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Studie

Ausländer kosten nichts, sie bringen Deutschland Milliarden

Ausländer zahlen deutlich mehr Steuern und Sozialabgaben, als sie an staatlichen Leistungen erhalten. Im Jahr 2012 bezifferte sich der Überschuss sogar auf 22 Milliarden. Das belegt eine aktuelle Studie. Die Fakten sollten Einwanderungskritiker verstummen lassen.

Freitag, 28.11.2014, 7:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 03.12.2014, 17:00 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Die heute in Deutschland lebenden Ausländer sorgen für ein erhebliches Plus in den Sozialkassen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Die 6,6 Millionen Menschen ohne deutschen Pass sorgten 2012 für einen Überschuss von insgesamt 22 Milliarden Euro. Jeder Ausländer zahlt demnach pro Jahr durchschnittlich 3.300 Euro mehr Steuern und Sozialabgaben als er an staatlichen Leistungen erhält. Das Plus pro Kopf ist in den vergangenen zehn Jahren um über die Hälfte gestiegen. Für einen weiteren Anstieg sind bessere Bildungspolitik und gesteuerte Zuwanderung die wichtigsten Voraussetzungen.

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Zwei Drittel der Deutschen sind jedoch laut einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2012 überzeugt, dass Zuwanderung die Sozialsysteme belaste. Die vorliegende Studie widerlegt diese Auffassung. Bereits 2004 war den Sozialkassen ein Überschuss von 2.000 Euro pro Ausländer geblieben. Den Anstieg seitdem erklärt die Studie vor allem mit der günstigen Entwicklung am Arbeitsmarkt.

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Noch deutlicher steigen könnte der Beitrag der Ausländer zu den öffentlichen Haushalten, wenn sich ihr Bildungs- und Qualifikationsniveau erhöht. Die Effekte berechnet die Studie in Zukunftsszenarien. Wenn die bereits heute in Deutschland lebenden Ausländer unter 30 Jahren durchschnittlich das gleiche Bildungsniveau erreichten wie die Deutschen und dadurch im Job entsprechend besser verdienten, würde diese Altersgruppe über ihre gesamte Lebenszeit 118.400 Euro pro Kopf mehr an Steuern und Abgaben zahlen. „Gute Bildungspolitik ist die beste Integrationspolitik“, sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Selbst erhebliche zusätzliche Bildungsinvestitionen würden sich finanziell für den Staat lohnen.

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Besonders wirksam können öffentliche Haushalte und damit jeder Bürger entlastet werden, wenn die künftige Zuwanderung sinnvoll gesteuert wird. „Je besser qualifiziert die Zuwanderer, desto höher ihr Beitrag zur Finanzierung der öffentlichen Kassen“, sagte der Autor der Studie, Holger Bonin vom ZEW. Um mehr als 400 Euro könnte jeder Bürger in Deutschland jährlich fiskalisch entlastet werden, wenn künftig mindestens 200.000 Zuwanderer pro Jahr nach Deutschland kämen und 30 Prozent von ihnen hoch und weitere 50 Prozent mittel qualifiziert wären.

Dies erscheint zum einen nicht unrealistisch, weil das Qualifikationsniveau der Zuwanderer in den vergangenen Jahren bereits merklich gestiegen ist. Der Mikrozensus zählte im Jahr 2009 drei Viertel aller ausländischen Neubürger zu den Hoch- und Mittelqualifizierten. Zum anderen ist die mögliche fiskalische Entlastung von 400 Euro pro Bürger wichtig für die öffentlichen Haushalte. Denn die allgemeinen Staatsausgaben – also inklusive Schuldendienst, Straßenbau, Verwaltung und Verteidigung – sind zurzeit wesentlich höher als die Einnahmen.

Download: Die Studie „Beitrag von Ausländern und künftiger Zuwanderung zum deutschen Sozialhaushalt“ kann kostenlos heruntergeladen werden.

Rechnerisch trägt jeder Deutsche zum langfristigen Staatsdefizit 3.100 Euro bis zum Lebensende bei, jeder Ausländer aufgrund der im Vergleich zu den Deutschen schlechteren Integration am Arbeitsmarkt sogar 79.100 Euro. Das, so Dräger, erkläre sich aus der deutschen Zuwanderungsgeschichte: „Die ersten Generationen von Gastarbeitern stehen in ihren Beiträgen den ähnlich qualifizierten Deutschen in nichts nach – haben aber nicht die durchschnittlichen Einkommen der deutschen Gesamtbevölkerung erreicht.“

Eine langfristige Stabilisierung der Staatshaushalte ist auch über qualifizierte Zuwanderung zu erreichen. Um die positiven Trends der vergangenen Jahre zu verstärken und zu verstetigen, macht sich die Bertelsmann Stiftung für eine Neuausrichtung der Migrationspolitik stark: „Die Krise der südeuropäischen Länder hat viele gut ausgebildete Arbeitskräfte nach Deutschland kommen lassen. Das wird nicht auf Dauer so bleiben“, sagte Dräger. Weil sowohl Sozialsysteme, öffentliche Haushalte als auch der Arbeitsmarkt wegen des demografischen Wandels unter Druck geraten, müsse Deutschland ein dauerhaft attraktives Einwanderungsland werden.

Derzeit profitiere Deutschland zwar stark von der Arbeitsmobilität innerhalb der Europäischen Union, sei aber noch nicht attraktiv genug für internationale Fachkräfte aus Drittstaaten. Als Reformvorschlag hatte die Bertelsmann Stiftung im vergangenen Jahr die „Schwarz-Rot-Gold-Karte“ vorgestellt, mit der ausländische Fachkräfte aktiv angeworben werden. Auch Flüchtlinge, die auf absehbare Zeit nicht in ihr Heimatland zurückkehren können, sollten schneller in den Arbeitsmarkt integriert werden. Leitartikel Wirtschaft

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  1. Nina Schumann sagt:

    Ich finde die Überschrift nicht gut gewählt. Zwar habe ich mit Freude die Veröffentlichung dieser Studie aufgenommen, weil es nicht schaden kann diesen Umstand hier und da mal zu erwähnen und so bestimmten Ressentiments entgegenzuwirken, aber im Prinzip stösst sie ins gleiche Horn wie andere pauschalisierende Äußerungen. „Die Ausländer“ als homogene Gruppe? Pustekuchen. Weder, wenn es um negativ Schlagzeilen geht, noch in diesem Fall. Und nicht zuletzt befeuert die Schlagzeile das Paradigma von gutem versus schlechtem Ausländer. Wer Steuern zahlt ist eine Bereicherung, wer „uns“ was kostet, schnorrt sich durch. Ich möchte aber nicht, dass der Wert eines Menschen danach bemessen wird, was dieser Mensch an geldwertem Vorteil bringt – weder bei nicht-Deutschen, noch bei anderen gesellschaftlichen Gruppen die unter dem Generalverdacht stehen nicht genug zu leisten. Sich auf diese Rechnung einzulassen, bedeutet automatisch ihre Legitimität anzuerkennen.

  2. Miesli sagt:

    Wenn alles so supertoll läuft: Wozu dann eigentlich noch Diskussionen über die Zuwanderung?

  3. Realist sagt:

    Eine Nettobilanz von rund 3.300 Euro pro Jahr. Da muss man hellhörig werden: Angenommen ein Arzt erwirtschaftet 100.000 Euro im Jahr dann erwirtschaftet er so viel wie 33. Umgekehrt müsste einer 33 Jahre arbeiten, um so viel zu erwirtschaften wie der Arzt in einem Jahr. Ist meine Rechnung falsch?

  4. Hans Hoffmann sagt:

    @ Nina Schumann

    “Die Ausländer” als homogene Gruppe? Pustekuchen.

    Nun, warum wohl scheut sich die Bertelsmann-Studie davor, die Zahlen nach Herkunftsländern aufzugliedern ? Wären die sich dann ergebenden Zahlen
    doch eher unangenehm, für bestimmte Gruppen ?

  5. Hans Hoffmann sagt:

    Nachtrag

    Es gibt doch wenigstens einen Parameter in dieser Studie, der dieselbe gleichzeitig ad absurdum führt:

    „Über den gesamten Le
    bensverlauf gerechnet entsteht nur bei den Hochqualifizierten ein Kohorten

    überschuss. Sie zahlen pro Kopf 108.000 Euro mehr an Steuern und Beiträgen an den Staat, als sie
    der öffentlichen Hand an Aufwand in Form von individuellen Transfers oder allgemeine
    n Staatsaus

    gaben verursachen. Bei den Personen mit mittlerer Qualifikation entsteht dagegen bei den gesamten
    unveränderten fiskalpolitischen Parametern ein Kohortendefizit in Höhe von 48.800 Euro, bei den
    Geringqualifizierten sogar ein Defizit in Höhe von
    221.500 Euro.

  6. Peter Berger sagt:

    „Sind Ausländer tatsächlich eine Belastung für den deutschen Sozialstaat? (…) Ein Blick auf die Fakten schafft hier Klarheit. Die vorliegende Studie von Holger Bonin vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) belegt, dass Ausländer den Sozialstaat entlasten, …“ (S. 1 Vorwort)

    Die Studie legt keine Fakten dar, und sie belegt nichts – sie berechnet. Das, was Fakten noch am nächsten kommt, sind der Studie zugrunde liegende Umfragedaten (Zensus und SOEP), also Selbstauskünfte, wobei die SOEP-Umfragen lediglich ca. 12.000 Haushalte erfassen. Nun wird „fortgeschrieben“ (S. 7), „eingerechnet“ (S. 10), „strukturell modelliert“ (S. 12), abgeschätzt (S. 16), „gewichtet“ (S. 27), angenommen, „verknüpft“, „diskontiert“ und „unterstellt“ (S. 28), „umskaliert“ (S. 46), …

    Es handelt sich also nicht um eine Faktensammlung, sondern um eine sozialpolitische Rechenaufgabe mit so viel Unbekannten, daß man ein verläßliches Ergebnis fairerweise nicht erwarten sollte. Wie kann das auch anders sein, wenn Generationenkonten (ein zentrales methodisches Werkzeug der Studie) über einen Zeitraum von 100 Jahren gebildet werden – wobei zu berücksichtigen ist, daß „die quantitativen Resultate der Generationenbilanzierung vorsichtig verwendet werden [müssen].“ (S. 11)

    Zu den angesprochenen Unbekannten zählen Dinge wie die fiskalpolitischen Maßnahmen der öffentlichen Hand (S. 11), das künftige Wanderungsgeschehen (S. 14), der vergangene Finanzie-rungsbeitrag der Ausländer (S. 38), bildungs-, integrations-, arbeitsmarktpolitische Entscheidungen, die Konjunkturentwicklung, …

    Die geringe Exaktheit der Studienergebnisse ergibt sich aus der Natur der Aufgabenstellung und spiegelt sich wider in Formulierungen wie

    „… schätzen wir… die durchschnittlichen Werte …“ (S. 7),

    „Studien, die diesen Ansatz verwenden, können sich danach unterscheiden, wie … definiert wird, mit welchem Verfahren und welchen Daten die … geschätzt werden …“ (S. 8),

    „Schwierigkeiten bei der Erfassung einzelner Steuerarten“ (S. 8),

    „dass der aktuelle Nettofinanzierungsbeitrag nur unvollständig bilanziert wird.“ (S. 8),

    „…sie unterstellen, dass …“ (S. 9),

    „die … Vorausrechnung … mit … verknüpft wird.“ (S. 10),

    „Die Rechnung … bleibt allerdings unvollständig, …“ (S. 10),

    „… Zahlungsprofile künftiger Zuwanderer … unbekannt … Daher … Ad-hoc-Setzung erforderlich, … Sensitivitätsrechnungen … Variationen der … unterstellten Zahlungsprofile … interpretieren.“ (S. 10),

    „… wird eine Vorausrechnung der fiskalpolitischen Parameter … mit einer langfristigen Bevölkerungsvorausrechnung verknüpft.“ (S. 10),

    „Ein Nachteil der Generationenbilanzierung ist, dass die Ergebnisse stark davon abhängen, welche Annahmen zur Anpassung der fiskalpolitischen Parameter getroffen werden, …“ (S. 11),

    „Deshalb greifen wir … auf stilisierte Reformszenarien zurück …“ (S. 11),

    „… müssen die Wechselwirkungen … strukturell modelliert werden.“ (S. 12),

    „… auf dieser Basis lassen sich … Folgen … simulieren …“ (S. 12),

    „Allerdings erfordern … Gleichgewichtsmodelle … einen erheblichen Modellierungs- und Rechenaufwand. Zudem sind die Resultate von den … gewählten theoretischen Fundierungen und den … erforderlichen Parametersetzungen abhängig. Oft lässt sich schwer beurteilen, wie einzelne Modellierungsentscheidungen die Simulationsergebnisse beeinflussen. Schließlich zwingt die Komplexität … zu erheblichen Vereinfachungen, um die Modelle rechenbar zu halten.“ (S. 12),

    „Somit bleibt der Gesamteffekt künftiger Zuwanderung a priori unbestimmt.“ (S. 16),

    „Diese Vorgehensweise bedeutet eine grobe Vereinfachung“ (S. 35), …

    Abgesehen davon gibt es eine Vielzahl von Methoden, die alle – kombiniert mit den verschiedensten Annahmen und Voraussetzungen – zu unterschiedlichen Resultaten führen. Zitate:

    „International … hat sich bislang kein einheitlicher methodischer Standard etabliert.“ (S. 8),

    „Jede der verfügbaren Methoden hat fundamentale Vor- und Nachteile …“ (S. 8),

    „Komplexere Verfahren … stellen … höhere Anforderungen an die Daten und erfordern zusätzliche Annahmen und Vereinfachungen.“ (S. 13), …

    Zu den inhaltlichen Aussagen der Studie:

    „Von der Qualität der Migrationsarchitektur hängt ab, wie erfolgreich Einwanderungspolitik sein kann (…) Deutschland muss vielmehr seine Integrationspolitik umfassend neu ausrichten und zu einer Migrationsarchitektur gelangen, die weltweit attraktiv ist und mit Ländern wie Kanada oder Australien konkurrieren kann …“ (S. 4). Das bedeutet u.a.: Ein Punktesystem für Qualifikation, Alter, Sprachkenntnisse, … Vorhandensein von Vermögen, …

    „Die in dieser stilisierten Rechnung den Ausländern zugewiesenen Defizite sind fiskalisch tragfähig, jedoch muss die deutsche Bevölkerung dafür Kohortenüberschüsse aufbringen.“ (S. 38)

    „Somit ergibt sich als Diagnose, dass künftige Zuwanderer, soweit das Niveau der von ihnen geleisteten Steuer- und Beitragszahlungen und der empfangenen Transfers dem der aktuell in Deutschland lebenden Ausländer entspricht, bei einer intertemporalen Rechnung keine Entlastung, sondern eine Belastung für den öffentlichen Gesamthaushalt darstellen.“ (S. 40)

    „Über den gesamten Lebensverlauf gerechnet entsteht nur bei den Hochqualifizierten ein Kohortenüberschuss.“ (S. 47)

    „Danach bedeutet die Zuwanderung von Geringqualifizierten in der Tendenz alles in allem eine fiskalische Belastung …“ (S. 50)

    „Im ungünstigen Extremfall, dass künftige Zuwanderer durchweg so qualifiziert wären wie der Durchschnitt der ausländischen Wohnbevölkerung im Jahr 2012, würde die einheimische Bevölkerung durch weitere Zuwanderung belastet.“ (S. 58)

    „Der laufende Nettofinanzierungsbeitrag von Migrantenbevölkerungen zu den öffentlichen Haushalten ist im Allgemeinen gering. … Der aktuelle Wert für Deutschland liegt bei dieser Rechnung mit weniger als 0,1 Prozent eher am unteren Rand.“ (S. 34) „Laut Mikrozensus lebten 2013 in Deutschland 16,5 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund …“ (S.14) – das sind ca. 20%!

    Die Studie selbst ist also viel differenzierter als das, was aus ihr (zu politischen Zwecken) gemacht wird. Diese Differenziertheit sollte sich auch in der Diskussion widerspiegeln – mit marketingartigen Schlagworten werden sich Migrationsskeptiker auf Dauer nicht überzeugen lassen.

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