühlen sich persönlich verletzt.
Nun schneiden Menschen im Namen des Islam anderen die Kehle durch, weil sie nicht islamisch sind. Aber Moslems fühlen sich nicht beleidigt, betroffen, verletzt.
Was soll man darüber denken?
Zitat: ‚Stellen Sie sich vor, sie müssten jetzt beweisen, dass Sie nicht rassistisch sind, nur weil Sie Deutscher sind. Wenn Sie es nicht sind, warum sollen Sie sich dann erklären und verteidigen? Sie müssen das nicht. Ganz klare Sache!‘
Das ist richtig. Und trotzdem erwische ich mich ständig dabei, zu erklären, dass ich in keinster Weise ein Rassist bin.
Das mag daran liegen, dass ich überall im Land ständig mit rassistischen Einstellungen und Äußerungen konfrontiert werde und ich mich deshalb beinahe schon krampfhaft darum bemühe, mich davon zu distanzieren.
Wie dem auch sei. Krampf bleibt Krampf.
In diesem Sinne
Tja, Frau Tokat, die Leute nehmen das auf, was sie in den Medien sehen. Und dort sehen sie, Islam = Gewalt. Und die Millionen von moderaten Muslimen zucken mit den Achseln, und sagen, warum soll ich mich distanzieren, warum soll ich das klarstellen? Ganz ehrlich, die Muslime sind ein großes stückweit selber Schuld, dass sie mittlerweile so schlecht angesehen sind. Aber dermaßen schlecht, schlechter kann es fast nicht mehr kommen. Klar, es MUSS niemand… aber es musste auch niemand gegen Rassismus oder die NSU-Morde aufstehen. Geht doch niemanden was an. Was gehen mich irre Nazi-Mörder an? Was hab ich im entferntesten damit zu tun? Und trotzdem gab es Lichterketten und Schweigeminuten. Und das war und ist gut so!
Wer Muslim ist und wer nicht, weiß nur der liebe Gott. Und auch ist jeder für sich selbst verantwortlich. Warum ständig verschiedene Definitionen von außen an die Muslime getragen werden kann ich nicht verstehen. Wahrscheinlich haben diese Menschen nichts besseres zu tun oder evtl. unterliegen sie einem Zwang und können ihr Leben nicht selbst bestimmen. Sie müssen sich ständig mit dem Islam beschäftigen ohne dabei etwas zu lernen.
Was jetzt in diesem geschichtsträchtigen Fleck Erde so passiert hat mit den Muslimen nichts zu tun. Jede Bevölkerung der Erde wäre genau so und nicht anders, wenn sie seit hundert Jahren keine Ruhe finden. Eine willkürliche Aufteilung des landes in verschiedenen Interessengebieten der damaligen Weltmacht mit ihren verbündeten. Dazu noch eine prise Machtverhältnisse so gestalten, bspw. Minderheiten regieren lassen (Irak war und ist mehrheitlich schiitisch wobei Syrien mehrheitlich sunnitisch war und ist, also in Irak kam ein sunnitischer Diktator und in Syrien ein schiitischer Diktator, und das sind ja nur kleine Beispiele für den Kommentarbereich). Dann wurden noch die Türken gebeten den Kalif abzusetzen, nicht das der auf ne blöde Idee kommt und die Interessen missachtet. Was jetzt so alles geschrieben wird hin oder her. Die Wahrheit ist, es sterben zu viele Menschen. Ich denke mal, das können alle sehen.
Also die Voraussetzungen für den Islam sind fünf und die Voraussetzungen für den Glauben sind sechs. Diese Info ist für die zwanghaften Definierer.
Das IS und Al-Qaida sich islamisch nennen ist nicht die Schuld der Muslime. Es muss daher auch keiner innermuslimische Auseinandersetzung diesbezüglich stattfinden. Extremismus und Rassismus gibt es auch in andern Teilen der Gesellschaft. Dies ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Und jede einzelne Person sollte mit seinem Tun und Handeln dagegen vorgehen. Dazu muss sich nicht jede einzelne Person erst zu bekennen. Zudem wundere ich mich immer wieder, dass einige glauben, dass die Opfer des Terrors (nämlich mehrheitlich Muslime) sich klar gegen diesen Terror äußern sollen.
@Lutheros
natürlich fühlen sich die Muslime beleidigt. Natürlich haben Sie was gegen den Missbrauch des Islams durch Terrorgruppen. Muslime sind auch Mehrheitlich die Opfer des Terrors. Jetzt sollen sich die Opfer auch noch von den Gräueltaten distanzieren. Das finde ich sehr seltsam.
@kartoffelbauer
Millionen von Muslime haben sich längst dazu geäußer.
Zudem haben sich fast sämtliche islamischen Verbände längst geäußert und distanziert und zwar mehrfach schon. Sogar die meisten Staaten und geistlichen Oberhäupter. Wie oft soll dies denn geschehen, damit solche Hetze endlich endet? Schlagzeilen machen und Massenhysterie, sowie Stimmungsmache gegen Muslime ist derzeit in unserer Gesellschaft anscheinend populärer.
Wie ich schon in einem anderen Blog sagte:
Derzeit finden in Zentralafrika seitens der christlichen Miliz ethnische Säuberungen an der muslimischen Bevölkerung statt. Ich sehe nicht, dass eine innerchristliche Auseinandersetzung damit stattfindet, noch dass sich die Christen in aller Welt klar davon distanzieren. Welche christlichen Gemeinden nehmen dazu Stellung?
Müssen jetzt alle Christen sich rechtfertigen oder dazu Stellung nehmen?
Der Anteil radikalen Terrorgruppen wie Al-Qaida, IS etc., welche den Islam für ihre zwecke missbrauchen, an den gesamten Muslimen beträgt ca. 0,005 %. Das prozentuale Verhältnis von Nazis in Deutschland ist mit Sicherheit höher.
@kartoffelbauer
natürlich müssen die Nazi Mörder sie -wenn Sie Deutscher sind- was angehen. Immerhin bezeichen sich diese Nazis als Deutsche und wollen teil dieser Gesellschaft sein. D.h. es passiert hier in unserer Gesellschaft.
Aber die Muslime in Deutschland müssen sich nicht für die Verrückten in irgendeinem Teil der Welt rechtfertigen.
Der Islam ist eine Religion. Ich erwarte eben auch nicht, dass alle Christen in Deutschland sich für die Massaker der christliche Miliz in Zentralafrika entschuldigen oder distanzieren. Davon kann ich in unserer Gesellschaft einfach ausgehen.
Was Nazis und Rassismus angeht gehe ich davon nicht aus. Da ich in allen Blogs hier täglich Aussagen finde, welche unter Rassismus und Hetze fallen. Auch im Alltag finde ich regelmäßig nicht nur unterschwelligen Rassismus. Daher müssen alle in der Gesellschaft sich regelmäßig davon distanzieren. Ob Muslime, Christen, Juden etc. Damit meine ich ausdrücklich jede Form von Rassismus, gleich welcher Couleur oder Herkunft der jeweiligen Menschen.
@Lutheros
Es ist eben nicht so, dass gegen die Menschenrechtsverletzungen seitens Israel nur Muslime demonstriert hätten. Zudem ist dies ein ganz anders gelagerter Fall. Hier begeht ein Staat Unrecht und nicht eine Gruppe Wahnsinniger Irrer.
@kartoffelbauer: Wären Sie ein Reisbauer, würden Sie das vielleicht anders sehen….
Lieber Lutheros,
um es mal mit Ihren Worten zu sagen:
Auf der Welt gibt x Arten Systeme und Regierungsformen. Nun kommt eine Gruppe und sagt: So geht Demokratie, und wir nennen das demokratische Werte. Der Nichtdemokrat guckt und staunt und fragt: Wirklich? So geht Demokratie? Und die Demokraten sagen, so wie Sie: Ich hab kein Bringschuld, selbst schuld wenn ihr das so seht.
Sie lassen es also zu, dass das, was sich demokratisch nennt, mit Demokratie verbunden wird? Sie lassen zu, dass jemand demokratische Werte unwidersprochen verbinden kann?
Da lügen einige Demokraten einen Stuss zusammen, um den Irak im Namen der westlich-zivilisierten Werte in Schutt und Asche zu legen, Demokraten unterstützen den Landraub Israels, die Strangulierung Gazas, und den inkrementellen Genozid an den Palästinenser, mit dem Verweis, dass Israel die einzige Demokratie in der Region sei. Da zieht sich eine Spur von Blut um den gesamten Globus mit Millionen von Toten, die im Namen der Demokratie für die Freiheit geschlachtet wurden und Sie regen sich über Muslime auf, weil sie nicht den Kotau vor Ihnen machen und sich für etwas distanzieren wozu sie keinen Bezug haben?
Da massakrieren Menschen im Namen der Demokratie unschuldige Zivilisten, aber Demokraten wie Sie fühlen sich nicht beleidigt, betroffen, verletzt.
Was soll man darüber denken?
Endlich mal eine, die „den Nagel auf den Kopf“ trifft.
Frage ich mich auch schon die ganze Zeit. Wieso wird der Zentralrat der Muslime in Talkshow s geladen und muss sich für die Barbarei der IS rechtfertigen?
Dann müsste man auch den Zentralrat der Juden in diese Talkshow s einladen und seine Meinung nach der Vorgehensweise gegenüber der Israelischen Regierung gegenüber der Palästinensischen Bevölkerung befragen.
Aber nein, die Bösen scheinen nur noch die Muslime zu sein.
Wie verlogen das Ganze in den Medien ist.