Nordrhein-Westfalen
Migranten sollen Integration durch Namensänderung verfestigen
Einwanderer mit komplizierten Namen sollen in Zukunft ihren Namen unter vereinfachten Bedingungen ändern können, um ihre Integration zu verfestigen. Das möchte die nordrhein-westfälische Landesregierung über eine Bundesratsinitiative erreichen. Verankert waren die Pläne bereits im schwarz-gelben Koalitionsvertrag.
Montag, 02.10.2017, 4:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 03.10.2017, 17:31 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die nordrhein-westfälische Landesregierung will sich für eine Änderung des Namensrechts stark machen. Künftig solle es leichter möglich sein, dass auch Kinder den möglichen Doppelnamen ihrer Eltern tragen, sagte Familienminister Joachim Stamp (FDP) der Rheinischen Post. Bislang dürfen aus der Ehe hervorgegangene Kinder einen solchen Doppelnamen nicht übernehmen. Ketten mit mehr als zwei Nachnamen sollen aber weiterhin verboten bleiben.
Nach den Vorstellungen der schwarz-gelben Landesregierung sollte es zudem einfacher werden, den Nachnamen zu ändern. „Von einer Vereinfachung des Namensrechtes können unter anderem Menschen profitieren, deren Name Anlass für Spott bietet“, sagte Stamp der Zeitung. Auch Einwanderer mit komplizierten Nachnamen sowie Menschen nach einer Geschlechtsumwandlung könnten von einer solchen Reform profitieren. In den USA sei es längst Praxis, dass aus „Herrn Schmidt“ etwa „Mister Smith“ werde.
Die geplante Änderung wurde bereits im schwarz-gelben Koalitionsvertrag vereinbart. „Das Namensrecht in Deutschland ist nicht zeitgemäß. Sofern keine Namensketten entstehen, wollen wir, dass alle Mitglieder einer Familie die Möglichkeit haben, den gleichen Namen zu tragen, auch wenn es etwa ein Doppelname ist. Gleichzeitig wollen wir den Wünschen vieler zugewanderter Menschen nachkommen und ermöglichen, dass sie ihre Integration durch eine Namensänderung verfestigen können“, heißt es darin
Bundesjustizministerium prüft
Eine Änderung wäre über eine Bundesratsinitiative möglich. Bei ihrem Vorhaben könnte die NRW-Landesregierung Unterstützung aus Berlin bekommen: Das Bundesjustizministerium prüft dem Bericht zufolge derzeit, ob die geltenden Regelungen im deutschen Namensrecht zu restriktiv, zu wenig flexibel und damit nicht mehr zeitgemäß sind. Diese Prüfung sei aber noch nicht abgeschlossen.
Deutsche Ehepaare folgten noch sehr oft dem traditionellen Muster, hieß es. Demnach entscheiden sich mehr als zwei Drittel der Paare für einen gemeinsamen Nachnamen, in über 90 Prozent der Fälle ist dies der Nachname des Mannes. (epd/mig) Aktuell Politik
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Ganze Regalmeter sozialwissenschaftlicher Forschungsliteratur sind in den letzten Jahren zu der Frage entstanden, ob, und wenn ja wie, sich ein „ausländischer“ (lies: türkischer bzw. arabischer oder afrikanischer) Nachname auf den Bewerbungserfolg am Arbeits- und Wohnungsmarkt auswirkt. Antwort: In der Regel negativ. Betroffene hätten für diese Erkenntnis keine teuren Forschungsprojekte benötigt. Aber so ist ihr Erleben zumindest wissenschaftlich gesichert. Immerhin.
In Frankreich hat man dafür bereits seit längerem eine einfache Lösung gefunden. Ist der Name der französischen Zunge oder dem Ohr nicht kommod, wird er einfach durch Weisung eines Vorgesetzten oder Lehrers geändert. Aus „Mohammed“ wird „Alexandre“, aus „Sélima“ wird „Anne“ und aus „Rachid“ „Richard“. Die Kunden, die Vermieter, die Arbeitgeber, Sie kennen das.
Dabei lässt sich die Abkehr von der eigenen Identität eigentlich kaum drastischer ausdrücken, als durch eine Namensänderung. Die Wirkung einer solchen Entscheidung auf die Angehörigen, besonders die Eltern, beschreibt u. a. der bekannte marokkanische Schriftsteller Taha Ben Jelloun in seinem Roman „Zurückkehren“.
Von bestimmter Seite wird gern auf die ostasiatische Community verwiesen, wo es bereits ohne viel Aufhebens gang und gäbe sei, den Kindern englische oder französische Vornamen zu geben, wenn sie in den USA, Kanada oder Frankreich aufwachsen sollen. Selbst unter der Prämisse, dass ein landestypischer Vorname für das Kind tatsächlich ein Indikator einer höheren Integrationsbereitschaft ist, ändert das nichts an der Tatsache, dass es ein „Florian Huong“ in den bereits genannten Bereichen des sozialen Lebens eben doch einfacher hat als eine „Lena Öztürk“ oder „Sabine Okonkwo“.
Aber, so wird mancher entgegenhalten wollen, in dem von der NRW-Regierung eingebrachten Vorschlag geht es ja gar nicht um den Vornamen, sondern den Familiennamen. Noch schlimmer!
Integration ist keine Einbahnstraße, heißt es. Richtig. Und das bedeutet auch, dass es ein Unding ist, wenn der Grünen-Vorsitzende auch nach über fünfzig Jahren Einwanderungsgeschichte immer noch als „Herr Ö-Z-türk“ (mit gut hörbarem deutschem z) vorgestellt wird. Oder ein Nachrichtensprecher bei der Artikulation arabischer, persischer oder türkischer Namen auch nur den Hauch jedes Versuchs einer einigermaßen korrekten Aussprache unterlässt. Wenn man auf Einwohnermeldeämtern darüber diskutieren muss, ob die Silbe „El“ nun Namensbestandteil oder Namenszusatz ist (was der Beamte natürlich immer besser weiß als der Namensträger selbst). Wenn im Servicecenter international tätiger Großunternehmen der „Helpdesk-Manager“ für alle Anwesenden gut vernehmbar seinem Kollegen zuruft, dass „der Herr Dingsbums“ ein Anliegen hat.
Man kann sich diesbezüglich die Auffassung meines ehemaligen Physiklehrers zu Eigen machen, der einst auf den zarten Korrekturhinweis des afghanischen Mitschülers in bestem Hessisch entgegnete, er könne „ja ned jeden südosttscherkessische Dialekt“ können. Man kann aber auch dahinterkommen, dass mit dem Vorschlag aus NRW der Spieß in bekannter Manier wieder einmal einfach umgedreht wird. Wenn „ihr“ benachteiligt werdet, liegt das daran, dass „ihr“ es bislang versäumt habt, euch durch Annahme eines anständigen mitteleuropäischen Namens zu integrieren. Statt die für alle sichtbare strukturelle Diskriminierung endlich anzugehen, wird großspurig erklärt, „Wünsche der Migranten“ erfüllen zu wollen. Auf welcher Grundlage diese vermeintlichen „Wünsche“ basieren, wird in der Diskussion natürlich wieder einmal sauber ausgespart.
@Catherine
Sie haben den Artikel nicht gelesen oder nicht verstanden. Die Migranten erhalten lediglich das Recht ihren Namen einfach ändern zu lassen wenn es Ihnen nicht gefällt bzw. wenn er ein Integrationshindernis für diese ist. Übrigens finde ich viele osteuropäische Namen komplizierter als arabische oder türkische. Diese werden dieses Gesetz zu schätzen wissen.
Und nein, niemand auf diesem Planeten wird abverlangt jeden erdenklich Namen zu kennen und aussprechen zu können. Das können auch Sie selbst nicht! Da hat Ihr Lehrer einfach nur recht gehabt.
Da kommt eine Landesregierung her und macht den Vorschlag, dass man auf eigenen Wunsch seinen Nachnamen einfacher ändern kann und der erste Kommentar den ich hier lese ist ein Gejammer über die benachteiligte Lena Ö-Z-Türk.
Mein Familienname wird von Arabern, Türken, Franzosen und Deutschen falsch ausgesprochen. Und ich sch*** drauf.
Wenn man sonst keine Probleme hat. Kein Mensch setzt sich dafür ein, dass französische oder russische Namen ausgesprochen werden, aber Opfer deutscher Namensdiktatur scheint für Catherine wohl nur der Araber und der Türkmzu sein. Schäbisch einseitig.
Vielleicht war es wirklich ein schlechte Idee der Landesrgierung und wir sollten Vor- und Nachnamen mit Nummern ersetzen. Sooooo ist dann gerecht.
Es wäre wünschenswert, die türkischen Namen der deutschen Schreibweise anzupassen. Da im deutschen Alphabet die Buchstaben mit den türkischen Zusatzzeichen, wie ş, ç und ğ nicht vorkommen und einige Buchstaben anders ausgesprochen, werden, bspw. c als dsch, kann jemand, der keine Kenntnis des Türkischen besitzt, meist die richtige Aussprache aus dem Schriftbild allein nicht erkennen.
So sollte man bspw. den Familiennamen Koç > Kotsch der Aussprache gemäß schreiben, damit er von Deutschen nicht Kock ausgesprochen wird, oder Şaban > Schaban usw. In älteren deutschen Texten aus der Zeit vor Umstellung des Schriftsystems in der Türkischen Republik vom arabischen auf das lateinische finden wir türkische Namen z. T. noch so geschrieben, wie sie ihrer Aussprache nach im Deutschen geschrieben werden.
@Catherine
Ein Marokkaner erzählte mir einmal, daß sein französischer Lehrer in der Schule oder dem Institut, wo er in Marokko gelernt hatte, anwandte und den marokkanischen Schülern einfach französische Vornamen gab. Ich erhielt den Eindruck, daß ihm diese „französische Lösung“ sehr übel aufgestoßen war und seine Abneigung gegen die ehemaligen Kolonialisten nur noch vergrößert hatte.
In Bulgarien hatte man in der Zeit vor dem Sturz des kommunistischen Regimes allen türkischstämmigen muslimischen Bulgaren zwangsweise bulgarische (christliche) Namen verpaßt und ihnen bei Geldstrafe den Gebrauch der türkischen Sprache verboten.
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