Der Tschad ist selbst arm und hat dennoch 700.000 Geflüchtete aus dem Sudan aufgenommen. Deutschland will das Land dabei unterstützen, die Menschen langfristig zu versorgen – nicht ohne Eigennutz. Eine Analyse zeigt: Entwicklungshilfe kommt Deutschland zugute.
Zwei Monate vor der Weltklimakonferenz in Baku verkündet Deutschland sinkende Hilfen für Entwicklungsländer – eine der wichtigsten Bausteine im Kampf gegen Fluchtursachen. Experten sehen ein größeres Problem: Kürzungen im Entwicklungsetat. Eine Studie zeigt, wie ernst die Lage ist.
Mehr Krisendiplomatie, vorausschauende Planung: Das Auswärtige Amt präsentiert eine neue Strategie für die humanitäre Hilfe. Experten bemängeln vor allem die fehlenden finanziellen Mittel für die Umsetzung des Strategiepapiers. Der Etat wird halbiert.
Die Liberalen dringen immer wieder auf Abstriche bei der Entwicklungspolitik. Jetzt beabsichtigen sie, das dazugehörige Ministerium künftig in das Auswärtige Amt einzugliedern. Dagegen regt sich Protest.
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) muss voraussichtlich mit weniger Geld auskommen. Folgen könnte dies bei akuten Krisen haben, sagt Schulze im Gespräch. Auf Einschnitte müssten sich auch deutsche Hilfsorganisationen einstellen. Von Lena Köpsel und Moritz Elliesen
Der Bundeshaushalt 2025 ist auf den Weg gebracht. Für Entwicklungs- und humanitäre Hilfe sieht er deutlich weniger Geld vor. Man könne nicht mehr mitmischen wie bisher, sagt Finanzminister Lindner – und verteidigt Verschärfungen beim Bürgergeld.
Weltweit hungert schätzungsweise jeder elfte Mensch, in Afrika sogar jeder Fünfte. Die Deutsche Welthungerhilfe sieht viele Hilfsprojekte bedroht. Schuld ist der Rotstift, den die Bundesregierung angesetzt hat. Auch Unionspolitiker warnen vor den Folgen der Kürzung: mehr Flucht.
„Beispiellos“, „kurzsichtig“, „Schneckenhaus-Mentalität“: Die geplanten Einschnitte bei der Entwicklungshilfe erzürnen „Brot für die Welt“. Die Politik lasse sich von populistischen Stimmen jagen, beklagt das Hilfswerk. Weniger Geld koste Menschenleben.
Mehr Kohärenz und eine stärkere Orientierung an Konzepten aus Afrika: Die Welthungerhilfe und terre des hommes dringen auf eine einheitliche Afrikastrategie der Bundesregierung. Dabei heben sie das Potenzial des Kontinents hervor.
Nationalistische und populistische Narrative bedrohen die Entwicklungszusammenarbeit, beklagt Misereor-Chef Pirmin Spiegel. Die Diskurse würden nicht nur von AfD-, sondern auch von Unions- und FDP-Politikern bedient. Werte seien aber keine nationalen Projekte. Von Nora Frerichmann