Neuer Höchststand
Mehr Menschen auf der Flucht als je zuvor
Noch nie gab es so viele Flüchtlinge wie 2016. Mehr als 40 Millionen Menschen flüchteten innerhalb ihres Heimatlandes, rund 25 Millionen über die Grenzen. UNHCR fordert Konflikt- und Katastrophenprävention.
Dienstag, 20.06.2017, 4:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 25.06.2017, 22:33 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Weltweit sind mehr Menschen auf der Flucht als je zuvor. Nachdem das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen schon vor einem Jahr mit einem dramatischen Höchststand an die Öffentlichkeit gegangen war, stieg die Zahl der Flüchtlinge zuletzt noch weiter an: Ende 2016 waren es 65,6 Millionen, wie das UNHCR am Montag in Genf mitteilte. Damit lag die Zahl noch einmal um 300.000 höher als im Jahr zuvor.
Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, betonte, die globale Flüchtlings- und Vertriebenenkrise habe eine Dimension angenommen, die unter keinen Umständen zu akzeptieren sei. Die Weltgemeinschaft müsse sich stärker für die Vermeidung möglicher Kriege und die Lösung bestehender Konflikte einsetzen.
Das Kinderhilfswerk Terre des Hommes verwies auf den großen Anteil minderjähriger Flüchtlinge. Etwa die Hälfte der rund 65 Millionen Menschen auf der Flucht sei unter 18. „Diese erschreckenden Zahlen zeigen: Wer von Flüchtlingen spricht, spricht von Kindern“, sagte Vorstandssprecher Jörg Angerstein zum Weltflüchtlingstag an diesem Dienstag. Die Bundesregierung sei auch in der Pflicht, mehr für Flüchtlingskinder in Deutschland zu tun. Er verwies unter anderem auf die Zusammenführung von Familien.
UN-Kommissar: Familienzusammenführungen ermöglichen
Auch der stellvertretende UN-Flüchtlingshochkommissar Volker Türk appellierte an die Aufnahmeländer, Familienzusammenführungen zu ermöglichen. Die Trennung von Familien sei eines der großen Probleme auf der Flucht, sagte der UN-Beamte aus Österreich am Montag in Berlin. Deutschland hat im vergangenen Jahr das Recht auf Familiennachzug für die Gruppe der subsidiär Schutzberechtigten ausgesetzt. Betroffen sind vor allem Syrer.
Das „Bündnis Entwicklung Hilft“ verlangte mehr Katastrophenvorsorge. Bei Menschen, die innerhalb ihres Landes auf der Flucht sind, seien Naturkatastrophen die hauptsächlichen Auslöser: 24,4 Millionen Menschen hätten 2016 deswegen ihre Heimat verloren.
Syrien größte Vertriebenenkrise weltweit
Nach den jüngsten UNHCR-Angaben sind gut 40 Millionen Menschen innerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht. Als Flüchtlinge im völkerrechtlichen Sinne bezeichnet das UNHCR weitere 22,5 Millionen Menschen. Sie sind vor Gewalt und Verfolgung aus ihrem Heimatland geflohen. Zudem zählt das Hilfswerk 2,8 Millionen Menschen, die sich um Asyl beworben haben.
Insgesamt wurden den Zahlen zufolge mehr als zehn Millionen Menschen 2016 neu in die Flucht gezwungen, gleichzeitig kehrten Millionen ehedem geflohene Menschen in ihre Heimat zurück. Vor dem 2011 begonnenen Bürgerkrieg in Syrien flohen den Angaben zufolge zwölf Millionen Einwohner, Syrien zählt laut UNCHR als größte Vertriebenenkrise weltweit.
Größtes Aufnahmeland ist Türkei
Ein weiterer Brennpunkt ist Afghanistan, wo laut UNHCR 4,7 Millionen Menschen geflohen sind. Zudem seien 4,2 Millionen Iraker auf der Flucht vor Kämpfen und Verfolgung. Vor der Gewalt im Südsudan brachten sich 3,3 Millionen Männer, Frauen und Kinder in Sicherheit. Der Konflikt im Südsudan hat laut den UNHCR-Experten die am schnellsten eskalierende Flüchtlingskrise verursacht.
Größtes Aufnahmeland ist weiterhin die Türkei: Sie beherbergte Ende 2016 laut UNHCR rund 2,9 Millionen Flüchtlinge. Pakistan folgte mit 1,4 Millionen Flüchtlingen, im Libanon hielten sich laut UNHCR Ende 2016 gut eine Million Flüchtlinge auf. (epd/mig) Leitartikel Panorama
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