Dumpinglohn und Ausbeute
Personal in Flüchtlingsheimen vermitteln Flüchtlinge für Schwarzarbeit
Mitarbeiter von Flüchtlingsunterkünften sollen Flüchtenden Schwarzarbeit gegen Zahlung der Hälfte ihres ohnehin niedrigen Lohnes vermittelt haben. Sozialarbeiter gehen davon aus, dass zehn bis 50 Prozent der Flüchtlinge schwarz arbeiten.
Mittwoch, 31.08.2016, 8:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 01.09.2016, 9:40 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Viele Flüchtlinge in Deutschland leisten nach Recherchen des NDR Schwarzarbeit zu Dumpinglöhnen. Immer wieder vermittelten Besucher und sogar Mitarbeiter von Flüchtlingsunterkünften illegale Jobs und verlangten dafür die Hälfte des ohnehin niedrigen Lohnes als Provision, berichtete der Sender am Dienstag auf seiner Website. Die Arbeiterwohlfahrt und Pro Asyl forderten mehr Angebote für Flüchtlinge zur Qualifizierung und zum Spracherwerb.
Zwar gibt dem NDR-Bericht zufolge es keine verlässlichen Zahlen, laut einer Studie der Universitäten Tübingen und Linz arbeiteten jedoch bis zu 30 Prozent der 1,1 Millionen Flüchtlinge, die im vergangenen Jahr nach Deutschland gekommen sind, in illegalen Jobs. Der Zoll habe allerdings bundesweit nur etwa zehn Fälle pro Monat aufgedeckt, hieß es. Auf Anfrage sagte ein Sprecher der Zollverwaltung, man habe bisher keine Hinweise darauf, dass Flüchtlinge flächendeckend auf dem Schwarzmarkt tätig seien. Die Behörde werde mögliche Entwicklungen jedoch im Auge behalten.
Arbeiteten als Tellerwäscher oder Putzkräfte
Um Schwarzarbeit zu finden, quartieren sich dem Bericht zufolge viele Asylbewerber in größeren Städten wie Hamburg oder Berlin auf Matratzenlagern oder bei Freunden ein. Sie arbeiteten dann etwa als Tellerwäscher oder Putzkräfte, um ihre Familien zu versorgen. Manche Sozialarbeiter gingen sogar davon aus, dass fast die Hälfte der Flüchtlinge in Deutschland nicht angemeldete Jobs ausüben.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund unterhält in Hamburg die Beratungsstelle „Arbeit und Migration“. Jährlich meldeten sich dort etwa 60 Flüchtlinge, die um ihren Lohn betrogen oder schlecht behandelt wurden. „Es profitieren ziemlich viele Leute davon, dass andere in Not sind“, sagte die Gewerkschafterin Emilija Mitrovic dem NDR.
AWO fordert faire Bezahlung
Die Arbeiterwohlfahrt forderte am Dienstag mehr Qualifikationsangebote für Schutzsuchende. „Flüchtlinge müssen wie alle anderen Beschäftigten in Deutschland auch fair und angemessen bezahlt werden“, sagte der AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler. Die AWO setze sich dafür ein, dass Neuzuwanderer die Möglichkeit haben, in Deutschland schnell am Arbeitsleben teilnehmen zu können.
Das seit dem 6. August geltende Integrationsgesetz leiste durch die vorübergehende Aussetzung der Vorrangprüfung einen Beitrag zur schnelleren Integration in den Arbeitsmarkt, hieß es weiter. Zuvor durften Arbeitgeber Flüchtlingen nur dann einen Job geben, wenn es für die Stelle keine deutschen Bewerber gab. Das Gesetz sei ein erster Schritt, um bürokratische Hürden abzubauen, erklärte die AWO. Darüber hinaus gebe es aber einen großen Bedarf an Deutschkursen und individuellen Beratungsangeboten sowie bei der Anerkennung im Ausland erworbener Abschlüsse. „Hier ist der Gesetzgeber gefordert, dafür zu sorgen, dass den Geflüchteten deutschlandweit genügend Angebote zur Verfügung stehen.“
Pro Asyl: Dumpinglohn Folge verfehlter Asylpolitik
Die Flüchtlingshilfeorganisation Pro Asyl wies darauf hin, dass es zum Problem der Schwarzarbeit von Flüchtlingen keine bundesweit belastbaren Daten gebe. Dass diese Menschen sich auch für Dumpinglöhne anstellen lassen, sei eine Folge der verfehlten Asylpolitik, sagte Geschäftsführer Günter Burghardt dem Evangelischen Pressedienst (epd). So hätten etwa Afghanen keinen Zugang zu Sprachkursen, auch werde immer mehr Menschen der Flüchtlingsstatus verweigert.
Das habe laut Burghardt zur Folge, dass viele Flüchtlinge auf eigene Faust versuchten, ihre Familien nachzuholen. Das aber gelinge nur, wenn sie Geld verdienten, im Zweifel auch als Schwarzarbeiter. Zudem hätten viele Asylbewerber noch Schulden bei Schleppern, da locke „der schnelle Euro“. (epd/mig) Aktuell Politik
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