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Miteinander statt Maschendraht

Integration in Schrebergärten

Der deutsche Kleingärtner. Gerne verbindet man ihn mit kitschigen Gartenzwergen, Bierbäuchen oder Socken in den Sandalen, exakten Vorschriften, der Höhe der Hecke zum Beispiel. Doch die Hobbygärtner in der Augsburger Grünanlage „Parkstraße“ haben ihre Parzellen längst geöffnet. Jeder Dritte dort ist mittlerweile Ausländer.

Von Freitag, 02.10.2009, 8:28 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 21.01.2014, 13:26 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

[audio:kleingarten_m945_jto.mp3|titles=Miteinander statt Maschendraht – Integration in Schrebergärten|artists=Jan Thomas Otte]

Augsburg. Behutsam schiebt Horst Riebler seine Schubkarre. Ein paar ver-faulte Melonen müssen auf den Komposthaufen. Das Holzfällerhemd des Kleingärtners sitzt perfekt in der Hose, der Kinnbart ist auf Linie gestutzt – genauso akkurat geschnitten wie der Rasen. Zwischen Tomaten-Stauden, Melonen-Beeten geht Horst Riebler seinem liebsten Hobby nach: „Ich leb ja von meinem Garten, ich artme hier im Garten, und ich sag auch, die Natur heilt die Seele. Und hier der Umgang mit Leuten ist mir sehr wichtig, man wird nicht einsam, man hat immer jemand um sich rum. Und vor allem dann der Erfolg im Garten! Jeder freut sich, wenn er was von mir bekommt, auch meine Haus-nachbarn.“

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Das Hobby verbindet, Vorschriften auch
Horst Riebler kippt die Melonen in den Kompost, schaut über die kleine Hecke nach nebenan. Dort erntet Nachbar Reinhard Classen gerade Kürbisse. Er kommt aus Russland, hantiert etwas unbeholfen mit der Gartenschere. Seine Zierkürbisse hängen nicht so ganz in Reih und Glied – wie bei Gartenfreund Riebler. Trotzdem: Das gemeinsame Hobby verbindet beide. Sie fachsimpeln über das Kürbisschneiden, das schöne Wetter – über die Vorschriften. Classen findet das typisch deutsch – aber irgendwie auch in Ordnung: „Es ist nicht so einfach wie man denkt: Heute habe ich sogar erfahren, dass diese Zierpflanzen 50 Zentimeter vom Zaun weg sein müssten. Vorschriften sind halt Vorschriften. Aber die sind korrekt, denn wenn jeder macht, was er will, sieht unser Garten wie eine schlechte Wiese aus“.

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Gegenseitig tolerieren, Grenzen nicht verwischen
„Schlechte Wiesen“, das darf nicht sein, findet auch Manfred Stuhler. Er sitzt zwei Parzellen weiter im Vereinshaus, stapelt gerade feinsäuberlich Finanz-papiere. Die Vorschriften helfen, dass das Miteinander zwischen Deutschen und Ausländern klappt. Jeder Dritte in der Anlage kommt aus der Türkei, Russ-land oder Rumänien: „Wir schreiben ne gewisse Höhe der Hecke des Gartens vor, damit die Leute rein schauen können, weil wir ja offene Anlagen wollen. Nur so kann Solidarität entstehen, wenn man ohne Zaun in den Kleingärten seine Grenzen toleriert“.

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Abgrenzen hinter hohen Hecken oder Maschendrahtzäunen: das ist also nicht erlaubt! Wie aber Zierpflanzen und Beete nun ganz genau angeordnet sind – da sind Freiheiten durchaus erwünscht. Ob nun deutscher oder russischer Kleingärtner-Stil, findet Manfred Stuhler: „Man kann und man wird von diesen Menschen lernen. Und im Gleichzug lernen die von uns. Die bauen ihre Kartoffeln selber an, ihren Sellerie selber an, Ihren Lauch. Und wir, wir können von denen lernen“.

Schräg gegenüber vom Vereinshäuschen gießt Rodika Ardeliano gerade ihre Rosen. Sorgfältig passt die Rumänin dabei auf, dass jedes Blütenblättchen benetzt wird. Kaum ist sie fertig, gibt es ein Schwätzchen mit den Nachbarn Riedler und Classen: „Ja, ich sehe sie alle sehr nett. Und die Atmosphäre ist sehr nett. Man freut sich ja über so nette Nachbarn wie Herrn Riebler“. Gesellschaft

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