Gegen Muslime und Roma
AfD-Wähler knapp hinter NPD-Wählern
Einer aktuellen Studie zufolge zeigen AfD-Wähler eine hohe Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen - gleich hinter den NPD-Wählern. Auffällig ist, dass sie vor allem Muslime stark abwerten, Sinti und Roma anfeinden und die Europäische Union nicht mögen.
Dienstag, 28.10.2014, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:44 Uhr Lesedauer: 4 Minuten |
Die Zustimmung zu rechtsextremen Positionen ist laut einer Studie der Uni Leipzig bei Wählern der „Alternative für Deutschland“ (AfD) durchgängig hoch. In Stärke und Ausprägung rechtsextremer Aussagen folgen die AfD-Anhänger gleich hinter den Wählern der NPD, wie aus der am Donnerstag in Leipzig veröffentlichten sozialpsychologischen „Mitte-Studie“ hervorgeht.
„Wählerprofile sind vielschichtig, deshalb ist es aufschlussreich, differenzierter hinzuschauen“, sagt der Sozialpsychologe Oliver Decker. „Auch, weil die Parteienlandschaft immer wieder durch Neugründungen auf sich aufmerksam macht.“ Elmar Brähler, Leiter der Abteilung, ergänzt: „Hatten wir im vergangenen Befragungsdurchgang noch ein besonderes Augenmerk auf die Wähler der Piratenpartei, waren wir im diesjährigen gespannt auf die Einstellungen der AfD-Anhänger. So sind sie beispielsweise am unzufriedensten mit dem Funktionieren der Demokratie.“
Nichtwähler haben geringes Einkommen
Bei den Wählern der NPD und den Nichtwählern findet sich die größte Gruppe der Armen. Ein Sechstel der NPD-Wähler und ein Fünftel der Nichtwähler haben ein Einkommen unter 1000 Euro monatlich. Unter den Wählern der FDP und der AfD finden sich nur wenige mit einem geringen Einkommen. Nur 26,1 Prozent der Wähler der NPD haben ein monatliches Haushaltseinkommen von mehr als 2500 Euro. Im Gegensatz dazu verfügen 55,6 Prozent der FDP-Wähler, 48,3 Prozent der Piratenpartei-Anhänger und 47,3 Prozent der Grünen-Wähler über ein Einkommen von mehr als 2500 Euro.
Unter den Wählern der Grünen finden sich die meisten Menschen mit Hochschulreife, 43,5 Prozent von ihnen haben Abitur. Dagegen haben nur 8,8 Prozent der Nichtwähler und 13 Prozent der NPD-Wähler den höchsten Schulabschluss. Bei der Sonntagsfrage spielten die FDP und vor allem die AfD für die Wahlentscheidung von Arbeitslosen kaum eine Rolle.
Abwertende Haltung gegenüber Muslimen und Asylbewerbern
Bei allen sechs Dimensionen rechtsextremer Einstellung (Befürwortung rechtsautoritärer Diktatur, Chauvinismus, Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit, Sozialdarwinismus, Verharmlosung des Nationalsozialismus) und im Gesamtwert zeigen sich die Anhänger der NPD deutlich antidemokratisch und rechtsextrem eingestellt. Bei fünf von sechs Dimensionen rechtsextremer Einstellung zeigen aber auch die Anhänger der AfD ausgeprägt hohe (nach den NPD-Wählern die höchsten) Werte. Nichtwähler und Unentschlossene erreichen generell auch noch hohe Werte. Die Anhänger der Grünen zeigen bei allen Facetten die niedrigsten Werte, sie lehnen im Durchschnitt nahezu alle Aussagen ab.
87 Prozent der NPD-Wähler und 71,2 Prozent der AfD-Wähler fühlen sich durch zu viele Muslime wie Fremde im eigenen Land. 87 Prozent der NPD-Wähler und 60,8 Prozent der AfD-Wähler wünschen keine Zuwanderung für Muslime nach Deutschland. SPD- und CDU/CSU-Wähler sind sich in diesem Bereich annähernd einig: 43 beziehungsweise 42 Prozent werten Muslime ab und 38 beziehungsweise 37 Prozent wünschen keine Zuwanderung. Unter Grünen- und FDP-Wählern findet sich dagegen die kleinste Gruppe von Menschen, die Muslime abwerten. Die Mehrheit bei fast allen Parteianhängern, bis auf die Wähler der Grünen, ist der Meinung, dass es keinen tatsächlichen Verfolgungsdruck für Asylbewerber im Heimatland gibt. Rund 83 Prozent der NPD-Wähler und rund 77 Prozent der AfD-Wähler sind dieser Meinung.
Einstellung gegenüber Sinti und Roma ist stark ablehnend
Rund 96 Prozent der NPD-Wähler haben ein Problem mit dem Aufenthalt von Sinti und Roma in ihrem Lebensumfeld und sind der Meinung, diese neigen zur Kriminalität. 91 Prozent möchten Sinti und Roma aus den Innenstädten entfernen. Die entsprechenden Werte für die Anhänger der AfD liegen bei 75 Prozent beziehungsweise 73 Prozent. Auch die Mehrheit der Nichtwähler und der Anhänger von CDU/CSU und SPD sind eher sinti- und romafeindlich. Am liberalsten sind die Anhänger der Grünen, aber auch unter ihnen lehnt ein Drittel Sinti und Roma ab.
Download: Weitere statistische Daten und Diagramme zur Studie „Die Parteien und das Wählerherz 2014“ können hier kostenlos heruntergeladen werden.
Die meisten der NPD- und AfD-Wähler, der Unentschlossenen und der Nichtwähler halten die EU für keine gute Sache, die Mehrheit der Linken-Wähler schließt sich an. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Frage, ob Deutschland durch die EU eher Vorteile hat. Bis auf die Anhänger der NPD und AfD hat die Mehrheit allerdings kein negatives Bild von der EU.
Unzufriedenheit mit der Demokratie
Der Idee der Demokratie stimmt eine überwältigende Anzahl aller Befragten zu. Lediglich bei den Anhängern der Piratenpartei und der NPD sowie den Unentschlossenen und den Nichtwählern finden sich über 10 Prozent, die die Demokratie an sich nicht befürworten. Über ein Drittel der NPD- und AfD-Wähler sowie der Nichtwähler sind mit der Demokratie unzufrieden, wie sie in unserer Verfassung niedergelegt ist. Große Unzufriedenheit mit der tatsächlichen Demokratie in Deutschland zeigen drei Viertel aller AfD- und NPD-Wähler. Auch die Mehrheit der Linkswähler und der Nichtwähler ist mit dem Funktionieren der Demokratie nicht zufrieden.
Für die „Mitte-Studie“ werden seit 2002 in regelmäßigen Abständen in repräsentative Befragungen Angaben zum Wählerverhalten und zu rechtsextremen Einstellungen erhoben. In der aktuellen Ausgabe wurden Daten von einer Befragung ausgewertet, an der im Sommer bundesweit rund 2.400 Menschen im Alter zwischen 18 und 91 Jahren teilnahmen. Für die Bestimmung der Wählerpräferenz wurde ihnen unter anderem die „Sonntagsfrage“ gestellt. (mig/epd) Leitartikel Politik Studien
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