Zentrum für Türkeistudien
Rolle der Ditib-Imame nicht überbewerten
Das Zentrum für Türkeistudien ruft die deutsche Politik zu mehr Gelassenheit auf im Umgang mit dem türkischen Islam. Wichtig seien Strukturen, die den Imam-Beruf attraktiv für deutsche Akademiker machen.
Von Jasmin Maxwell Donnerstag, 11.08.2016, 8:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 11.08.2016, 17:38 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
In der Diskussion um den türkischen Islamverband Ditib wirbt das Zentrum für Türkeistudien dafür, die Rolle der Imame nicht überzubewerten. „Der Imam ist in einer Gemeinde der einzige bezahlte Mitarbeiter, aber über die Richtung der Gemeinde entscheidet der Vorstand“, sagte der Leiter des Forschungsinstituts der Universität Duisburg-Essen, Haci Halil Uslucan, dem Evangelischen Pressedienst. Der Vorstand werde von der Gemeinde gewählt, in der in Ditib-Moscheen meist „alle Facetten der türkischen Gesellschaft repräsentiert“ seien. „Der einzige Verbindungspunkt zwischen dem örtlichen Moscheeverein und der Türkei ist der Imam.“
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) steht seit dem vereitelten Putsch in der Türkei in der Kritik, weil ihre Imame von Ankara geschickt und bezahlt werden. Uslucan bezweifelt aber, ob diese Imame durch in Deutschland ausgebildete und bezahlte Vorbeter ersetzt werden können. Das sei zwar langfristig notwendig. „Die Frage ist aber: Können diese Arbeitsplätze für Akademiker so attraktiv sein, dass unsere Absolventen dort arbeiten wollen?“
Info: Das Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung ist eine Stiftung des Landes Nordrhein-Westfalen und ein Institut der Universität Duisburg-Essen.
Traditionell sei die Rolle des Vorbeters ein unbezahltes Ehrenamt, es gebe keine Aufstiegsmöglichkeiten. Auch die Bezahlung sei schwierig, in der Türkei finanzierten nicht die Mitglieder die Gemeinde, sondern der Staat. „Wir müssen uns fragen, wie wir die Moscheen so ausstatten können, dass sie Imame bezahlen können und der Beruf langfristig attraktiv ist“, sagte der Wissenschaftler. „Solange wir diese Perspektive in Deutschland nicht geschaffen haben, können wir die andere nicht verteufeln.“
Uslucan riet der deutschen Politik, gelassener mit dem türkischen Islam in Deutschland umzugehen. Zwar sei Skepsis angesichts der undemokratischen Entwicklung in der Türkei berechtigt. Vorfälle wie in Gelsenkirchen, wo ein Ditib-Imam einen Überfall auf ein Jugendzentrum der Gülen-Bewegung gutgeheißen haben soll, ließen sich aber nicht verallgemeinern. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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