Forscher
„Maghreb-Staaten sind keine sicheren Herkunftsländer“
Die Pläne der Bundesregierung, die Maghreb-Staaten zu sicheren Herkunftsländern zu erklären, stößt beim Migrationsforscher Scherr auf Kritik. Stattdessen sollte Deutschland auf die freiwillige Rückkehr setzen und Fluchtursachen bekämpfen.
Von Dirk Baas Donnerstag, 26.01.2017, 4:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 29.01.2017, 12:38 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Migrationsforscher Albert Scherr warnt davor, Tunesien, Algerien und Marokko als sichere Herkunftsstaaten einzustufen, um die Abschiebung abgelehnter Asylbewerber zu beschleunigen. Die Menschenrechte würden im Maghreb nicht umfassend geschützt, sagte der Professor der Pädagogischen Hochschule Freiburg dem Evangelischen Pressedienst. Statt den Druck zur Ausreise zu erhöhen, sollte besser die Rückkehrförderung auf freiwilliger Basis ausgeweitet werden, sagte der Soziologe, der auch Mitglied im „Rat für Migration“ ist.
Selbst die Lageeinschätzungen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, also einer Regierungsbehörde, begründeten „erhebliche Zweifel daran, dass in den Staaten zureichender Schutz vor Verfolgung gewährleistet ist“. Scherr zufolge kann weder für Algerien noch für Marokko politische Verfolgung ausgeschlossen werden. Auch werde in Berichten über diese Länder immer wieder auf die staatliche Diskriminierung von Homosexuellen hingewiesen.
„Abschiebungen müssen generell als ein Zwangsakt betrachtet werden. Der ist nur vertretbar, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind“, betonte der Experte. Deshalb müsse politisch angestrebt werden, die Rückkehrförderung auszuweiten: „Sie muss denjenigen, die ausreisen sollen, Perspektiven in ihren Herkunftsländern eröffnen.“
EU nimmt Bekämpfung von Fluchtursachen nicht ernst
Scherr sieht das zentrale Problem im Umgang mit Flüchtlingen darin, dass nahezu aller Staaten der Europäischen Union die Bereitschaft fehle, ihre Möglichkeiten zur Aufnahme von Flüchtlingen tatsächlich auszuschöpfen: „Auch für Deutschland ist nicht absehbar, dass objektive Grenzen der Aufnahmefähigkeit bereits erreicht oder gar überschritten sind.“
Es sei zudem wenig hilfreich, dass deutsche Politiker mit dem Finger auf die nordafrikanischen Staaten zeigten und ihnen vorhielten, ihre Bürger nicht zurücknehmen zu wollen. „Der Verweis auf die unzureichende Kooperation bei der Rücknahme lenkt von dem entscheidenden Problem ab, dass Deutschland und die EU die Rhetorik der ‚Bekämpfung von Fluchtursachen‘ bislang nicht wirklich ernst nehmen.“ Angesichts der ökonomischen Situation und der Bevölkerungsentwicklung im Maghreb werde dringend eine bessere Entwicklungszusammenarbeit und eine Wirtschaftsförderung gebraucht, die tragfähige Zukunftsperspektiven für diese Länder erst möglich mache. (epd/mig) Aktuell Politik
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Das ist zu oberflächlich gedacht. Das homosexuelle in Marokko z.B. verfolgt werden, kann im Asylverfahren geltend gemacht werden und die Zuerkennung eines Bleiberechts kann in diesen Fällen auch erfolgen.
Bei Staatsausgaben von 20 – 30 MRD Euro im Jahr und einer allein deutschen Förderung in Höhe von 845 Mio kann auch nicht davon gesprochen worden, dass Marokko nicht durch EU-Staaten Hilfsgelder erhält.
Die Mahgreb Staaten haben es selbst in der Hand die Diskussion über sichere Herkunftsstaaten zu lösen, in dem Sie ihre Staatsangehörigen zurücknehmen. Die ist eine Völkerrechtliche Verpflichtung, welche eine Selbstverständlichkeit darstellen sollte.
„Die Menschenrechte würden im Maghreb nicht umfassend geschützt…“
Wenn man die europäischen Standards bezüglich der Menschenrechte, als Grundlage nimmt, dann gibt es weltweit kein einziges Land mehr in das man Flüchtlinge zurück schicken darf…außer vllt Australien.
Menschenrechte sind Kulturabhängig und nicht universell, das ist die Lehre die wir wohl alle in den letzten Jahren alle gemacht haben.