Dramatische Zustände
Unter Gaddafi war Libyen ein Einwanderungsland
Vor dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 war Libyen selbst Ziel arbeitssuchender Migranten aus anderen afrikanischen Staaten. Heute ist das Land nur eine Durchgangsstation auf dem Weg nach Europa.
Montag, 06.02.2017, 4:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 06.02.2017, 21:52 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Im vergangenen Jahr erreichten 180.000 Bootsflüchtlinge über die Fluchtroute über das zentrale Mittelmeer Europa. Etwa 90 Prozent dieser Flüchtlinge waren in Libyen gestartet. Trotz akuter Gefahr für Leib und Leben ist das Land nach wie vor ein wichtiges Transit- und Zielland für Migranten. Nach Schätzungen internationaler Organisationen halten sich zwischen 700.000 und einer Million Migranten in dem nordafrikanischen Bürgerkriegsland auf. Die meisten stammen aus Ägypten, dem Niger, Sudan, Nigeria, Bangladesch, Syrien und Mali.
Viele halten sich monatelang in Libyen auf und arbeiten etwa als Tagelöhner, um Geld für die Überfahrt zusammen zu bekommen. Sie bleiben zunächst in südlichen Regionen des Landes, da sie an der dichter besiedelten Küste befürchten, den Behörden oder Milizen in die Hände zu fallen.
Dramatische Zustände in Auffanglagern
Vor dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 war das ölreiche Libyen selbst Ziel arbeitssuchender Migranten aus anderen afrikanischen Staaten. Heute aber drohen willkürliche Festnahmen, Zwangsarbeit, Folter, Entführungen und Vergewaltigungen. Deshalb versuchen Zuwanderer, die vor einigen Jahren womöglich noch in Libyen geblieben wären, über das Meer nach Europa zu kommen. Die gefährliche Überfahrt wird inzwischen als die sicherere Option betrachtet.
Als dramatisch beschreiben Diplomaten und humanitäre Helfer die Zustände in den libyschen Auffanglagern für Flüchtlinge und Migranten, die häufig von Milizen kontrolliert werden. In Libyen wird ein Teil der Milizionäre nach wie vor vom Innenministerium bezahlt – selbst wenn diese nur nach eigenen Interessen handeln.
Berichte über Folter
Im Frühjahr 2016 wurden nach Einschätzung der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in den damals etwa zehn betriebenen Auffanglagern 3.000 bis 3.500 Menschen festgehalten. Menschenrechtsgruppen kritisieren, dass es in den meisten dieser Lager weder genügend Wasser, Lebensmittel noch das notwendige medizinische Personal gibt. Zudem häufen sich Berichte über Folter und schwere Misshandlungen.
Seitdem im August 2014 die Kämpfe zwischen rivalisierenden Milizen das Land endgültig ins Chaos stürzten, hat die IOM nach eigenen Angaben mehr als 3.000 Migranten aus 27 Ländern auf freiwilliger Basis von Libyen zurück in die Heimatländer überführt. (epd/mig) Aktuell Ausland
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