Wahn & Sinn
70 Jahre Kriegsende
Heute vor 70 Jahren wurde das Konzentrationslager Mauthausen befreit. Aber Hitler regiert in den Köpfen, weit über die Kreise hinaus, die man gemeinhin hiermit assoziierte, auch wenn man damals schon dazu neigte, Täter zu Mitläufern zu machen.
Von Sven Bensmann Dienstag, 05.05.2015, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 06.05.2015, 16:35 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Heute vor 70 Jahren, am 5. Mai 1945, wurde das Konzentrationslager Mauthausen, das größte auf dem Gebiet Österreichs, befreit. Am selben Tag kapitulierten Teile der Wehrmacht im Nordwesten, bedingungslos. Drei Tage später der Rest. Der eigentliche Kampf geht offenbar noch weiter. Denn Hitler regiert in den Köpfen, weit über die Kreise hinaus, die man gemeinhin hiermit assoziierte, auch wenn man damals schon dazu neigte, Täter zu Mitläufern zu machen. Nazis hatte es danach in CDU/CSU, die SPD und besonders auch in die sogenannte FDP gespült – die älteren werden sich an diese Partei noch erinnern können.
So bin ich wohl ein Soldat in einem Kampf, der längst beendet wurde. Um eine Schlacht zu schlagen auf einem Feld, dass sich nicht an Frontlinien findet. In dem dennoch die Kugeln noch immer nicht schweigen, noch immer Bomben explodieren und die braunen Horden ihre Lieder in Stadien und Märschen vor sich hin bellen.
Wir erleben, wie rechte Gruppen in Deutschland wieder sprießen; wir haben erlebt, wie Asylunterkünfte brennen, wie völkische Nationalisten in Dresden und ganz Deutschland demonstrieren; bourgeoise Spießer, die den Anschluss an rechtsextreme Neonazis suchen, etwas, das lange undenkbar war – so hatten gewisse Denkverbote durchaus ihren Sinn; wir haben den NSU morden und die AfD in die Landesparlamente einziehen sehen.
Und selbst da, wo man sie am wenigsten erwartet, findet man diese Grimasse des hässlichen Deutschen in der SPD, in der Tagesschau, und der dessen Namen man nicht nennt in den Charts und immer dann in der Umkleidekabine zu hören, wenn Deutschland gegen andere Länder auf dem grünen Rasen gekämpft hat – wie treffend. Und was sonst so in deutschen Fußballstadien so abgeht, davon will ich lieber schweigen. Dass Experten diese Stadien für den zentralen Ort halten, an dem Neonazis in Kontakt mit jungen Menschen kommen, ist Hinweis genug.
Und so ist es eine moralische Pflicht, nicht auf Tröglitz zu schauen und versonnen weiterzugehen, ohne Rostock oder Mölln eines Gedankens zu würdigen, Pegida in den Nachrichten zu sehen, ohne an Bücherverbrennungen zu denken, oder auf die AfD, ohne wie deren Sprecher Hans-Olaf Henkel jüngst festzustellen, dass diese Partei eben vielleicht doch nicht unbedingt die Speerspitze des Antifaschismus und Antirassismus in Deutschland ist.
Der moralische Imperativ, die deutsche Vergangenheit, eben nicht als bloßes Vergangensein zu begreifen, sondern als einen solchen Imperativ, diese auch zu begreifen und hieraus zu lernen, Rechtsterrorismus als Terrorismus und nicht als legitime Angst einer Gesellschaft, die vor großen Aufgaben steht, zu benennen; er ist die zentrale Lehre dieser deutschen Vergangenheit, und die Wurzel dieses unnötigen Kampfes. Eines Kampfes, der gegen die allgegenwärtige Dummheit geführt wird, der angenommen werden muss.
Ich wollte meinen Frieden mit der Welt.
Doch die Welt, sie wollte meinen Frieden nicht. Aktuell Meinung
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