Deutsche Kolonialtruppen gingen Anfang des 20. Jahrhunderts grausam gegen die Bevölkerung im heutigen Namibia vor. Deutschland will sich entschuldigen und Wiedergutmachung leisten. Doch wie, das ist strittig.
Die Aufarbeitung der deutschen Kolonialverbrechen im heutigen Namibia ist schwierig. Ziele sind eine Wiedergutmachung und eine Entschuldigung. Doch wie sie aussehen sollen, darüber verhandeln die Parteien seit Jahren. Namibia hat jetzt ein Angebot abgelehnt.
Der Leiter des Ethnologischen Museums in Berlin, Jonathan Fine, hält die Rückgabe von gestohlenen oder unrechtmäßig erworbenen Objekten aus kolonialen Kontexten für selbstverständlich. Aber auch rechtmäßig erworbene Objekte sollten Herkunftsgesellschaften zur Verfügung gestellt werden, sagt der Kunsthistoriker im Gespräch. Von Lukas Philippi
Ende 2019 kündigte Ruprecht Polenz, Sondergesandter der Bundesregierung für die deutsch-namibischen Beziehungen, nach langen Verhandlungen einen „Pakt“ an, auf dessen Grundlage eine „Wiedergutmachung“ für den Völkermord an Herero und Nama geregelt werden könnte, sollte, müsste… Von Johannes Schillo
Anfang des 20. Jahrhunderts ermordeten deutsche Kolonialtruppen Zehntausende Angehörige der Herero und Nama im heutigen Namibia. Historiker bezeichnen diese Gräueltaten als "ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts". Seit 2015 gibt es Gespräche über eine Wiedergutmachung. Verhandlungsführer Ruprecht Polenz erklärt im Interview, warum die Gespräche so lange laufen und warum es keine Entschädigung gibt. Von Mey Dudin
Nach mehr als 100 Jahren sind die Bibel und Peitsche des einstigen Nama-Führers Witbooi wieder im Besitz Namibias. Baden-Württemberg gab sie zurück - es war eine der ersten bedeutenden Restitutionen kolonialer Kulturgüter aus Afrika. Ministerin entschuldigt sich für das lange Vorenthalten.
Erstmals werden an diesem Mittwoch staatliche Vertreter Deutschlands menschliche Gebeine an Namibia zurückgeben. In den Vorjahren gab es bereits zwei ähnliche Rückgaben von deutschen Institutionen, allerdings ohne Beteiligung der Bundesregierung. MiGAZIN klärt die wichtigsten Fragen. Von Christine Xuân Müller
Opfervertreter der Herero- und Nama-Völker haben Deutschland verklagt. Sie fordern Beteiligung an Regierungsverhandlungen und Reparationen für den Völkermord. Deutschland hingegen verhandelt direkt mit der namibischen Regierung.
Vertreter der Herero und der Nama fordern eine Mitwirkung bei den Verhandlungen über die Aufarbeitung des Völkermordes im ehemaligen Deutsch-Südwest-Afrika. Reparationszahlungen müssten bei den Nachfrahren der Opfer ankommen und nicht beim Staat Namibia. Das lehnt die Bundesregierung bisher ab.
Bundestagspräsident Lammert bezeichnet den Genozid deutscher Kolonialtruppen im heutigen Namibia erstmals als Völkermord. Wer vom Genozid an den Armeniern spreche, der müsse auch die Verbrechen des deutschen Militärs im Jahrzehnt davor beim Namen nennen.