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Türkei-Expertin

Übergreifen von Konflikt auf Deutschland unwahrscheinlich

Die Stimmung nach dem gescheiterten Militärputsch ist weiter angespannt. Auch in Deutschland sind Tausende Menschen auf die Straßen gegangen und haben Demonstriert gegen den Putsch. Türkei-Expertin Kızılocak ist überzeugt, dass es friedlich bleibt.

Von Jasmin Maxwell Mittwoch, 20.07.2016, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 24.07.2016, 20:17 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Das Zentrum für Türkeistudien hält ein Übergreifen des Konflikts in der Türkei auf die türkische Community in Deutschland für unwahrscheinlich. Die Demonstrationen von Türken in Deutschland am Wochenende seien eher eine emotionale als eine politische Reaktion auf den Putschversuch des Militärs gewesen, sagte die Türkei-Koordinatorin des Forschungsinstituts, Gülay Kızılocak, am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst. „Viele haben in der Türkei Verwandte und Freunde.“

Dennoch wertet die Expertin die Demonstrationen auch als Zeichen für eine gestiegene Verbundenheit der in Deutschland lebenden Türken mit dem türkischen Staat. Ein Grund dafür sei die Öffnung der dortigen Wahlen für im Ausland lebende Türken mit der Präsidentschaftswahl 2014. „Das führt dazu, dass die Menschen jetzt diese Solidarität zeigen“, sagte die Wissenschaftlerin. Das Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung ist eine Stiftung des Landes NRW und ein Institut der Universität Duisburg-Essen.

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Breiter Konsens gegen Militärputsch

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In erster Linie habe man bei den Demonstrationen in Deutschland zwar AKP-Anhänger gesehen. „Aber da gab es einen Konsens aller Ideologien gegen den Militärputsch“, sagte Kızılocak. Bereits vor dem Putschversuch habe es in der Türkei eine gesellschaftliche Spaltung in säkular geprägte Menschen einerseits und konservativ eingestellte Menschen andererseits gegeben, die mehrheitlich die türkische Regierungspartei AKP unterstützen. Diese Spaltung zeige sich auch in Deutschland, sagte Kızılocak.

Die Menschen seien sich aber einig in ihrer Ablehnung des Militärputschs. Die Wissenschafterin wies darauf hin, dass die Türkei bereits mehrere Militärputsche erlebt habe. „Ein Putsch wirft ein Land um zehn, 20 Jahre zurück“, betonte Kızılocak. Deshalb seien die Demonstrationen, die vielerorts vor türkischen Konsulaten stattfanden, als Zeichen der Solidarität mit dem türkischen Staat zu verstehen. Den gewalttätigen Übergriff von Unterstützern des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Samstag auf ein Jugendzentrum in Gelsenkirchen, das der Gülen-Bewegung nahe stehen soll, wertete die Wissenschaftlerin als Einzelfall.

Integrationsbeauftragte Özoğuz warnt

Die Integrationsbeauftragte Aydan Özoğuz (SPD) hingegen hatte am Montag vor einem Übergreifen des Konflikts in der Türkei auf Deutschland gewarnt. „Die innertürkischen Spannungen zwischen Nationalisten und Kurden oder Erdoğan-Anhängern und -Gegnern dürfen nicht in Deutschland ausgetragen werden“, sagte die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe. Die dramatischen Ereignisse in der Türkei beunruhigten auch die in Deutschland lebenden türkischstämmigen Bürger, betonte die SPD-Politikerin.

Am späten Freitagabend hatten in der Türkei Teile der Armee einen Umsturzversuch gestartet, den die Regierung in Ankara am Samstagvormittag für gescheitert erklärte. Mehr als 260 Menschen wurden getötet, im Anschluss wurden Tausende Menschen festgenommen. Erdogan macht für den Putschversuch die Bewegung des Predigers Fethullah Gülen verantwortlich. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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