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Telefonseelsorge "Doweria"

Ein Stück Heimat für russischsprachige Anrufer

"Doweria" ist das russische Wort für "Vertrauen". Die russische Telefonseelsorge aus Berlin bietet Anrufern ein Stück Heimat. Sie ist rund um die Uhr besetzt und damit europaweit einzigartig.

Von Leonore Kratz Dienstag, 01.08.2017, 4:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 06.08.2017, 12:34 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Im Frühjahr und Herbst klingelt das Telefon am häufigsten. „Alle psychischen Zustände werden in diesen Jahreszeiten akuter“, erläutert Tatjana Michalak. Die 44-jährige Psychologin aus der Ukraine leitet seit 2007 die russischsprachige Telefonseelsorge „Doweria“ in Berlin. Etwa 7.000 Menschen pro Jahr nehmen die Beratung der mehr als 90 ehrenamtlichen Mitarbeiter in Anspruch. „Doweria“ (deutsch: Vertrauen) ist 24 Stunden besetzt – als europaweit einzige russische Telefonseelsorge.

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In der Bundesrepublik leben nach den Worten Michalaks bis zu fünf Millionen russischsprachige Menschen, allein in Berlin und Brandenburg seien es mehr als 800.000. Die Anrufe bei „Doweria“ kamen aber auch schon aus Japan, Israel oder der Schweiz, wie Michalak berichtet. Allerdings gibt es nur einen Standort und damit nur eine Leitung. Im Vergleich: Die deutschsprachige Organisation „TelefonSeelsorge“ gibt es an insgesamt 133 Standorten.

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Die Themen der russischsprachigen Anrufer unterscheiden sich nicht groß von jenen der deutschen, findet Mitarbeiterin Ludmilla. Die typischen Beratungsthemen seien Suchtprobleme, familiäre Konflikte, Gewalt, Verluste oder Einsamkeit, erzählt die Rentnerin, die seit 2004 im Team von „Doweria“ ist.

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Viele fühlen sich fremd

Dann fällt ihr doch ein Unterschied ein: „Unsere Anrufer verbindet das Weltgefühl aller Migranten. Viele fühlen sich hier noch fremd.“ Einige Einwanderer der ehemaligen Sowjetunion beklagten am Telefon, dass sie in Deutschland nicht mehr ihren gelernten Beruf ausüben können.

„Doweria“ gibt es seit 1998. Entstanden ist die Idee in der psychologischen Fakultät an der Berliner Zweigstelle der Universität Sankt Petersburg. Die Studenten sollten ihr gelerntes Wissen anwenden und waren in einem Privatzimmer rund um die Uhr zur Beratung erreichbar. Heute ist „Doweria“ ein Projekt der Diakonie und finanziert sich aus Spenden.

Gefühl der Fremdheit in Deutschland

Zu den Studenten zählte damals Tatjana Michalak, die heutige Leiterin. Sie kümmert sich auch um die russischsprachigen Ehrenamtlichen, die bei „Doweria“ am Telefon sitzen. Viele von ihnen kennen das Gefühl der Fremdheit in Deutschland: „Viele bearbeiten hier ihre Barrieren, mit Einheimischen zu kommunizieren“, sagt Michalak.

Die Muttersprache schaffe nicht nur bei den Anrufern Vertrauen, sondern gebe auch den Mitarbeitern ein Stück Heimat, sagt die 31-jährige Olga. Durch die Aufgabe als Telefonseelsorger fühlen sich viele nützlich und gebraucht. Die gelernte Betriebswirtin macht zurzeit eine Weiterbildung als Migrations- und Integrationsberaterin. „Es gibt ja nicht nur Russen“, lacht sie. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel

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