Konferenz im Außenministerium
Gabriel setzt auf Friedenspotenzial der Religionen
Bürgerkrieg in Syrien, gewaltsame Konflikte in Afrika, religiöse Radikalisierung in Europa: Die Bundesregierung will verstärkt mit Religionsvertretern zusammenarbeiten, um Krisen zu lösen.
Dienstag, 23.05.2017, 4:23 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 25.05.2017, 12:12 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) setzt bei der Lösung gewaltsamer Konflikte und Krisen verstärkt auf den Dialog der Religionen. Man müsse ihre Kräfte dort freisetzen, wo Gesellschaften drohten auseinanderzudriften, sagte Gabriel am Montag bei der Konferenz „Friedensverantwortung der Religionen“ in Berlin. In dieser Situation bräuchten Gesellschaften besonders viel Kraft und Mut. Religionen könnten dabei ein wichtiger Motor und Begleiter sein.
Erstmals fand ein Treffen dieser Art in Berlin statt. Mehr als 100 Religionsvertreter aus 53 Staaten nahmen an der zweitägigen Konferenz teil. Sie repräsentierten unter anderem das Judentum, das Christentum und den Islam sowie weitere Religionen aus Europa, dem Mittleren und Nahen Osten und aus Nord- und Westafrika.
Die Bundesregierung will sich künftig verstärkt mit Religionsvertretern zum Thema Friedensverantwortung austauschen und setzt den Schwerpunkt unter anderem auf die Bildung an Schulen und Hochschulen, die Mediation bei Konflikten sowie die Öffentlichkeitsarbeit. Teil der Konferenz sind zudem verschiedene Arbeitsgruppen. Die Gespräche und Ergebnisse sollen vertraulich bleiben.
Kavazovic: Islam ist eine friedliche Religion
Der Oberrabbiner David Rosen aus Jerusalem betonte die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Politik und Religion. Man müsse sich die Frage stellen, warum Religionen missbraucht würden und häufig Konflikte verschlimmerten, als zur Lösung beizutragen. Rosen ist internationaler Direktor für interreligiöse Angelegenheiten beim American Jewish Committee. Er war der Oberrabbiner von Irland und der Großrabbiner der größten orthodoxen jüdischen Gemeinde in Südafrika.
Der Großmufti in Bosnien und Herzegowina, Reis-ul-ulema Husein Kavazovic, hob hervor, dass der Islam eine friedliche Religion sei. Als religiöse Leitinstanz müsse man Missbrauch entgegenwirken. In der heutigen Welt sei der Frieden überall gefährdet, betonte der Großmufti aus Sarajewo. Die Vorsitzende des Zentralausschusses des Ökumenischen Rates der Kirchen, Agnes Abuom, forderte mehr Gleichberechtigung für Frauen. Sie unterstrich die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Gemeinden, im Kampf gegen Armut und die Zerstörung der Umwelt.
Gabriel vertraut „Friedenspotenzial der Religionen“
Im Kern seien es immer noch die Staaten, die sich in internationalen Beziehungen friedlich verhalten und ihre menschenrechtlichen Verpflichtungen einhalten sollten, sagte Außenminister Gabriel. Die Religionen bewahrten ein tiefes Wissen um Schuld, Vergebung und Versöhnung. Ihre Widerstandsfähigkeit müsse man sich zunutze machen. „Ich habe Vertrauen in das große Friedenspotenzial der Religionen“, sagte Gabriel. Er schloss nicht aus, dass eine ähnliche Konferenz erneut stattfinden wird und weitere Religionsvertreter eingeladen werden.
Das Treffen fand kurz vor Beginn des 36. Evangelischen Kirchentags vom 24. bis 28. Mai in Berlin und Wittenberg statt. Das alle zwei Jahre veranstaltete Protestantentreffen steht im Zeichen des 500. Reformationsjubiläums. (epd/mig) Aktuell Politik
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