Schmarrn des Jahres
CSU fordert Deutschpflicht im Schlafzimmer
Nach dem Willen der CSU sollen Ausländer in Zukunft auch in ihren Wohn- und Schlafzimmern Deutsch reden. Darüber wollen sie auf dem Parteitag ernsthaft beraten - über Doppelmoral und die Gefahr dummdreister Forderungen:
Von Ekrem Şenol Sonntag, 07.12.2014, 10:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 11.12.2014, 16:50 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
„Wer dauerhaft hier leben will, soll dazu angehalten werden, im öffentlichen Raum und in der Familie deutsch zu sprechen.“ Das steht tatsächlich in einem Leitantrag der CSU. Er soll am kommenden Wochenende ernsthaft beraten werden.
Auf gut Deutsch bedeutet das: Die CSU möchte, dass Einwanderer auch in den eigenen vier Wänden, also in ihren Wohn- und Schlafzimmern Deutsch reden. Welches Interesse die CSU an diesen Gesprächen hat, ist unklar. Unklar ist zunächst einmal auch, wie sie diese Forderung umzusetzen gedenkt, bei Säuglingen vor allem, die Studien zufolge schon in ihrer Muttersprache schreien. Über die Umsetzbarkeit macht sich die CSU aber bekanntlich erst im Nachhinein Gedanken – siehe Maut.
Keine Gedanken hat sich die CSU offensichtlich auch darüber gemacht, worauf diese Forderung im Ergebnis hinausläuft: Einwanderer sollen ihre Sprache überhaupt nicht mehr sprechen. Wer braucht da noch die NPD, die sich wenigstens zu ihrer Farbe bekennt und nicht im Schaafsgewand daherkommt.
Nun ist man schon so einiges gewohnt von der CSU. Viele meinen auch, die Bayern müsse man nicht ernst nehmen. Dennoch stimmt es nachdenklich. Immerhin ist Schwesternpartei der CSU kein Geringerer als die CDU. Und wie weit muss man auf die vielen anderen Muttersprachen in Deutschland wohl herabblicken, um so eine abwertende Formulierung ungeniert in die Welt setzen zu können?
Die Bundeskanzlerin
Folgende Worte gehören Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): „Ich glaube, es ist auch richtig und wichtig, dass wir uns immer wieder vergegenwärtigen, dass es ein ureigenes und auch ein ganz natürliches Bedürfnis ist, die eigene Sprache zu sprechen und die eigenen Traditionen, Sitten und Bräuche zu leben und zu beleben.“ Sie sagte sie 2008 auf einer feierlichen Tagung anlässlich 20 Jahre Politik für deutsche Minderheiten im Ausland.
Ein paar Fakten in diesem Zusammenhang: Das Auswärtige Amt bezuschusst die Goethe Institute zur Förderung und Erhaltung der deutschen Sprache im Ausland mit jährlich über 200 Millionen Euro. Derzeit unterhält das Institut 160 Einrichtungen in 94 Ländern mit 3.000 Mitarbeitern. Hinzu kommen weltweit über 1.000 Schulen mit deutschsprachigem Unterricht in 67 Ländern. Außerdem gibt es mehr als 140 deutsche Auslandsschulen in 72 Ländern, die weisungsgebunden sind und dem Auswärtigen Amt unterliegen. Allein in den vergangenen zehn Jahren wurde die Zahl der im Ausland geförderten Schulen verdoppelt. Mehr als eine Milliarde Euro wurde bisher zur Wahrung und Erhaltung der Sprache, der Sitten und Bräuche von deutschen Minderheiten im Ausland zur Verfügung gestellt.
Damit legt Deutschland ein beispielloses Pensum hin zur Förderung von Sprache und Kultur der im Ausland lebenden Deutschen. Und in Deutschland fordert eine Regierungspartei Deutschpflicht!?
Wer jetzt denkt, das ist zu blöd, um wahr zu sein, der sei erinnert an Dezember 2013. „Wer betrügt, der fliegt“, hieß es damals in einem CSU Papier. Gemeint waren vermeintliche Armutsmigranten aus Osteuropa, die laut den „Christlich-Sozialen“ Deutschland nur wegen der sozialen Hängematte ansteuern. Das entpuppte sich zwar als dreiste Lüge und Populismus auf Kosten von Minderheiten, am Ende bekam die CSU trotzdem ihr Gesetz. Im November verabschiedete Schwarz-Rot das sogenannte Gesetz gegen den „Sozialbetrug“. Aktuell Meinung
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der konsens der faschismus kommt aus der mitte der gesellschaft .
deutsche heuchelei in höchstform . die eigenen minderheiten schikanieren, aber die im ausland anhalten sich nicht zu assimilieren !!!
alle nationen sollten sich ganz genau überlegen goethe institute zu erlauben , die im grunde nichts anderes sind als geheimdienst stationen und fünfte kolonen die willige helfer rekrutieren .
Da steckt ja durchaus mehr hinter, als eine einfache Doppelmoral. Der Wille nach einer verqueren ‚deutschen Identität‘ scheint da doch mehr als durch. Das (schlechte) alte Verständnis der CSU zu einer ‚deutschen Leitkultur‘ ist mal wieder zu entdecken. Leider findet die bayerische Partei zuviel Eingang in den Mediendiskurs (und dadurch einen hohen Einfluss auf die kult. Hegemonie).
Deswegen teile ich auch nicht die Meinung von Yasmin Fahimi, nämlich die „CSU wäre in Absurdistan angekommen“. Es handelt sich leider um Deutschland.
Dann werde ich mal beim nächsten Sex in deutsch stöhnen, auch wenn es nur halb so viel Spaß machen wird. Die CSU kann es nicht lassen, die hässliche Fratze des germanischen Herrenmenschen immer wieder auf die Tagesordnung zu bringen.
Bayern verlangen von anderen, sie sollen Hochdeutsch überall sprechen.
LOL
Mit einer Partei wie der CSU braucht man über Integration eigntlich nicht zu reden, da fehlt es an elementaren Grundkenntnissen, an dem, was man auch interkulturelle Bildung nennt, an Gefühl für demokratische und rechtsstaatliche Umgangsformen. Das gilt aber mit Abstufungen auch für die CDU, die SPD und die Grünen.
Schade, dass die politischen Parteien überhaupt nicht mehr in der Lage sind, brauchbare Vorschläge zur Lösung öffentlicher Probleme zu bieten.
Es gäbe so viel zu tun, aber die Parteien machen wirklich deutlich, dass sie keine Lust haben, an der Lösung der Probleme mitzuwirken. Zum Teil haben sie die Probleme selbst geschaffen, siehe die unzumutbaren Arbeitsbedingungen in den Integrationskursen und bei den Goethe-Instituten.
Mal angenommen, der Bundestag würde von heute auf morgen aufgelöst – gäbe es da einen einzigen Politiker, dessen Meinung man wirklich vermissen würde? Man sollte festhalten, dass der Bundestag nicht von Rechtsextremisten oder Salafisten lächerlich gemacht wird, sondern von Parteien die in der Regierungsverantwortung sitzen.
Für das „gesellschaftliche Mteinander“ wären eigentlich Politiker zuständig, die für einen Sozialstaat zu sorgen hätten, wenn sie denn Veranwortung tragen würden. Aber da diese Politiker anscheinend keine „deutsche Haltung“ zur Arbeit haben, schieben sie die Verantwortung auf „die Ausländer“ ab. Wenn es in Deutschland unsozial zugeht – dann sind die Ausländer verantwortlich, weil die nachts in ihren Ehebetten eine Sprache sprechen, die die Deutschen nicht verstehen. Und mit so einem Blödsinn verdienen Politiker echtes Geld!
@Florian Was heißt hier verquere deutsche Identität. Zur deutschen Identität gehört meiner Meinung nach die Wahrnehmung der Pflicht im Privaten und der Dienst am Staat im Großen. Das wird dann immer gleich als „rechts“ missverstanden. Vielleicht wollen ein paar „Sozis“ einfach nicht „deutsch“ sein?
Ich kannte einmal eine französische Latinistin, die mit ihrem Ehemann, einem italienischen Latinisten, auch im Schlafzimmer Lateinisch gesprochen hatte. Aber das war auf freiwilliger Basis. Bis 1848 war Lateinisch auch offizielle Sprache in den Parlamenten von Ungarn und Kroatien. Also, warum nicht zurück zu unserer europäischen Vatersprache Latein auch im Schlafzimmer? Cottidie et ubicumque Latine loquamur. Und jeder spricht zusätzlich seine jeweilige Muttersprache wo, wann und mit wem er will.
Dass Zuwanderer zuhause nur Deutsch sprechen sollen, ist genauso absurd wie die Forderung, dass die Bayern zuhause nur Hochdeutsch – und eben kein Bayrisch – sprechen sollen.
Als Grundlage der Menschenrechte gilt die „Goldene Regel“ von Konfuzius (500 Jahre vor unserer Zeitrechnung): „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg‘ auch keinem andern zu!“
“ Zur deutschen Identität gehört meiner Meinung nach die Wahrnehmung der Pflicht im Privaten und der Dienst am Staat im Großen“
gehört dazu auch das denunzieren , bespitzeln , verraten und verkaufen ???
jetzt weiss ich warum es so viele hilfspolizisten gibt und jeder deutsche meint bei der polizei zu sein .
für den dienst am staat gibt es spezielle leute namens staatsdiener , die bekommen auch geld dafür , dürfen aber nicht streiken . man nennt sie auch beamte .
Ich schließe mich dem „Bayern-LOL“ von Comrigu an! Kein_e Norddeutsche, kein_e Hess_in versteht sie. Deswegen auch „Freistaat“ und eigene Partei: CSU.
Offensichtlich verstehen diese CSU-Mitglieder auch kein Hochdeutsch: Per Zuwanderungsgesetz wird in IntV-Integrationskursen ausdrücklich „Deutsch als Zweitsprache“ gelehrt = (mindestens) 2 Sprachen.
Aus der Lernpsychologie ist bekannt, dass gerade Kinder kein Problem mit der Mehrsprachigkeit haben. Letztere ist ein Gewinn für jede Person! So auch für bayrische CSU-Mitglieder.
Sei noch aus meiner eigenen Erfahrung erwähnt, dass in Deutschland z.B. Hessen und Niedersachsen fast jedes Dorf einen eigenen Dialekt besaß/besitzt, den ein_e benachbarte Städter_in nicht verstand/ versteht.
„Babys“/Föten lernen im Mutterleib nicht nur die Sprachmelodie, sondern auch die Gefühle der Mutter kennen/nachahmen.
Daraus schließe ich u.a.:
Geht`s den Müttern der Welt gut = Schlaraffenland.
Geht`s den Müttern der Welt schlecht = Traumastation und seine Folgen.
Aus einer aktuellen Studie, die bei SovD-Ausgabe Dez. 2014, S. 2 leider nicht benannt wird, zitierte Eva Risse von der Zentralen Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser/ZIF, dass „(…) weltweit die häufigste Todesursache die Folgen sogenannter häuslicher Gewalt sind. (…)“!
Geht`s den Müttern schlecht…, gibt es große Probleme auf der Welt.