Extremismusforscher Zick
Viel Luft nach oben bei Bekämpfung rechtsextremer Gewalt
Dem Extremismusforscher Andreas Zick zufolge ist die Gefahr, die von Rechtsextremisten ausgeht, ungebrochen. Er mahnt eine systematische Analyse der rechten Szene an und fordert ein Bundeszentrum für Gewalt- und Konfliktforschung.
Von Holger Spierig Donnerstag, 06.04.2017, 4:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 06.04.2017, 18:15 Uhr Lesedauer: 1 Minuten |
Rechtsextreme Gruppen sind nach Ansicht des Extremismusforschers Andreas Zick heute stärker im Blick der Behörden als während der NSU-Mordserie. Die Gefahr rechtsextremer Gewalt bleibe jedoch aktuell, sagte Zick dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bielefeld mit Blick auf den Abschlussbericht des NSU-Untersuchungsausschusses, der am Donnerstag im NRW-Landtag vorgestellt wird. Nötig seien nicht mehr Technik und Personal, sondern Experten, die radikale Entwicklungen frühzeitig erkennen.
Die Aufarbeitung des rechtsextremen Terrorismus in Bund und Ländern zeige, dass es für Lernprozesse „noch viel Luft nach oben“ gebe, sagte Zick. Die Kooperation zwischen Behörden wie Polizei und Verfassungsschutz funktioniere häufig noch nicht gut. Auch die Weiterbildung von Polizisten mit Blick auf neue Phänomene im Bereich des Extremismus „ist deutlich zu verbessern“, sagte der Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. Das meinten auch die Beamten selbst.
Forscher für systematische Analyse von Rechtsextremisten
Der Konfliktforscher mahnte eine systematische Analyse der Radikalisierungen von Rechtsextremisten an. Das müsse von mehreren Fachrichtungen untersucht werden. Zick sprach sich für ein bundesweites Zentrum der Gewalt- und Konfliktforschung aus. „Ich bin gerne bereit, so ein Zentrum aufzubauen“, sagte er. Voraussetzung sei jedoch eine Unterstützung von langfristigen Strukturen.
Rechtsextreme Gruppen haben nach Zicks Einschätzung ihre Strategie geändert. Er äußerte sich besorgt darüber, dass rechtspopulistische Strömungen rechtsextremen Gruppen Auftrieb gegeben hätten. Im Zuge der „Pegida“-Demonstrationen und Angriffe auf Flüchtlinge hätten sich rechtsextreme Gruppen weiter abgeschottet und radikalisiert. „Es sind eher zellenförmige Gruppen, die mit besonderer Schärfe den Kampf um die Straße, den Widerstand gegen das Establishment propagieren“, erläuterte Zick. Sie seien gut vernetzt durch den Tausch von Propaganda und Szenekultur. (epd/mig) Aktuell Panorama
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