Folter im Dienst
Marokkaner sagt gegen Beamten der Bundespolizei aus
Die Misshandlungsvorwürfe gegen die Bundespolizei in Hannover erhärten sich. Der gefolterte 19-jährige Marrokaner hat inzwischen ausgesagt. Die Polizei habe ihn gefoltert. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt.
Mittwoch, 17.06.2015, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 18.06.2015, 17:22 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Die Vorwürfe gegen Beamte der Bundespolizei in Hannover wegen mutmaßlicher Misshandlungen von Flüchtlingen scheinen sich zu erhärten. Die Ermittler haben inzwischen den 19-jährigen Marokkaner ausfindig gemacht, der von dem Polizisten gedemütigt und gefoltert worden sein soll, wie Staatsanwalt Thomas Klinge am Montag dem epd sagte: „In der Vernehmung hat er bestätigt, dass es in den Arrestzellen zu Misshandlungen zu seinem Nachteil gekommen sei.“ Die Ermittler hätten den Mann im nördlichen Niedersachsen erreicht.
Anfang Mai hatten zwei Polizisten bei der Staatsanwaltschaft Anzeige gegen einen Kollegen erstattet. Er soll im vergangenen Jahr auf einer Polizeiwache am Hauptbahnhof den Marokkaner und einen ebenfalls 19-jährigen Afghanen misshandelt haben.
Der Afghane soll nach Recherchen des NDR geschlagen, gewürgt und an den Füßen gefesselt durch die Wache geschleift worden sein. Der Marokkaner soll in unnatürlicher Haltung mit Handschellen gefesselt auf dem Boden gelegen und vor Schmerz geschrien haben. Zudem sei er gezwungen worden, verdorbenes Schweinefleisch vom Boden zu essen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt.
Klinge wollte zu Details der Vernehmung keine Auskunft geben, da zunächst die Verteidiger dazu Stellung nehmen sollten. Die Staatsanwaltschaft will jetzt nach Möglichkeit weitere Geschädigte sowie Kollegen des beschuldigten Beamten befragen. Nach Medienberichten war bei der Bundespolizeidirektion Hannover schon seit Monaten bekannt, dass sich in einer Dienstgruppe der Bahnhofswache verdächtige Vorfälle häuften. Die Bundespolizei kündigte unterdessen an, eine „Sonderbeschwerdestelle“ einzurichten. (epd/mig) Aktuell Politik
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