Studie
Zahl der Muslime in Deutschland wird überschätzt
70 Prozent der Bevölkerung überschätzt die Zahl der in Deutschland lebenden Muslime. Ein knappes Drittel schätzt die Zahl sogar auf über 10 Millionen, obwohl sie tatsächlich nur bei etwa 4 Millionen liegt – eine riesige Kluft zwischen Wahrnehmung und Realität.
Montag, 17.11.2014, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 17.11.2014, 20:51 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Die Zahl der in Deutschland lebenden Muslime wird zum Teil erheblich überschätzt. Das ergibt eine Sonderauswertung des Integrationsbarometers durch den SVR-Forschungsbereich. Von 5.659 Befragten mit und ohne Migrationshintergrund überschätzen 70 Prozent die Anzahl der Muslime zum Teil deutlich. Nur etwa zehn Prozent schätzen die Zahl der Muslime in Deutschland richtigerweise zwischen 3,8 und 4,3 Millionen. Dies entspricht der weithin anerkannten Hochrechnung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
Die Fehleinschätzungen betreffen gleichermaßen Befragte mit wie ohne Migrationshintergrund, wobei sich die Durchschnittswerte je nach Herkunftsgruppe, Bildungsstand und Geschlecht zum Teil deutlich unterscheiden. Die genaueste Schätzung (4,5 Mio.) gaben im durchschnittlichen Gruppenvergleich türkeistämmige Männer mit Abitur ab.
„Die Schätzwerte zur Zahl der Muslime in Deutschland sind ein wichtiger Indikator für den Wissensstand über diese Bevölkerungsgruppe“, sagte Dr. Cornelia Schu, Direktorin des Forschungsbereichs beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration. „Das deutliche Informationsdefizit, das in den Schätzungen zu Tage tritt, deutet darauf hin, dass es auch an Wissen um die Vielfalt der hier lebenden Muslime mangelt.“ Ein Abbau dieser Wissensdefizite könne Stereotypen vorbeugen und pauschale Urteile in Teilen der Bevölkerung verringern – und damit auch die Teilhabechancen der Muslime verbessern.
Das Integrationsbarometer ist eine Bevölkerungsumfrage unter Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in fünf Großregionen Deutschlands. Die zu Grunde liegende Befragung wurde 2013 durchgeführt. (eb) Aktuell Gesellschaft
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Dieses Ergebnis zeigt, daß es selbst in einer Gesellschaft mit demokratischem Mehrheitsprinzip zur Einflußnahme nicht nur auf das prozentuale Verhältnis einer Minderheit ankommt, sondern auch darauf, ob und wie sich Mitglieder dieser Minderheit in der Öffentlichkeit bemerkbar machen und die Aufmerksamkeit der Medien erregen. So ist es bspw. einem Dutzend „Salafisten“ gelungen, mit ihrem Auftritt als „Sharia-Police“ einen nicht geringen Teil der Bevölkerung auf sich aufmerksam und gegen sich aufzubringen. Dies wiederum hat dazu geführt, daß eine Gruppe wenig gebildeter und über den Islam desinformierter Nichtmuslime in Überschätzung der Zahl und Bedeutung jener „Salafisten“ unter den Muslimen insgesamt, eine Hetzcampagne gegen die „Salafisten“ betreibt, wobei sie jedoch in ihrer Unkenntnis der islamischen Religion und auf Grund fehlenden Vermögens und Willens zu unterscheiden, praktisch alle Muslime in den Topf der „Salafisten“ werfen. So entstehen unter Mitwirkung von Überschätzung Konflikte.
Auch die 4 Mio. sind umstritten, weil der Begriff Muslim nicht eindeutig definiert ist. So wie gegenwärtig gezählt wird, ist z.B. ein atheistischer Türke ein Muslim. Wie kann aber ein Muslim atheistisch sein?
Würde mich nicht wundern wenn die hohen Schätzungen daher kommen, dass viele einfach alles was aus dem Balkan oder Afrika kommt als „Islam“ abstempelt.