Bayern
CSU verhindert muslimische Bestattungen
Experten, Kirchen, Muslime, das Gesundheitsamt und die gesamte Opposition waren sich einig: Es gibt keinen Grund, an der Sargpflicht festzuhalten. Nur der Bestattungsverband Bayern sah das anders - und die CSU.
Freitag, 13.11.2015, 8:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 15.11.2015, 18:30 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Die Sargpflicht in Bayern bleibt. Mit den Stimmen der CSU wurde ein Gesetzesentwurf der SPD zur Ermöglichung individueller Bestattungsarten im Innenausschuss des Landtages abgelehnt. Dabei fing die Expertenanhörung am Mittwoch vielversprechend an. Nahezu alle geladenen Experten sprachen sich für eine Lockerung der Bestattungsregeln aus, um damit unter anderem auch die muslimische Beisetzung ohne Sarg zu ermöglichen.
So sprachen sich nicht nur Vertreter von Muslimen für eine Gesetzesänderung aus, sondern auch die katholische und die evangelische Kirche. Einwände gegen eine Gesetzesänderung wurden auch nicht von Vertretern von Kommunalverbänden oder vom Landesamt für Gesundheit erhoben. Die Abgeordneten der Freien Wähler und der Grünen waren ebenfalls für eine Reform. Nur der Bestatterverband Bayern war gegen eine Gesetzesänderung.
Bisher haben CSU-geführte Ministerien ihr Festhalten an Särgen mit den herkömmlichenn Sitten und der christlichen Tradition begründet. Damit halten neben Bayern nur noch Sachsen und Sachsen-Anhalt an der Sargpflicht fest. (eb)
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Wieso soll der Sarg eine „christliche“ Tradition sein? Vielleicht genauso „christlich“ wie weiße Weihnachten. Und was machen Christen in extrem holzarmen Gebieten: Verwenden sie dort Stein-, Metall- oder Plastiksärge oder Särge aus importiertem Holz? Heute ist das vielleicht möglich, wenn sie nicht bettelarm sind, aber in früheren Zeiten? – Jedenfalls ist das dann keine Tradition.
Vermutlich geht es den Bestattern in Wirklichkeit gar nicht um Tradition, sondern darum, an den Särgen Geld zu verdienen.
Särge sind teuer und die CSU legt viel Wert auf Machtspiele gegenüber Fremden und Minderheiten. Anders kann ich mir diese Haltung auch nicht erklären. Gerade eben weil kirchliche Vertreter bereits ihren Standpunkt öffentlich gemacht haben – wenn sich die CSU wirklich auf christliche Werte berufen will, sollte sie vielleicht mal dort nachfragen…wie christlich kann man sein, wenn man sich über kirchliche Urteile hinwegsetzt?