Die Frage nach der Empathie und Sensibilität für Menschen mit Flucht- bzw. Einwanderungsgeschichte hat an Stellenwert gewonnen. Doch wird diese Frage losgelöst von alten Strukturen diskutiert - im Justizwesen, in den Medien, in der Gesellschaft. Von Robert Westermann
Einen Kulturwandel fordert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in den Ausländerämtern der Republik. Diese sollten zu Aushängeschildern werden. Ein Pilotprojekt läuft bereits, das Vorhaben ist aber nicht unumstritten. Es habe sich nichts geändert.
Ein nationales Bündnis für Migration soll Deutschland fit machen für Einwanderung. Auch Unternehmen sollen in die Pflicht genommen werden. So jedenfalls sind die Pläne von Bundesinnenminister de Maizière. Der Opposition hingegen fordert von ihm ein klares Willkommenssignal.
Klaus J. Bade hat das 'Große Palaver' über Willkommenskultur auf verschiedenen Ebenen von Diskussion und praktischer Erprobung beobachtet. Sein Ergebnis: Meist geht es um das, was er nur Willkommenstechnik für Neuzuwanderer nennt. Der Weg zu Willkommenskultur als Leitkonzept einer teilhabeorientierten Gesellschaft aber ist noch weit. Bades Thesen gehören zu seinem Festvortrag zum 50jährigen Jubiläum der Otto Benecke Stiftung in Bonn am 12.3.2015. Von Prof. Dr. Klaus J. Bade
Die Deutschen sehen ihr Land zunehmend als Einwanderungsland. Trotz einwanderungskritischer Demonstrationen wächst einer aktuellen Studie zufolge die Willkommenskultur. Ausgereift ist sie aber noch lange nicht.
Nur jeder vierte ausländische Studierende möchte nach dem Studium in Deutschland bleiben. Zu Beginn des Studiums wollen dies noch zwei Drittel. Hauptgrund für die Abwanderung sind Barrieren: Sprache, Bürokratie, mangelnde Willkommenskultur. Das zeigt eine aktuelle Studie.
Der Berliner Senat ist in der letzten Zeit im Umgang mit Flüchtlingen immer wieder in die Kritik geraten. Um die Kommunikation mit den Bürgern zu verbessern, wurde jetzt ein neues Gremium ins Leben gerufen: den „Beirat für Zusammenhalt".
Integrationsminister von Nordrhein-Westfalen Guntram Schneider möchte, dass sich Muslime noch mehr in der Flüchtlingsarbeit engagieren. Dazu soll die Zusammenarbeit mit den Kommunen gestärkt werden.
Wenn man als Fremder in ein neues Land kommt, kann der Anfang durchaus schwierig sein. Abhilfe könnten "Willkommenszentren" bieten, ist Außenminister Steinmeier überzeugt. Außerdem sollte man nicht den Fehler machen, zwischen Einwanderern zu unterscheiden.
Kulturoptimisten, Kulturpragmatiker und Kulturpessimisten erleben den kulturellen Wandel in der Einwanderungsgesellschaft jeweils anders. Willkommenskultur ist hier als Vermittlung hilfreich, greift aber insgesamt noch zu kurz - Prof. Klaus J. Bade kommentiert. Von Prof. Dr. Klaus J. Bade