Turgut Altug
Deutsch-Türkisches Umweltzentrum – Natur als Zweitsprache
Im Gespräch mit dem MiGAZIN erläutert Dr. Turgut Altug, Gründer des Deutsch-Türkischen Umweltzentrums, die Aufgaben seines Projektes und warum Integration und Umweltschutz bestens zusammenpassen.
Von Gülseren Ölcüm Dienstag, 06.10.2009, 8:33 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 06.11.2010, 0:30 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Berlin Kreuzberg. Biosäfte, Recyclingpapier und viele Plakate, die zu einem besseren Umgang mit der Natur aufrufen, charakterisieren das Büro in der Skalitzer Straße. Dr. Turgut Altug hat sich zur Aufgabe gemacht, den Umweltschutz den MigrantInnen in Deutschland näher zu bringen. Denn für ihn sind sie eine Bevölkerungsgruppe, „in die man Jahrzehntelang nicht investiert hat“. Deshalb verwundert ihn auch deren „Abkapselung und Desinteresse an gesellschaftlichen Themen“ nicht.
Im Januar 2009 konnte er dieses Vorhaben mit der Gründung des Türkisch-Deutschen Umweltzentrums verwirklichen. Das Zentrum ist Teil des Türkisch-Deutschen Zentrums, der zweitgrößte Träger von Integrationskursen in Berlin, und soll zu einer erfolgreicheren Integration beitragen.
Das erste Umweltzentrum von und für MigrantInnen
Das Projekt von Turgut Altug ist das erste Umweltzentrum von und für MigrantInnen. Das Thema hat bisher weder bei Umweltorganisationen noch bei Integrationsträgern großen Zuspruch gefunden. Doch Altug ist zuversichtlich, dass sich das ändert und entwickelt viele spannende Projekte, die Zuspruch finden: „Wir stehen in Verhandlung mit weiteren Trägern.“ Das Zentrum organisiert verschiedene Veranstaltungen und Konferenzen und gewinnt immer mehr Beachtung. „Sigmar Gabriel (Bundesumweltminister) äußerte sich äußerst positiv über unser Projekt.“ Eine weitere Auszeichnung drückt die Nominierung für den taz Panter Preis aus. „Es ist eine besondere Ehre und Anerkennung meiner Arbeit und die meiner MitarbeiterInnen.“ so Altug. Und weiter „Die Nominierung ist eine Bereicherung für unser Projekt.“
Das Umweltzentrum organisiert Straßenfeste und Konferenzen und arbeitet aktiv u. a. mit Kitas und Schulen zusammen. Hier sollen die Kinder für Umweltthemen sensibilisiert werden. „Natur als Zweitsprache“, „Sonnenkinder“ oder „Unsere Schule spart Energie“, heißen einige der Projekte. Sie vermitteln den Kindern wichtige Regeln zum respektvollen Umgang mit der Natur. Der „Interkulturelle Bio-Garten“ richtet sich an Familien, die gemeinsam ökologisch gärtnern und nebenbei Wichtiges zum Thema Naturschutz lernen. Zu diesen Projekten erscheint vierteljährlich die MigrantInnen Umweltzeitschrift „MUZ“.
Es hapert in der Umsetzung
In Umweltfragen sieht Altug keinen Unterschied zwischen MigrantInnen und Deutschen. Laut einer Studie des Bundesumweltministerium sowie einer Studie des Zentrums für Türkeistudien sowie MigrantInnen an, dass sie ein hohes Umweltbewusstsein hätten. „Jedoch hapert es massiv an der Umsetzung.“ Besonders hier will Altug mit seinem Projekt ansetzen und die Aufklärungsarbeit erweitern. Grundsätzlich gilt „je höher der Bildungsgrad desto leichter sind die Menschen für Umweltthemen zu erreichen, desto mehr Interesse haben sie.“ Oft schildert er Auswirkungen aktueller Naturkatastrophen, um die Gefahren deutlicher machen zu können. „Dadurch“, so Altug „wird den Menschen vieles einfacher und schneller bewusst“.
Trotz aller Anfangsschwierigkeiten bleibt Altug optimistisch. Durch sein Zentrum konnte er elf Langzeitarbeitslosen eine Jobperspektive und eine Weiterbildung zum Umwelt- und Ernährungslotsen bieten. Er hat dazu beigetragen, Themen, die viele Jahre nicht beachtet wurden, zusammenzufügen und somit der Umwelt- und Integrationsdebatte einen neuen Anstoß zu geben. Altug hat erkannt, wovor viele bisher die Augen verschlossen haben: „Der Umweltschutz geht jeden etwas an.“ Gesellschaft Interview
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