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Refugees welcome, Flüchtlinge willkommen, Demonstration, Asyl
Flüchtlinge Willkommen © Ravi @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Flüchtlinge willkommen heißen?

Es geht um die Frage, in welchem Land ich leben will

Man wird ja noch mal sagen dürfen „Ich will keine Flüchtlinge.“ Ich will keine Flüchtlinge, weil sie die Idylle meines Lebens im Häuschen und Garten stören. Aber ich habe im Alter von 3 bis 4 Jahren gelernt, dass Augen zu machen nicht hilft. Ich habe gelernt, dass denken hilft. Deshalb etwas zu den Argumenten:

Von Mittwoch, 14.10.2015, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 20.10.2015, 7:51 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

„Es können doch nicht alle Kommen“: Ja, das stimmt. Die meisten schaffen den langen, schwierigen, gefährlichen und teuren Weg nach Europa nicht. Zurück bleiben hauptsächlich Kinder, Frauen, Alte, Kranke und Arme. Die müssen weiter in den großen Flüchtlingslagern im nirgendwo der Nachbarländer ohne Perspektive, ohne Arbeit und ohne Bildung leben. Deshalb kommen hauptsächlich junge Männer nach Europa.

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„Deutschland kann nicht so viele aufnehmen“: Selbst wenn dieses Jahr 1 Million Flüchtlinge nach Deutschland kommen, sind das nur rund 1,5 % der weltweit 60 Millionen Flüchtlinge. Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands beträgt 3,8 % des weltweiten BIP – also mehr als das doppelte der Flüchtlingszahlen. Und: Libanon mit seinen 4,8 Millionen Einwohnern hat 1,2 Millionen Flüchtlinge aufgenommen – wer hat da einen Grund zum Meckern.

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„Kosovo ist doch ein sicheres Herkunftsland und EU-Anwärter“: Kosovo ist aus einen nicht von der UNO genehmigten krieg unter deutsche Beteiligung entstanden. Es war von Beginn an ein Land ohne Perspektiven, mit einer kriminellen Regierung und einem ethnischen Anspruch, der nie die Wirklichkeit traf. Deshalb sind heute noch KFOR-Soldaten dort stationiert, um den staatlichen Aufbau zu unterstützen. Ohne staatliche Stabilität kann es aber keine Sicherheit für alle Menschen geben. Daher ist der Kosovo kein sicheres Herkunftsland und wird es auch nicht, nur weil wir es so nennen wollen.

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„Die wollen hier doch nur arbeiten“: Was bitte ist daran verwerflich, dass jemand für seinen Lebensunterhalt arbeiten will? Die Mehrheit der Deutschen macht das auch. Schwierig ist nur, dass es diese Möglichkeit nicht so einfach gibt. Wichtig ist daher die Forderung, dass es Arbeitsvisa für Menschen aus anderen Ländern gibt und dass man vom Asylverfahren auf ein Arbeitsvisum umsteigen kann, wenn man denn ich Deutschland eine Arbeit gefunden hat. Die dadurch eingesparten Asylentscheider können gerne die Arbeitsbedingungen überwachen und das Mindestlohngesetz durchsetzen.

„Wir brauchen Transitzentren“: Dies ist so ein Wort, bei dem man die Schönfärberei direkt merkt. Es geht um Gefängnis-ähnliche Lager – nur haben Flüchtlinge nichts verbrochen, außer ihr Leben zu retten. Es wird also dann dazu kommen, dass Flüchtlinge um diese Lager einen Bogen machen und dann gegegebenenfalls mit Waffengewalt dorthin verbracht werden müssen. Und warum bitte sollen dort die Asylverfahren schneller gehen, als in einer Erstaufnahmeeinrichtung oder irgendwo anders? Populismus hat selten Recht. Er versucht nur jahrelange Untätigkeit zu vertuschen und die Opfer zu Tätern zu machen.

Und spätestens jetzt weiß ich: Es geht bei der Flüchtlingsfrage auch um die Frage, in welchem Land ich leben will. Und wenn ich in einer solidarischen, demokratischen und menschlichen Gesellschaft leben will, dann müssen Menschenrechte und Würde für alle Menschen gelten – und immer besonders auch für die Schwachen. Also für die Flüchtlinge. Und deshalb weiß ich, es ist mehr als eine Pflicht, es ist eine Herzensangelegenheit: Ja, Flüchtlinge willkommen heißen. Herzlich. Leitartikel Meinung

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  1. Ein schöner Beitrag, der vor allem auch durch seine humane Sprache den humanen Inhalt unterstützt. Sehr glaubwürdig. Josef Özcan