Freie Schulwahl
Migrantenkinder bleiben zunehmend unter sich
Seit Jahren warnen Experten, ohne dass die Politik reagiert. Jetzt zeigt eine NRW-Studie: eine freie Wahl der Grundschule verschärft die Trennung von Schülern mit und ohne Migrationshintergrund. Die Kinder bleiben zunehmend unter sich.
Montag, 18.01.2016, 8:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:44 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Können Eltern die Grundschulen für ihre Kinder wählen, bleiben benachteiligte Schüler einer Studie zufolge oft zurück. Gilt die ursprünglich zuständige Grundschule als sozial benachteiligt, meldeten sozial besser gestellte Eltern ihre Kinder oftmals an anderen Schulen an, erklärte die Bertelsmann Stiftung am Samstag in Gütersloh. Eltern mit niedrigem Bildungsstatus und mit Migrationshintergrund wählten hingegen häufig die nahe gelegene Grundschule.
Eine Studie aus dem Jahre 2012 warnte bereits vor den Folgen der freien Schulwahl. Dadurch werde die Segregation verschärft, erklärten Experten des SVR-Forschungsbereichs. Dabei würden vor allem Schulen mit hohem Migrantenanteil gemieden.
Einwanderer bleiben, Mittelstand zieht weg
Bislang ist die freie Schulwahl nach Angaben der Stiftung nur im Bundesland Nordrhein-Westfalen flächendeckend möglich. Für die Stiftung wertete die Ruhr-Universität Bochum Daten von rund 4.000 Schüler im nordrhein-westfälischen Mülheim aus den Jahren 2008 bis 2012 aus.
Eltern von Einwandererfamilien oder niedriger Bildung seien weniger mobil und blieben daher häufig in ihren Wohnbezirken, heißt es in der Studie. Am häufigsten wählten Eltern mit mittlerem Sozialstatus für ihre Kinder eine andere Schule. Eltern mit hohem Sozialstatus machten von der Wahlmöglichkeit seltener Gebrauch. Diese wohnten ohnehin häufig in einer besser gestellten Umgebung.
„Die soziale und ethnische Schulsegregation war bereits zu Zeiten der Grundschulbezirksbindung über die sozialräumliche Segregation der Wohnquartiere stark ausgeprägt. Durch die Einführung der freien Grundschulwahl nimmt sie weiter zu“, erklärte Brigitte Mohn, Mitglied des Vorstands der Bertelsmann Stiftung
Eine Rückkehr zu verbindlichen Grundschulbezirken würde nach Einschätzung der Autoren der Studie das Problem der Trennung in den Schulen etwas mildern. Die Rücknahme der stark gefragten Wahlmöglichkeit wäre jedoch mit einem hohen Preis verbunden.
Experten fordern mehr Transparenz
Stattdessen plädieren die Autoren der Studie dafür, die soziale Struktur der Schulen landesweit transparent zu machen. Damit könnten schulpolitische Weichen gestellt werden. Über einen Sozialindex könnten benachteiligte Schulen besser mit überzeugenden pädagogischen Konzepten, entsprechenden Ressourcen und guten Lehrern ausgestattet werden.
Ob und wie die Politik auf diese Befunde reagieren wird, bleibt abzuwarten. Offensichtlich ist bereits, dass zwischen propagierten Integrationspolitik und der tatsächlichen Politik eine große Lücke klafft. Schulen in sozialen Brennpunkten benötigten mehr Lehrkräfte, einen verbindlichen Ganztagsausbau und die fachliche Unterstützung bei den Herausforderungen der Inklusion und Migration in den Schulen, erklärte Mohn. Nötig seien Investitionen in Gebäude, Ausstattung und Personal der Grundschulen. Denn besonders unterprivilegierte Schüler seien auf ein gut ausgestattetes Schulumfeld angewiesen.
Das Mitspracherecht der Eltern bei der Schulwahl ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt. Auch in Hamburg können Eltern die Grundschule für ihre Kinder auswählen. In vielen Bundesländern gibt es feste Schulbezirke, bei denen je nach Wohnsitz der Besuch einer bestimmten Regelschule verpflichtend ist. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel Studien
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Das ist doch nichts Neues.
Wer opfert schon seine Kinder auf dem Altar linker Lebenslügen? Man muss sich nur mal anschauen, wieviele überzeugte „refugee welcome“ Bürger aus bestimmten Stadtteilen wegziehen, wenn die Kinder ins schulpflichtige Alter kommen. Oder schon, sobald sie sich ankündigen.
Das war schon vor 20 Jahren zu beobachten. Überzeugung trifft auf Lebensrealität.
Problem: Diese Bertelsmann-Studie macht Behauptungen über Durchmischung der Schulen, ohne Daten vor und nach der Gesetzesänderung zu vergleichen. Die Behauptungen sind so unzulässig. Interessant sind aber auch die positiven Aspekte: Auch Migrantenfamilien nutzten diese Möglichkeit nach der Reform nämlich öfter. In Wuppertal besuchten vor der Gesetzesänderung 28% der Schüler mit muslimischem Hintergrund – vor allem Türken – eine andere als die zugewiesene Schule, im Jahr nach der Auflösung der Bezirke lag dieser Anteil bei Erstklässlern schon bei 35%. Für Nichtmuslime betrugen die Anteile 34% bzw. 41% nach der Reform. ow.ly/XmVMm