Martina Schwager
Burka-Debatte ist Ausdruck von Fremdenhass
Worum geht es bei der Diskussion um ein Burkaverbot? Um religiöse Fragen oder um Frauenrechte? Nein, sagt Religionswissenschaftlerin Ina Wunn. Die Diskussion sie ein Entgegenkommmen an die Anhänger von AfD und Pegida.
Donnerstag, 18.08.2016, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 21.08.2016, 19:21 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Diskussion um ein Burkaverbot ist nach Ansicht der hannoverschen Religionswissenschaftlerin Ina Wunn Ausdruck fremdenfeindlicher Tendenzen in der deutschen Gesellschaft. Es gehe dabei nicht wirklich um religiöse Fragen oder um Frauenrechte, sagte Wunn dem Evangelischen Pressedienst. Vielmehr seien entsprechende Forderungen ein Entgegenkommen an Anhänger von „Pegida“ und AfD.
„Das ist keine religiöse, sondern eine politische Debatte“, betonte die Professorin am Institut für Theologie und Religionswissenschaften der Universität Hannover. Damit wendeten sich die Unionspolitiker, die sie begonnen hätten, an ein bestimmtes Wählerklientel, das den Fortbestand des christlichen Abendlandes bedroht sehe und in Schwarz-Weiß-Mustern denke. Ähnlich beurteilt sie auch das Burkiniverbot in einigen französischen Badeorten als eine populistische Entscheidung im Sinne der rechten Politikerin Marine Le Pens.
Rechtslage verbietet Bekleidungsvorschrift
Dabei ist die Rechtslage nach Ansicht der Religionswissenschaftlerin zumindest in Deutschland eindeutig. Hier könne es keine Bekleidungsvorschriften geben. „Wenn mir dicke Bäuche in zu kurzen T-Shirts nicht gefallen, kann ich sie auch nicht einfach verbieten lassen“, stellte Wunn klar.
Zu mehr Sicherheit würde ein Burkaverbot ebenfalls nicht beitragen, sagte sie: „Im Gegenteil. Das könnte radikale junge Muslime eher noch in ihrer Weltsicht bestärken, dass der Islam eine bedrohte und verfolgte Religion ist, die sich mit Gewalt zur Wehr setzen muss.“ Auch in Frankreich sähen sich die Muslime durch Burka- und Burkiniverbote nur in ihrer Meinung bestärkt, unterdrückt zu werden.
Latente Angst vor dem Fremden
Wunn wies darauf hin, dass in Deutschland zwar nur sehr wenige Musliminnen lebten, die eine Burka oder einen Niqab trügen. In Baden-Baden oder München hingegen seien jedoch durchaus voll verschleierte arabische Touristinnen anzutreffen: „Die Einheimischen haben kein Problem mit Burka oder Niqab.“
In bestimmten Gruppen existiere dagegen eine latente Angst vor dem Fremden. Der daraus entstehende Abwehrmechanismus richte sich in Deutschland derzeit vor allem gegen den Islam, sagte die Professorin. Wenn das Fremde dann noch zum Konkurrenten werde, verstärke sich die Abwehr. Das habe sich schon bei der Kopftuch-Debatte gezeigt: „Das Kopftuch hat niemanden gestört, solange die muslimischen Frauen damit zu Hause blieben. Da hat auch niemand ihre angebliche Unterdrückung beklagt. Jetzt wird es zum Problem, weil kopftuchtragende Muslimas in gehobene Positionen und Ämter streben und zu Konkurrentinnen auf dem Arbeitsmarkt werden.“ (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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Der Inhalt des Beitrags ist gut verständlich, die Überschrift passt für mich aber nicht.
Die Autorin selbst schreibt über fremdenfeindliche Tendenzen. Fremdenhass ist aus meiner Sicht aber weit heftiger.
Angst vor Fremden zu haben ist das eine (was ich nicht befürworte), dass Fremde aber zu hassen ist etwas gänzlich anderes.
Warum ich eine Differenzierung wünsche? Angst vor Fremden ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Ich vermute ein großer Teil der Gesellschaft hat eben diese Angst. Man darf damit aber nicht diesem Anteil sofort Fremdenhass unterstellen.
Widerspruch, und sei er auf dieser Seite auch noch so „inkorrekt“!
Es tut mir wirklich leid, ehrlich, ich vermag es nicht zu glauben, dass eine moderne Frau, gleichgültig welcher Religion oder Nation, sich f r e i w i l l i g in vollständig verschlossenem, schwarzem „Talar“ gesichtslos in die Öffentlichkeit begibt. Es ist mir schlicht unvorstellbar! Und da befinde ich mich in guter Gesellschaft von Frauenrechtlerinnen wie Alice Schwarzer.
Für mich ist dies einzig und allein ein Ausdruck reaktionären muslimischen „Männerglaubens“, einer Glaubenspraxis, die die Frau als „Besitz“ des Mannes definiert, (siehe die „Gesetzgebung“ im IS) und ihre individuellen Rechte weit unter denen der eigenen sieht. Klarer Ausdruck dessen ist auch das Verbot des Autofahrens und anderer „nichtweiblicher“ Tätigkeiten, wie z.B. der Besuch eines Fußballspiels, selbst in Männerbegleitung, in Ländern mit Schariagesetzgebung, den Golfstaaten, Saudiarabien und dem Iran zum Beispiel. Wer davor die Augen verschließt, der verharmlost in unverantwortlicher Weise solche unglaublichen Zustände. Und diesbezüglich muss in Europa im aller frühesten Stadium klar entgegen gewirkt werden.
Im Übrigen, ich fühle mich auch als westlich sozialisierter Mann von dieser Kleidung herausgefordert. Ich weigere mich entschieden, als potentiell gewalttätig gegenüber „normal“ gekleideten Frauen eingeschätzt zu werden! Was für ein „Männerbild“ signalisiert eigentlich eine solche Auslegung des Islam? Schließen da welche von sich auf andere? Seit „Köln“ ist man in der Versuchung das nicht ganz auszuschließen.
Zum Schluss. In früheren Jahrzehnten gab es katholische Frauenorden, deren Tracht auch einer Körperverschleierung nahe kam. Zu keiner Zeit aber haben die Nonnen ihr Gesicht verborgen.
Und auf diesen Minimalkonsens müsste sich doch nun wirklich zu einigen sein.
Denn das Gesicht zeigt die „Seele“ eines Menschen. Und Männer, die Frauen verbieten wollen zu ihrem eigenen „ICH“ zu stehen, völlig egal welchen Glaubens, gehören nicht zu Europa!
Ach ja und Burkas sind frauenfreundlich?
„Burka-Debatte ist Ausdruck von Fremdenhass“
Diese Behauptung ist genauso stimmig wie die andere These der FDP-Politikerin Ina Wunn, dass es der radikale Islam war, der Musliminnen die Emanzipation gebracht habe.
Islamwissenschaftler Bassam Tibi nannte ein Burka-Verbot „eine kluge politische Maßnahme gegen Abschottung in Parallelgesellschaften, für eine Integration im Sinne von Inklusion muslimischer Migranten und für die Sicherheit“.
Auch Politiker wie Jens Spahn und Frank Henkel sind weiter für ein Vollverschleierungsverbot, ebenso die Gewerkschaft der Polizei.
Mengenlehre scheint nicht gerade die Stärke des Autors zu sein. Unter den Vollverschleierten befinden sich nämlich auch zahlreiche deutsche Konvertitinnen. Daher ist der Vorwurf des Fremdenhasses doppelt verkehrt.
Wenn die BRD ein demokratischer Staat mit einer freiheitlichen Grundordnung wäre, dann gäbe es solche Debatten nicht (mehr).. Beim der ersten Debatte ÜBER Minderheiten im Land könnte man/frau noch sagen, ein Versehen.. Beim zweiten Mal kann man/frau noch sagen, ein Fehler.. Beim dritten Mal, Dummheit.. Aber immer und immer wieder die selbe Leier, und man/frau müsste von Bösartigkeit sprechen, wenn die BRD ein demokratischer Staat mit einer freiheitlichen Grundordnung wäre..
Worum es bei der Diskussion um ein Burkaverbot geht? Ganz einfach: um Menschen! Und genau das wird viel zu oft in derartigen Diskussionen von beiden Lagern vergessen. Unter diesem schwarzen Stoff steckt ein Mensch!
Dass eine so verschwindend geringe Zahl von Menschen so viel Aufmerksamkeit bekommen von der Öffentlichkeit, von den Medien, allem voran aber von der Politik lässt mich fast neidisch werden.
Ich mag sie auch nicht, die Burka, bin aber entschieden gegen ein Verbot.
Sehe überhaupt keine rechtliche Grundlage für solch eins …
Finde Stimmen, wie die der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), die davor warnen, verschleierte Mädchen vom Unterricht auszuschließen wichtig und richtig. „Ein Verbot der Vollverschleierung ist der vollkommen falsche Weg“ (GEW-Vorstandsmitglied Ilka Hoffmann)
„Schule sei für verschleierte Mädchen aus strengkonservativen islamischen Haushalten oft die einzige Möglichkeit, Kontakt zu Gleichaltrigen aufzunehmen.“ (http://www.spiegel.de/schulspiegel/gew-maedchen-mit-burka-nicht-von-schule-ausschliessen-a-1109007.html)
Und kritisieren wir als offene Gesellschaft nicht genau die Abschottung dieser?
Da es sich um eine Abendgymnasiastin gehandelt hat, dürfte diese volljährig sein und selbst über ihren Schulbesuch entscheiden. Ansonsten greift die Schulpflicht, die in Deutschland über dem Elternrecht steht.
@posteo
Dass die gesetzliche Volljährigkeit in strengkonservativen Haushalten zweitrangig ist, müsste Ihnen einleuchten …
Songül sagt:
26. August 2016 um 12:17
Dass die gesetzliche Volljährigkeit in strengkonservativen Haushalten zweitrangig ist, müsste Ihnen einleuchten …
Sicher, aber dann kann sie immer noch ihren Nikab in der Schule ablegen und getrennte Unterbringung beantragen. In diesem Fall springt sogar das Jugendamt bis 21 ein, da noch schulischer Ausbildung befindlich.