Feindbild Islam
Journalistenverband gegen Workshop über mediale Wahrnehmung von Muslimen
Das Bundesinnenministerium will im Rahmen der Deutschen Islamkonferenz einen Workshop mit deutschen Chefredakteuren veranstalten. Es soll um die mediale Wahrnehmung von Muslimen gehen. Der Deutsche Journalistenverband wehrt sich dagegen. Zu Unrecht, findet Said Rezek.
Von Said Rezek Montag, 21.11.2016, 8:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 09.01.2018, 12:35 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Das Bundesinnenministerium plant Medienworkshops mit Chefredakteuren über die mediale Wahrnehmung von Muslimen. Der Vorsitzende des deutschen Journalisten Verbands (DJV), Frank Überall, reagiert dünnhäutig und doppelzüngig auf diese Initiative. „Keine Berichterstattung ist so gut, dass sie nicht noch besser werden könnte. Aber staatlich organisierten Nachhilfeunterricht brauchen wir nicht“, erklärte er.
Es sei Aufgabe von Journalisten, umfassend und vielseitig über muslimische Mitbürger und den Islam zu berichten, wenn es geboten ist. Die Richtschnur gebe aber der Pressekodex des Deutschen Presserates vor und nicht der Bundesinnenminister. Überall rät eingeladenen Chefredakteure dazu, „im Zweifel“ auf die Teilnahme zu verzichten.
Feindbild Islam
Nun könnte man auf den Gedanken kommen, dass der Verbandsvorsitzende sich durch die Einladung des Bundesinnenministeriums von einer politischen Einmischung gestört fühlt. Das dürfte aber eher unwahrscheinlich sein, macht man doch sonst gerne gemeinsame Sache. Der deutsche Journalistentag des DJV in Nordrhein-Westfalen beispielsweise wurde vor wenigen Tagen über die Bundeszentrale für politische Bildung, also indirekt vom Bundesinnenministerium gefördert. An einer Zusammenarbeit mit der Politik kann es demnach nicht liegen.
Stört sich der DJV-Vorsitzende etwa an einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Berichterstattung über den Islam? Möglicherweise. Es ist wissenschaftlich belegt, dass deutsche Medien durch ihre Negativberichterstattung ein „Feindbild Islam“ konstruieren. Demnach wäre Nachhilfe gar nicht verkehrt. Weiten Teilen der deutschen Journalistenlandschaft täte es sicher gut zu erfahren, dass sie, sobald es um Muslime geht, tendenziell negativ berichten. Ihre Arbeit trägt Studien zufolge maßgeblich mit dazu bei, dass Islamfeindlichkeit immer größer wird. Die Einladung des Bundesinnenministeriums sollten sie deshalb nicht blockieren, sondern sich darauf einlassen und ihre Arbeit kritisch hinterfragen. Aktuell Meinung
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Gebissene Hunde bellen bekanntlich am lautesten, nicht wahr, Herr Überall?
Von einigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen, pflegen die meisten Journalisten den schwammigen Unbegriff „Islamist“, „islamistisch“ usw. plan- und unterschiedslos auf die verschiedensten Kategorien anzuwenden: Personen, auf die keine andere Bezeichnung als „Terrorist“ zutrifft, werden von ihnen genauso „Islamisten“ genannt wie gewöhnliche Muslime, die nicht eine säkularistische Ordnung befürworten. Eine solche Vorgehensweise muß man zumindest grob fahrlässig nennen, da sie zu Desinformation der Medienkonsumenten führt und der Volksverhetzung Vorschub leistet.
In einem Artikel wurde als Kennzeichen der „Salafisten“ genannt, daß sie lange Bärte haben und das Zahnputzhölzchen gebrauchen. Nun ist es jedoch so, daß zahlreiche Sufis – die den „Salafisten“ diametral entgegenstehen wie Wasser dem Feuer – auch lange Bärte haben und das Zahnputzhölzchen nicht nur auch gebrauchen, sondern es sich sogar auf den Turban stecken. In einem Artikel der „Zeit“ wurden die „Salafisten“ als dem traditionellen Islam verhaftet beschrieben, wer sich jedoch in Sachen Islam auskennt oder Thomas Bauers Buch „Die Kultur der Ambiguität – eine andere Geschichte des Islams“ gelesen hat, weiß, daß der Salafismus im Islam keine Tradition hat, sondern eine der größten Neuerungen ist.
Anscheinend wird meist nicht recherchiert, sondern nur immer wieder das abgeschrieben und wiederholt, was jemand vor längerer Zeit geäußert hat und das heute keine Gültigkeit mehr besitzt. So wird bspw. der in Berlin lebende aus Marokko stammende Prediger Abd al-Adhim Kamouss als „Salafist“ eingestuft, weil er früher in der anscheinend salafistisch geprägten Al-Nur-Moschee tätig war. Wer sich jedoch seine neueren Vorträge anhört, muß zum Schluß kommen, daß Kamouss unmöglich ein „Salafist“ sein kann.
Die meisten Journalisten, die über den Islam schreiben, zeichnen sich auch durch mangelnde Sprachkenntnisse des Arabischen aus. So wird die unkorrekte Übersetzung der Worte „Allahu akbar“ mit „Gott ist groß“ mechanisch und papageienhaft wiederholt, obwohl es richtig heißt: „Gott ist größer“ oder „am größten“. Man mag vielleicht sagen, das sei nur ein unbedeutender Fehler, aber wenn jemand schreibt: „Gott ist groß, aber Frankreich ist noch größer“, dann könnte er das nicht (wenn er sich auf „Allahu akbar“ bezieht), wenn diese Worte stets richtig mit „Gott ist am größten“ wiedergegeben würden.
Die Weigerung der Journalisten, an jenem Medienworkshop teilzunehmen und sich belehren und ihre Fehler korrigieren zu lassen, wird daher nur den Verdacht stärken, daß sie in hochmütiger Selbstüberschätzung leben, und bei manchen Muslimen, daß sie vorsätzlich unzutreffende Informationen über den Islam und die Muslime verbreiten.
Dass deutsche Medien ein „Feinbild Islam“ fördern ist nicht ganz die Wahrheit. Es sind auch die eher konservativen bis extremistischen islamischen Vereine, die ein Bild vom Islam prägen, das nicht der gelebten Wirklichkeit entspricht. Außerdem ist leider zu oft offensichtlich, dass mit gespaltener Zunge gesprochen wird. Die Präsidenten der Vereine wissen ganz genau, was man in der deutschen Öffentlichkeit sagen darf und was nicht. Im nachhinein macht man halt eh da was der Geldgeber verlangt und der sitzt meist in einer Diktatur.
Den schlechten Ruf den der Islam hat, ist in weiten Teilen gerechtfertigt. Dem Islam fehlen die Selbstheilungskräfte um Menschen die vom rechten Weg abgekommen sind, wieder einzugliedern. Diese sind aber nur möglich, wenn man offen für Kritik ist und ernsthaft darüber nachdenkt und diskutiert. Bisher wurde jeglich Kritik mit Islamophobie Vorwürfen gekontert, als wäre man in einem Kampf. Der Islam wird sich noch stark ändern müssen um nicht mehr ständig im Fokus zu stehen. Das sind die Muslime der aufnehmenden Gesellschaft m.M. nach schuldig.
Ein zusätzliches unbekannteres Problem ist der Rassismus unter vielen konservativen Muslimen. Es ist offensichtlich, dass nicht die Kritik an sich das Problem darstellt, sondern dass es ein Weisser (Atheist, Christ, Jude) war der die Kritik geäussert hat. Man behauptet dann immer von islamischer Seite Probleme intern lösen zu wollen. Das passiert aber nicht und ausserdem werden Kritiker aus den eigenen Reihen schnell mal mundtot gemacht oder ausgeschlossen.
Wie soll ein Journalist da noch ein positives Bild zeichnen…
Wie wäre es mit einem Workshop für den Islam?
Dass die mediale Berichterstattung den Islam seit Jahrzehnten bewusst zum Feindbild stilisiert ist so schon mehrfach empirisch nachgewiesen. Besonders beliebt ist unterschwellige Technik der „Sinn-Induktion“ aber auch die bewusste Gewalt-Assoziation. Aufschluss- und faktenreich sind Prof. Schiffers Forschungen:
http://www.bpb.de/apuz/29060/der-islam-in-deutschen-medien?p=all
Folge ist, dass der Mediemkonsument nur Negatives, selbst absurdes , zB Vergewaltigung mit dem Islam verknüpft – nicht aber die vielen Positivbeispiele (erste Premierministerin in der islamischen Demokratie Pakistans, der höhere Professorinnenanteil an ägyptischen Hochschule im Vergleich zu DE, das funktionierende interreligiöse Zusammenleben in vielen Muslimischen Ländern, die große jüdische Diaspora im Iran…)
Die Skepsis des Journalistenverbandes gegen eine Schulung, die unter Federführung der islamischen Verbände stattfinden sollte, ist m.E. Gerechtfertigt. Auch dem Magazin Portal veröffentlicht Herr Kaman von der Ditib ja immerzu seine Vorwürfe gegenüber Kritikern seines Anspruchs auf Erlangung des Koerperschaftsanspruchs, der u.a. Von den Grünen abgelehnt wird. Politiker wie Volker Beck werden in diesem Zusammenhang als Hetzen tituliert.
Von Seiten des Zentralstelle der Muslime werden Teilnehmer der Islamkonferenz als islamfeindlich beschrieben, die auf salafistische Moscheen im Verband des Zmd hinweisen. Es müsste möglich sein, auf Defizite und Gefahren in den Medien hinzuweisen, ohne gleich als Hetzen dargestellt zu werden. Ich finde es irritierend, wenn auf der Website „Islam.de“ – Sprachrohr vom Zmd – fuer die Wahl der tunesischen Ehnada (Islamistenpartei) aufgerufe
wird, aber von Ayman Mayzek immer behauptet wird, dass es sich um eine deutsche Islamgemeinschaft handelt, die seit 50 Jahren in Deutschland beheimatet sei.
Es müsste möglich sein, ein Streitgespraech zu führen wie mit katholischen Wuerdentraegern, ohne ständige Tubus und Mimositaeten
n
…Die Richtschnur gebe aber der Pressekodex des Deutschen Presserates vor und nicht der Bundesinnenminister…
Und schmieren tut’s das monatliche Salär und andere Boni.. selten so gelacht..
In Deutschland sind die Medien mindestens genauso korrupt wie in der Türkei, nur stellt man es hier geschickter an.
Der Artikel von Said Rezek ist eine argumentative Bankrotterklärung.
Ich stimme soweit zu, dass die Berichterstattung in den Medien zu einem negativen Islambild beigetragen hat und ein Workshop in der Tat nicht verkehrt wäre.
Allerdings spielt es eine Rolle, wer zum Workshop aufruft und ihn durchführt. Überspitzt formuliert, jeder hätte Verständnis, dass kaum ein Journalist Interesse hat, einen von der ISIS oder von Erdogan durchgeführten Workshop zur Verbesserung der Berichterstattung über Muslime beizuwohnen.
Das Gleiche gilt auch, wenn die deutsche Regierung versucht, mit solchen Workshops auf die Berichterstattung der Medien Einfluss zu nehmen. Genau das ist der Kern von Frank Überalls Aussage. Es geht weniger um den Workshop an sich, sondern um eine Absage gegen eine mögliche Beeinflussung der Medien durch den Staat. Der Staat, selbst wenn er recht hat, soll sich inhaltlich bitte heraushalten.
Dieses Argument von Frank Überall ignoriert Said Rezek. Stattdessen versucht er die Glaubwürdigkeit des DJV und von Frank Überall anzugreifen. Den Wesenskern der Pressefreiheit selbst hat Said Rezek nicht verstanden, wenn er auf folgende Weise versucht, die Glaubwürdigkeit des DJV anzugreifen:
—–
„Nun könnte man auf den Gedanken kommen, dass der Verbandsvorsitzende sich durch die Einladung des Bundesinnenministeriums von einer politischen Einmischung gestört fühlt. Das dürfte aber eher unwahrscheinlich sein, macht man doch sonst gerne gemeinsame Sache.“
—-
Mit „gemeinsame Sache“ meint Said Rezek, dass der DJV seine Veranstaltung von der bpb fördern lässt, die im Geschäftsbereich des Bundesinnenminsteriums fällt. Das hält Said Rezek für einen Widerspruch. Ich halte dieses Argument für an den Haaren herbeigezogenen Unsinn.
1. Es ist ein großer Unterschied, ob Journalisten an einem staatlich organisierten Workshop teilnehmen sollen oder selbst einen organisieren.
2. Es gehört zu den Kernaufgaben der bpb „Verständnis für politische Sachverhalte zu fördern, das demokratische Bewusstsein zu festigen und die Bereitschaft zur politischen Mitarbeit zu stärken.“ Das kann durch Förderung geschehen, ohne Einfluss auf die Inhalte zu nehmen. Zu den Sponsoren der Veranstaltung gehören auch die Sparkassen NRW. Anlass für Said Rezek zu behaupten, dass man als Journalist gerne gemeinsame Sache mit Bankern macht?
Sollte das Bundesinnenminsterium oder die Sparkassen inhaltlichen Einfluss auf diese Veranstaltung genommen, dann soll dass Said Rezek bitte belegen. Macht er aber nicht. Hätte er sich mal die Mühe gemacht und sich das Programm angeschaut, dann hätte er sich seine Unterstellungen von einer Verweigerungshaltung sparen können.
@aloo masala
Sehr richtig!
Man sollte außerdem noch erwähnen, dass in Zeiten wo die Medien mit Vorwürfen wie „Lügenpresse“ und „Systempresse“ konfrontiert sind, ein vom Staat organisierter Workshop nicht gerade die Glaubwürdigkeit unterstreicht.
Herr Rezek erinnert an einen Verschwörungstheoretiker. Seriöser Journalismus ist das nicht.
…Das kann durch Förderung geschehen, ohne Einfluss auf die Inhalte zu nehmen…
Kann, muss nicht.. der Grünen-Jünger erklärt die Welt.. Meinen Sie nicht, dass bei so delikaten Angelegenheiten, entsprechend Sponsoren Ihre ideelle oder materielle Beteiligung und Interessenslage transparent für die Öffentlichkeit machen sollten? Und wenn sie das tun sollten, warum sollte man ihnen glauben? Erdogan glauben Sie ja auch nicht.. Das witzig.. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Systemstrukturen es offensichtlich ja zulassen, dass Minderheiten vilifiziert werden, dass solche Massnahmen notwendig befunden wurden.. Sie persönlich tun es ja auch, haben Sie es gemerkt?