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Afrika online

Wie die Digitalisierung die Entwicklungshilfe vorantreiben soll

Smartphones und WLAN für den afrikanischen Kontinent: Neue Technologien sollen helfen, Armut und Hunger zu bekämpfen. Experten sehen Potenzial für einen enormen Entwicklungsschub. Doch die Digitalisierung erleichtert auch den Machtmissbrauch.

Von Tanja Tricarico Dienstag, 04.07.2017, 4:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 26.06.2020, 11:37 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Rund 10.000 Kilometer ist der junge Farmer gereist, um in Deutschland seine Waren vorzustellen. Auf dem ugandischen Land betreibt er eine Mangofarm, die Früchte trocknet er und verkauft sie im ganzen Land. Die Geschäfte könnten gut laufen. Was ihm fehlt, ist vor allem eine gute Internetverbindung und Software, damit er die Bestellungen seiner Kunden bearbeiten kann.

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Es sind Menschen wie der Mangofarmer, die die Bundesregierung während ihrer G20-Präsidentschaft im Blick und nach Deutschland eingeladen hat. Er ist jung, gut ausgebildet, hat eine Geschäftsidee – und will diese vorantreiben. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Afrika zum Schwerpunkt gemacht – und die Digitalisierung. Neue Technologien sollen helfen, die Menschen aus der Armut zu holen und eine Perspektive zu schaffen.

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Digitalisierung als „Game Changer“

„Die rasante Entwicklung von Internet und Mobilfunk verändern den afrikanischen Kontinent – mehr als 50 Jahre Entwicklungshilfe“ – davon ist Christoph Kannengießer, Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, überzeugt. Das Internet verbreite sich auf dem afrikanischen Kontinent schneller als in irgendeiner anderen Region der Welt. „Vor allem in den ländlichen Regionen Afrikas fehlt es an Infrastruktur“, sagt Kannengießer. „Durch mobile Technologie wird die Entwicklung der Länder vorangetrieben.“

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Experten bezeichnen die Digitalisierung Afrikas als „Game Changer“, als ein Mittel, das einen echten Entwicklungsschub leisten kann. Eines der prominentesten Beispiele ist das mobile Transfergeldsystem M-Pesa, das unter anderem in Kenia eingesetzt wird. Damit können die Kunden ihre Geldgeschäfte per Mobilfunk regeln. Sie sind damit unabhängig von Finanzinstituten, die es in vielen Regionen Afrikas nur spärlich gibt. Mit dem System wird bezahlt, werden Gehälter und Geld an die Familie auf dem Land überwiesen.

Digitalisierung kann für Wachstum sorgen

Digitale Technologien werden auch im Gesundheitswesen immer wichtiger. In Kamerun wurde beispielsweise ein „Cardiopad“ entwickelt. Damit können EKG-Werte direkt an einen Facharzt übermittelt werden, der eine Diagnose stellen kann, auch Hunderte Kilometer entfernt. Die Logistikbranche arbeitet zudem an Transportdrohnen, die Medikamente oder andere Güter in ländliche Regionen bringen können, die schwer zugänglich sind.

Dass die Digitalisierung für einen Wachstumsschub in Afrika sorgen kann, bestätigen auch die Experten von Germany Trade & Invest (GTAI). Die Technologien erleichtern etwa die Energie- und Wasserversorgung, in dem sie die Steuerung der Netze übernehmen, heißt es dort. Die GTAI ist die Außenwirtschaftsagentur der Bundesregierung. Sie unterstützt Unternehmen, im Ausland zu investieren und hilft umgekehrt ausländischen Firmen in Deutschland. Mit Hilfe der Digitalisierung könnten Zielgruppen in Afrika erreicht werden, die bisher keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu Märkten hatten.

Problem: Kontrolle durch Digitalisierung

Das hofft auch Mathias Mogge aus dem Vorstand der Welthungerhilfe. Aber es gibt auch Schattenseiten. „Mit Hilfe der Digitalisierung kann man Menschen auch einfacher kontrollieren“, sagt Mogge. „Das ist eine Problematik, die häufig ausgeblendet wird.“

Für den Entwicklungsexperten ist der Zugang zu Informationen ein Menschenrecht. „Die Regierungen müssen dafür sorgen, dass die Bevölkerung die neuen Technologien verantwortlich nutzen kann.“ Der Datenschutz dürfe nicht unter den Tisch fallen, sondern müsse von Anfang an mitgedacht werden. Doch genau daran fehle es häufig. Diese Gefahr sieht auch Kannengießer vom Afrika-Verein, etwa beim Umgang mit Krankenakten. „Aber die Gefahr beschränkt sich ja nicht nur auf Entwicklungsländer“, sagt er.

Jeder vierte Afrikaner online

Ein Smartphone benutzt mehr als die Hälfte der Bevölkerung Afrikas. Jeder vierte Afrikaner ist neuesten Erhebungen zufolge online. Stabile Internetverbindungen oder Mobilfunkmasten fehlen jedoch vor allem in den ländlichen Regionen des Kontinents. „Daran muss gearbeitet werden“, sagt Mogge. „Das wird einen positiven Effekt haben, wenn man den Zugang zum Internet zum Wohle der Bevölkerung richtig nutzt.“

Dem Mangobauern aus Uganda erleichtert die Digitalisierung den E-Mail-Verkehr. Bekommt er Zugang zu Spezialanwendungen, kann er die Bewässerung seiner Plantagen steuern oder die Marktpreise einschätzen, bevor er den Zwischenhändlern ein Angebot macht. Doch die beste Internetverbindung hilft nur wenig, die Mangos in die Stadt zu bringen. Die Straße zum Markt muss dringend ausgebaut werden. (epd/mig) Leitartikel Politik

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