Verzögerte Evakuierung einer blutenden Schwangeren, tagelanges Ausharren an Bord: Für aus dem Mittelmeer gerettete Menschen greift noch immer kein Mechanismus für einen sicheren Hafen. Rund 200 Flüchtlinge warten auf "Alan Kurdi" und "Ocean Viking".
„Wenn der Weise zum Mond zeigt, schaut der Dummkopf auf den Finger“. Dieses altes chinesisches Sprichwort fällt mir ein, wenn ich die Debatte über Seenotrettung verfolge. Alles dreht sich um die Pull-Faktoren, auf die Push-Faktoren guckt niemand. Von Francesca Polistina
Soziologe Jean Ziegler wirft der EU vor, Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen. Die EU betreibe eine systematische Verweigerung des Asylrechts und eine reine Abschreckungspolitik. Das sei moralisch verwerflich.
Helsinki, Paris, Vittoriosa, Luxemburg: Über den Notfallmechanismus für Flüchtlinge wurde seit dem Frühsommer an unterschiedlichsten Schauplätzen gesprochen. Eine breite Mehrheit konnte das Vorhaben in der EU aber nicht gewinnen.
Beim Innenministerrat in Luxemburg steht der Notfallmechanismus auf dem Programm. Bundesinnenminister Seehofer will weitere EU-Länder überzeugen, mitzumachen. Derweil dämpft das Bundesinnenministerium die Erwartungen.
Auf den griechischen Insel spitzt sich die Lage in den Flüchtlingsunterkünften dramatisch zu: Die Zahl der Migranten aus der Türkei ist dramatisch gestiegen. In Athen und Ankara hat der deutsche Innenminister nun Hilfe in Aussicht gestellt. Dabei geht es besonders um die Küstenwache.
Auf engstem Raum harren im griechischen Camp Moria Tausende Flüchtlinge aus. Nach dem Tod einer Frau und eines Kindes, fordern Helfer die Evakuierung. Die Bundesregierung spricht von einer "Tragödie". Laut Pro Asyl herrscht im Lager "nackte Verzweiflung".
Die Zahl der Bootsflüchtlinge, die im laufenden Jahr über das Mittelmeer nach Europa kommen, ist deutlich gesunken. Auch die Zahl der Toten ist zurückgegangen. Dennoch steigt die Zahl der Flüchtlinge in der Ägäis. Seehofer reist in die Türkei.
Bundesinnenminister Seehofer möchte jeden vierten aus Seenot geretteten Bootsflüchtling aufnehmen. Das findet nur ein Drittel der Deutschen gut, zwei von fünf lehnen das ab.