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Irrtümer und Widersprüche

Islamische Feministinnen kämpfen um Anerkennung

Islamischer Feminismus ist für viele ein Widerspruch. Nicht-Muslime betrachten den Islam oft als unterdrückerische Religion, Muslime sehen im Feminismus meist ein westliches, antiislamisches Konzept. Beides Irrtümer, sagen muslimische Feministinnen.

Von Sophie Elmenthaler Freitag, 05.02.2016, 8:19 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 07.02.2016, 13:15 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

„Es ist wichtig, dass wir nicht nur einen muslimischen Feminismus vertreten, sondern einen islamischen,“ sagt die islamische Theologin Anse Tamara Gray aus den USA. Auf der Konferenz „Islamischer Feminismus – Internationale Annährungen“ der Friedrich-Ebert-Stiftung am Mittwochabend in Berlin hielt sie den Eröffnungsvortrag. Gray will den Feminismus im Islam auf eine theologische Basis stellen und nicht nur als Muslimin feministische Positionen vertreten. Man könne sich prinzipiell fragen, ob Feminismus und eine Religion wie der Islam überhaupt kompatibel seien, sagt sie. „Wenn wir uns aber darauf einigen, dass Feminismus bedeutet, für die Ermächtigung und Gleichberechtigung aller Frauen einzutreten“, dann gebe es keinen Grund, einen islamischen Zugang auszuschließen.

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Theologinnen, die die islamischen Quellen wie Koran und Hadith feministisch interpretieren, gehen davon aus, dass die meisten gängigen Praktiken und Interpretationen patriarchal verzerrt sind, also die Schriften in einem Frauen benachteiligenden Sinne auslegen. „Die erste und fundamentale Erkenntnis, die man aus dem Studium der religiösen Quellen ziehen kann, ist, dass der Prophet Mohammed Frauen als gleichwertige Gläubige und Personen angesehen hat“, sagt Gray. Das sei für die damalige Zeit geradezu radikal gewesen. Vieles, was heutigen muslimischen Frauen oft abgesprochen werde – wie das Recht auf Bildung, eigenes Geld zu verdienen oder politisch aktiv zu sein – sei aus den religiösen Quellen klar abzuleiten. Allerdings gebe es viele Hindernisse bei der Durchsetzung solcher Rechte. Neben Problemen wie Armut und Krieg in vielen islamischen Ländern seien das vor allem kulturelle Gepflogenheiten, Unkenntnis und die Angst vor Verwestlichung.

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Gerade der letzte Punkt illustriert das Dilemma, in dem sich nach eigener Aussage viele muslimische Frauen befinden. „Muslimische Feministinnen sind in einer merkwürdigen Situation“, sagt etwa die Autorin Kübra Gümüsay. „Entweder wird ihnen der Feminismus abgesprochen oder von der anderen Seite der Islam.“

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Tuba Işık, Vorsitzende des Aktionsbündnisses muslimischer Frauen, dem in Deutschland 450 Musliminnen angehören, hofft, dass islamischer Feminismus in Deutschland mehr wahrgenommen werde. Muslimische Feministinnen und Vereine wie das Aktionsbündnis gebe es zwar schon seit Jahren, deren Vertreterinnen würden allerdings in den Debatten über den Islam selten zu Wort kommen oder ignoriert. Dabei habe ein feministischer Zugang zum Islam gerade in Deutschland gute Chancen. „Die islamische Theologie steckt in Deutschland allgemein noch in den Kinderschuhen“, sagte Işık. „Es gibt nicht die Hierarchien, die es in anderen Ländern gibt.“ Daher sei die Handvoll feministischer Theologinnen in der Bundesrepublik unter ihren Kollegen durchaus anerkannt.

Işık wirbt für einen Blick über den eigenen Tellerrand, den Austausch mit Kolleginnen aus anderen Ländern wie Belgien, Frankreich und den USA, in denen der Islam ebenfalls eine Minderheitenreligion sei. „Wir lassen uns in Deutschland als Muslime immer noch zu sehr ethnisieren“, sagt Işık und meint damit, dass Muslime in einen Gegensatz zum Deutschsein gestellt werden. Da lasse sich von den US-Amerikanerinnen lernen. „Die sagen klar, der Islam ist eine Religion, und wir amerikanischen Muslime haben die unterschiedlichsten Kulturen und Nationalitäten.“

Unterschiede aushalten, Andere in ihrer Differenz anerkennen und da zusammenarbeiten, wo es sinnvoll erscheint, ist ein Appell der Tagung. „Wir müssen niemandem beweisen, dass wir Feministinnen sind,“ sagt Malika Hamidi vom European Muslim Network. Sie appellierte zum Schluss an alle Gruppen, die sich für Frauenrechte einsetzen: „Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir offen sein.“ (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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  1. Volker K. sagt:

    Typischer Fall von Stockholm-Syndrom.

  2. EmJay sagt:

    @Volker K.

    Typischer Fall von Ignoranz :)

  3. Volker K. sagt:

    Ich würde Tamara Gray, Kübra Gümüsay, Tuba Işık und Malika Hamidi keine Ignoranz vorwerfen, sondern eher ein ähnliches Verhaltensmuster wie von Geiseln gegenüber ihren Geiselnehmern und deren Anliegen.