Studie unter Verschluss?
Doku: Kirchen meiden Auseinandersetzung mit AfD
Ausgangspunkt für eine SWR-Recherche zu Christen und die AfD soll eine von der Konrad-Adenauer-Stiftung unter Verschluss gehaltene Studie gewesen sein. Die Stiftung widerspricht: Druck seitens rechtskonservativer Kirchenkreise habe es nicht gegeben.
Donnerstag, 14.09.2017, 4:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 14.09.2017, 17:42 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Eine Dokumentation des Südwestrundfunks (SWR) wirft den Kirchen vor, nicht entschieden genug gegen rechtes Gedankengut und AfD-Funktionäre in den eigenen Reihen vorzugehen. Ausgangspunkt für die Recherchen war nach SWR-Angaben eine bereits vor zwei Jahren erstellte, aber bislang unter Verschluss gehaltene Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung, in der vor „Radikalisierungstendenzen am rechten Rand der Kirchen“ gewarnt wurde. Die CDU-nahe Stiftung wies diese Darstellung am Mittwoch in Berlin zurück.
Das Meinungspapier „Unheilige Allianzen“ vom Juni 2015 sei an einen Kreis interessierter Leser versandt worden und könne damit nicht „unveröffentlicht“ genannt werden, sagte Pressesprecher Tobias Bott dem Evangelischen Pressedienst auf Anfrage: Es habe keinen Druck seitens ‚rechtskonservativer Kirchenkreise‘ gegeben, die die Veröffentlichung verhindern wollten, wie Filmautor Thomas Leif behaupte. Ganz im Gegenteil habe es nach der Veröffentlichung „rege Diskussionen um die Kernaussagen des Papiers“ gegeben.
Doku: Kirchen meiden Auseinandersetzung mit AfD-Vertretern in Kirchen
Der Film „Wahre Christen oder böse Hetzer? Spaltet die AfD die Kirchen?“ geht der Frage nach, wie sich die Kirchen gegenüber Sympathisanten und Mitgliedern der rechtskonservativen Partei positionieren. Das Fazit des Filmautors Leif lautet, dass vielen Verantwortlichen in den Kirchen die AfD-Vertreter in den eigenen Reihen peinlich sei, eine intensive Auseinandersetzung vielerorts aber vermieden werde. Die Untersuchung zum Einfluss rechter Kräfte auf konservative Kirchenkreise wird in dem Film allerdings nicht direkt erwähnt. Das SWR-Fernsehen sendet den Film am Donnerstag, 14. September, ab 21 Uhr.
Der knapp 45-minütige Bericht begleitet einige Mitglieder der Vereinigung „Christen in der AfD“. Er zeigt auch Versuche von Kirchengemeinden, in kontroversen Diskussionsveranstaltungen mit der AfD ins Gespräch zu kommen sowie die Beteiligung von Kirchen an Anti-Rechts-Protesten. Führende Kirchenvertreter gehen in dem Film auf deutliche Distanz zur AfD. So erhebt der württembergische evangelische Landesbischof Frank Otfried July in dem Film den Vorwurf, die AfD habe mit ihren Positionen eine Stimmung befeuert, die flüchtlingsfeindliche Gewalttaten möglich gemacht habe. (epd/mig) Aktuell Panorama
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Aus meiner eigenen Erfahrung heraus mag ich die pauschalisierende Headline keineswegs bestätigen. Ich arbeite seit Jahrzehnten in kirchlichen Gremien ehrenamtlich mit, und eigentlich nie habe ich in diesem Kreis, aber z.B. auch nicht in der mir einigermaßen bekannten hiesigen Diözesanverwaltung, rechtspopulistische Tendenzen wahrgenommen. Das absolute Gegenteil ist der Fall! Ich habe keinen Einblick in entsprechende Einrichtungen der evang. Kirche, halte rechte Umtriebe aber, genau genommen, dort für noch unwahrscheinlicher. Deshalb wundere ich mich sehr über die obige Veröffentlichung des EPD. Eigentlich müssten die es wirklich besser wissen! Aus den Reihen der Bischöfe und anderer leitender Kirchenleute beider Konfessionen ist meines Wissens nach kein einziger als Sympathisant der AfD bekannt geworden. Hingegen werden die rassistischen und anti-emanzipatorischen Äußerungen aus der AfD stets entschieden verurteilt, und vor allem auch viele ihrer Programmbestandteile eindeutig zurückgewiesen. Was es allerdings ganz gewiss gibt, und eine Menge schlimmer, diesbezüglicher Foren und Blogs belegen es, das ist eine nicht geringe Anzahl von ultrakonservativen bis reaktionären, sich christlich nennenden, Menschen. Bei den Protestanten hauptsächlich im freikirchlich, evangelikalen Bereich, weniger in den Landeskirchen. Bei den katholischen Anhängern der AfD handelt es sich einerseits, um die außerhalb der verfassten Kirche stehende Anhängerschaft der reaktionären „Bruderschaft Pius X“, allerdings auch um Rechtskatholiken innerhalb der Kirche, denen die gesamte Richtung des nachkonziliaren Katholizismus suspekt ist. Es sind übrigens die gleichen, die dem Kirchenkurs des jetzigen Papstes Franziskus, und hier besonders seinem Einsatz für Verfolgte und Flüchtlinge, sehr kritisch bis ablehnend gegenüber stehen.
Man sollte allerdings beachten, evang. Zahlen stehen mit nicht zur Verfügung, es wird dort aber nicht viel anders sein, dass es sich bei den katholischen Anhängern der Rechtspopulisten um eine deutliche Minderheit von etwa 10 bis maximal 15% der Kirchenmitglieder handelt. Immer noch viel zu viele! Die tendenziöse Titelzeile über dem Artikel des evang. Pressedienstes EPD rechtfertigen sie allerdings keineswegs!